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Brandenburg: Mit Sohn aus drittem Stock gesprungen Vater war Polizei bekannt Beide sind schwer verletzt

Berlin - In der Nacht zu Mittwoch kam es in Prenzlauer Berg zu einem Familiendrama: Ein 38-jähriger Mann sprang mit seinem fünfjährigen Sohn auf dem Arm aus einer Wohnung im dritten Stock in der Schönhauser Allee. Beide wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht.

Berlin - In der Nacht zu Mittwoch kam es in Prenzlauer Berg zu einem Familiendrama: Ein 38-jähriger Mann sprang mit seinem fünfjährigen Sohn auf dem Arm aus einer Wohnung im dritten Stock in der Schönhauser Allee. Beide wurden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Anwohner hatten gegen Mitternacht Feuerwehr und Polizei alarmiert. Warum der Mann aus dem Fenster sprang, ist noch unklar. Die Mordkommission hat Ermittlungen aufgenommen.

Als die Polizei eintraf, war auch eine Freundin des Mannes vor Ort, sie erlitt einen Schock und wurde von Einsatzkräften der Feuerwehr betreut. Sie ist nicht die Mutter des Kindes, der Mann ist nach Angaben der Bezirksstadträtin für Jugend in Pankow, Christian Keil (Die Linke), alleinerziehend. Das Jugendamt hatte die Familie nach einer ähnlichen Tat des Vaters Anfang des Jahres bereits betreut. Am 13. Februar hatte sich der Israeli mit seinem Kind auf das Dach des neben dem Wohnhaus gelegenen Kinos Colosseum abgeseilt. Dies bestätigte eine Sprecherin der Polizei. Verletzt wurde damals niemand. Der Mann sei danach ins Krankenhaus gekommen, die Polizei habe ihn wegen Verstoßes gegen die Fürsorge- und Erziehungspflicht anzeigt. Das Jugendamt habe den Jungen dann in Obhut genommen, sagte Keil. Vater und Kind seien später aber in Absprache mit den Behörden nach Israel ausgereist. Die Zuständigkeit des Jugendamtes endete damit. Weder das Jugendamt noch die Polizei waren demnach darüber informiert, dass die Familie nach Berlin zurückgekehrt war. Das Jugendamt werde nun erneut „Maßnahmen zum Schutz des Kindes einleiten“, so Keil.

Warum versucht ein Elternteil, sich und das eigene Kind umzubringen? Dahinter stecke die „Überzeugung, dass das Kind in dieser Welt nicht ohne den eigenen Schutz bestehen kann“, sagt Isabella Heuser, Direktorin der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Charité. Solche Taten seien oft krankheitsbedingt, meiste stecke eine wahnhafte Depression oder eine Psychose dahinter. Die Frage sei auch, ob sich der Mann überhaupt umbringen wollte. Äußerst selten komme es auch vor, dass Elternteile in Kauf nehmen, dass sogar ihre Kinder geschädigt werden – um ihrem Hilfeschrei Nachdruck zu verleihen. Sara Schurmann

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