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Brandenburg: Rabatte im Gartenparadies

Ab jetzt gibt es ein günstigeres Tagesticket für die Bundesgartenschau – auch weil zu wenig Gäste kommen

Rathenow - Die erhofften Besucherströme lassen auf sich warten: Nun reagiert die Bundesgartenschau (Buga) in der Havelregion und dreht an der Preisschraube. Ab Freitag gibt es ein Tagesticket für jeweils einen der insgesamt fünf Standorte schon für zwölf Euro. Bisher wurden an den Kassen in Brandenburg an der Havel, Premnitz, Rathenow, Stölln und Havelberg nur Karten à 20 Euro verkauft, die immer für alle fünf Orte galten.

„Wir haben die psychologische Wirkung dieses Tickets unterschätzt“, sagte der Geschäftsführer der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft, Jochen Sandner, am gestrigen Donnerstag zur Halbzeitbilanz der Mitte April eröffneten Veranstaltung. „Radler auf dem Elberadweg, Autofahrer auf der Durchreise oder Wochenendbesucher, die alle nur Zeit für den Spaziergang über eines der fünf Areale hatten, schreckten vor dem Kauf eines großen Tickets zurück und gingen uns damit verloren.“ Das erkläre zum Teil, dass man derzeit zehn Prozent unter der selbstgesetzten Zielmarke liege. Insgesamt sind 1,5 Millionen Besucher geplant. Bis Mitte der Woche wurden rund 650 000 Gäste gezählt.

Buga-Geschäftsführer Erhard Skupch nannte weitere Gründe für das unerfreuliche Ergebnis: „Wir hatten Streiks bei der Deutschen Bahn und im regionalen Busverkehr, schwere Unwetter mit Schließzeiten und Tage mit extremer Hitze.“ Vor allem das tödliche Unglück am 13. Juni, bei dem ein 46-jähriger Besucher im Weinbergspark in Rathenow bei heftigem Sturm von einem abgebrochenen Ast erschlagen worden war, habe zu einem tagelangen „Schockzustand“ geführt, erzählte Bürgermeister Ronald Seeger.

Trotz der schwachen Halbzeitbilanz wollte Brandenburgs Oberbürgermeisterin Dietlind Tiemann (CDU), die dem Zweckverband der beteiligten Kommunen vorsteht, nicht von einem Misserfolg sprechen. „Wir haben uns krampfhaft um diese ungewöhnliche Bundesgartenschau beworben und haben damit viele Sympathien für die Havelregion gewonnen“, sagte sie. Viele Gäste seien begeistert und wollten zurückkehren, einige Hotelinvestoren hätten sich nach Grundstücken in Brandenburg erkundigt, versicherte Tiemann.

Einen möglichen Verlust in der Schlussrechnung müssten die teilnehmenden Kommunen tragen. „Ich rechne am Ende aber immer noch damit, dass wir die 35,2 Millionen Euro Durchführungskosten wieder reinholen“, sagte Tiemann. Neben dem neuen Ticket soll dazu ein verstärktes Marketing in der Region selbst und vor allem in Berlin beitragen.

Wie ein Rückblick auf vergangene Bundesgartenschauen zeigt, waren diese für die Städte meist ein Gewinn. Lediglich die in Hamburg erlebte 2013 mit einem Verlust von gleich 38 Millionen Euro eine Pleite. Koblenz machte 2011 bei 3,5 Millionen verkauften Tickets ein Plus von 13 Millionen Euro, Schwerin kam vor sechs Jahren auf 1,9 Millionen Gäste und erzielte ein Plus von fünf Millionen Euro.

Da es vorher noch keine Erfahrungen mit einer Gartenschau an gleichzeitig fünf Orten in zwei Bundesländern gab, wurden die voraussichtlichen Besucherzahlen im Havelland bewusst schon niedrig angesetzt. Das scheint andere Ausrichtungsorte nicht abzuschrecken: Mehrere Kommunen entlang der Emscher in Nordrhein-Westfalen sowie zwischen Koblenz und Rüdesheim wollen ihre Schauen 2027 und 2031 ebenfalls dezentral veranstalten. Die nächsten vier Ausgaben finden ab 2017 aber wieder in größeren Städten statt, in Berlin, Heilbronn, Erfurt und Mannheim. Dort stehen die Besucher und Reiseveranstalter dann anders als im Havelland nicht vor dem Problem, eine Tour zu mehreren Standorten zu organisieren.

Nach einer Umfrage der Buga-Gesellschaft sind bei der aktuellen Gartenschau im Havelland immerhin zwölf Prozent aller Gäste mit dem Fahrrad unterwegs. 17 Prozent nehmen hingegen die Regionalbahn und 53 Prozent fahren mit dem eigenen Pkw. Der Rest verteilt sich auf Busse und Schiffe. Ein Teil der Besucher sind Anwohner. Der durchschnittliche Besucher ist weiblich, 58 Jahre alt und gibt auf dem Gelände 10,50 Euro aus. Jetzt hofft die Buga-Gesellschaft vor allem auf die Ferien und schönes Wetter mit Temperaturen bis 25 Grad. Wird es wärmer, bleiben die Gäste schlagartig aus. „Die zweite Hälfte der Buga liegt noch vor uns – das ist die Zeit, in die auch die Ferien fallen und dieser Zeitraum wird nochmals zusätzlich mehr Besucher in die Ferienregion rund um die untere Havel ziehen“, zeigte sich Buga-Chef Skupch zuversichtlich.

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