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Der Blick ins Klo. Sabine Zelle wollte eigentlich nur ein schönes Bad einrichten, um Dekogegenstände in ihrem Laden zu präsentieren. Doch jetzt ist ihr Plumpsklo ein Geschäftsmodell.

© Kitty Kleist-Heinrich

Brandenburg: Parfümiertes Plumpsklo und gelbe Hirsche

Sabine Zelle verkauft in ihrem Laden in der Kreuzberger Oranienstraße etwas andere Örtlichkeiten – aber auch Weihnachtliches

Berlin - Frau Zelle hatte Lust auf etwas Neues. Seit acht Jahren verkaufte sie Blumen, erfolgreich, doch auf Dauer irgendwie langweilig, irgendwie unbefriedigend. Etwas Ausgefallenes musste her, was genau, wusste sie nicht. Was mit Einrichtung, irgendwie kreativ sollte es sein, musste halt passen zu Berlin-Kreuzberg 36. Doch dass Sabine Zelle letztendlich Plumpsklos verkaufen würde, damit hatte auch sie nicht gerechnet.

Das kam so: Sabine Zelle gab einer Mitarbeiterin den Auftrag, das Badezimmer des neuen Ladens zu gestalten. Vor allem die Toilette sollte schön hergerichtet werden, das Herzstück des Ladens „artdoor Raumgestaltung“ in der Oranienstraße 169. „Die Idee war, den Laden als komplette Wohnung einzurichten, als Showroom sozusagen“, erklärt Zelle. Dazu gehört ein Wohnzimmer, eine Küche und, natürlich, ein Bad. Über den Türen hängen kleine Schilder, die die Raumteilung kenntlich machen. Denn das Klo ist als solches nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Ein Holzkasten, so breit wie die Wände, mit einem Loch in der Mitte, dafür mit Deckel. Die Form erinnert an ein Plumpsklo – wie die Toilette vor der Wasserspülung hieß.

Die gibt es bei Sabine Zelle natürlich. Denn das hier ist ein edles Model, für satte 600 Euro darf man sich Eigentümer nennen – sofern das Bad daheim nicht zu kompliziert geschnitten ist. „Wir fertigen nach Maß an, da kommt es natürlich immer auf den einzelnen Raum an“, sagt die 54-Jährige. Will heißen: Mit 600 Euro ist das simple Bad dabei, nicht aber das extravagante. Die Grenze nach oben ist offen.

Gibt es wirklich Leute, die das kaufen? Zelle lacht: „Ja, die gibt es.“ Auch wenn die Ausbeute für vier Monate seit Eröffnung des Ladens noch nicht so groß ist. „Eine Dame wollte ihrer Gästetoilette daheim den letzten Schliff geben.“

Viele potenzielle Kunden bleiben in dem Laden vor der sonderbaren Toilette stehen, finden sie witzig, skurril. Viele trauen ihren Augen erst, wenn sie den Deckel abgenommen und ins Loch gespäht haben. Mit dem Blick in die Tiefe klärt sich die Sache auf: Es ist der klassische Blick ins Klo, alles sauber, keine unangenehmen Gerüche. Natürlich wird das Plumpsklo gemäß modernen Standards auf eine herkömmliche Toilette gebaut, die Spülung lässt sich mit einem Schraubenschlüssel betätigen, der am Spülkasten befestigt ist. Sogar kleine Fächer und Schubladen bietet die 600-Euro-Verkleidung. Alles für den besonderen Gang zum Klo. Sabine Zelle hätte nicht gedacht, dass diese Rarität bei den Kunden ankommt.

Natürlich gibt es nicht nur Klos, sondern auch alte Möbel, Antiquitäten, Lampen, Dekogegenstände, Ramsch. Eine bunte Mischung aus zusammengewürfelten Gegenständen. Ein kleiner Flohmarkt auf 70 Quadratmetern. Bald eröffnet Sabine Zelle ihre Weihnachtsausstellung, es gibt allerlei Weihnachtsdeko und etwas ganz besonderes, sagte sie: gelbe Hirsche.

Lange hatte der Laden in der Oranienstraße 169 leer gestanden, die Hausbesitzer hatten viele Angebote von Restaurants und Cafés, wie es sie hier eins neben dem anderen gibt. Doch auch sie wollten, wie Sabine Zelle, mal etwas Abwechslung.Nele Pasch

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