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Cottbus: Polizei verschweigt Schlägerei eines Beamten

Ein Polizist in Zivil hatte sich bereits Ende Mai mit einem Mann aus Kamerun geprügelt. Die Auseinandersetzung hatte möglicherweise rassistischen Hintergrund.

Von Frank Jansen

Cottbus - Die Cottbuser Polizei gerät in die Kritik. Fast drei Wochen wurde der Öffentlichkeit eine Schlägerei von Ende Mai zwischen einem Polizisten und einem afrikanischen Studenten verschwiegen. Die Auseinandersetzung hatte möglicherweise einen rassistischen Hintergrund. „So geht man mit der Öffentlichkeit nicht um“, sagte die Cottbuser Landtagsabgeordnete Martina Münch (SPD) gestern dem Tagesspiegel. Münch hielt der Polizei „Verschleierung“ vor. Die Abgeordnete hat sich außerdem bei dem Leiter des Schutzbereichs Cottbus beschwert. Der Sprecher von Oberbürgermeister Frank Szymanksi (SPD) betonte, „wir wären gerne früher informiert gewesen“. Die Polizei hatte Szymanskis Büro nach dem Vorfall mitgeteilt, dass es eine Schlägerei gab, ohne den Beamten zu erwähnen.

In der Nacht zum 26. Mai wurde der aus Kamerun stammende Student Oscar M. nach eigenen Angaben zunächst vor der Cottbuser Stadthalle von zwei Männern angepöbelt und mit Steinen beworfen. Der Afrikaner konnte sich entfernen, traf dann aber in der Friedrich-Ebert-Straße auf den betrunkenen Beamten der Bereitschaftspolizei. Der Polizist in Zivil habe sich vor ihm aufgebaut und „Nigger“ gesagt, sagte der Afrikaner der „Lausitzer Rundschau“. Kurz darauf soll der Beamte dem Studenten einen Schlag ins Gesicht und einen Tritt versetzt haben. Der kräftige Afrikaner schlug ebenfalls zu, der Polizist erlitt einen Schlüsselbeinbruch. Außerdem wurde ein Arm ausgekugelt. Als der Beamte am Boden lag, bekam er vom Studenten noch einen Tritt.

„Eine gewisse Kollegialität“ sei offenbar der Grund für das Schweigen der Polizei, hieß es in Sicherheitskreisen. Außerdem sage der Beamte, der Afrikaner habe ihn „Nazi“ genannt und attackiert. Der Polizist und der Student zeigten sich gegenseitig an. Der für politisch motivierte Delikte zuständige Staatsschutz ermittelt. Hinweise aus Sicherheitskreisen, bei dem Beamten werde Körperverletzung und bei dem Studenten eine „überzogene Notwehrhandlung“ angenommen, wollte die Staatsanwaltschaft nicht bestätigen.

Bei weiteren Fällen in Cottbus scheint die Lage klar zu sein. Sonntagfrüh wurde ein Iraker geschlagen, am Wochenende zuvor gab es einen Angriff auf zwei Afrikaner und einen linken Jugendclub. Als Täter vermutet die Polizei Rechtsextreme.

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