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Brandenburger Eltern sind angesichts der Bildungsmisere in Sorge, dass eine ganze Generation an Schüler:innen verloren geht.

© picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild / Patrick Pleul

Bildungsmisere in Brandenburg: Eltern warnen vor verlorener Generation – offener Brief an Ministerpräsident Woidke

Leistungsabfall von Grundschülern, Lehrermangel und Defizite bei der IT-Ausstattung: Gleich fünf Kreiselternräte im Land schlagen Alarm.

Gleich fünf Kreiselternräte aus dem Süden und Osten Brandenburgs fordern einen Runden Tisch, um gemeinsam nach Wegen aus der Bildungsmisere im Land zu suchen. „Der Lehrermangel, die nur langsame Digitalisierung der Schulen und die durch verschiedene Studien festgestellten Lerndefizite stellen die Gesellschaft vor besondere Herausforderungen“, heißt es in einem offenen Brief an Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), den die Kreiselternräte von Cottbus, Elbe-Elster, Frankfurt (Oder), Oberspreewald-Lausitz sowie Spree-Neiße verfasst und veröffentlicht haben. „Wir alle müssen nun schnell handeln, andernfalls könnte eine ganze Generation von Schülern verloren gehen!“

Forderung nach einer breiten Allianz

Nötig sei ein Gesellschaftsvertrag für den Bildungssektor im Land, so die Elternvertreter: „In den kommenden zwei bis fünf Jahren müssen alle mit anpacken: Die Klassen werden leider größer, die Lehrer müssen mehr arbeiten, die Politik muss dafür sorgen, dass die Arbeitsbedingungen für die Lehrer besser werden, die Schulträger müssen die Ausstattung schneller verbessern und die Eltern müssen verstärkt ihren Erziehungsauftrag wahrnehmen.“

Im offenen Brief wird auf gravierende Defizite im Bildungssystem des Landes verwiesen: „Die IQB-Bildungsstudie mit den desaströsen Ergebnissen für Brandenburg liegt seit Oktober 2022 vor. Was ist seitdem passiert? Obwohl die Zeit drängt, hat das Bildungsministerium bis heute keine konkreten Maßnahmen vorgestellt, wie die Lerndefizite in den Grundschulen aufgeholt werden sollen“, rügen die fünf Kreiselternräte. Bei der IQB-Studie hatten Brandenburger Viertklässler in Deutsch und Mathe die zweitschlechtesten Leistungen im Vergleich aller Bundesländer abgeliefert.

Nirgendwo sonst haben sich Schüler so verschlechtert wie in Brandenburg

Und nicht nur das: Seit 2016 gab es in keinem anderen Bundesland in beiden Fächern einen derart starken Leistungsabfall wie in Brandenburg, obwohl im gleichen Zeitraum deutlich mehr Geld als zuvor ins Bildungssystem gepumpt worden war. „In Brandenburg feiert man sich, weil rund ein Drittel aller Schüler Zugriff auf ein vom Schulträger zur Verfügung gestelltes, digitales Endgerät hat“, heißt es weiter im Brandbrief. „Was ist mit den anderen zwei Dritteln?“ Dem Schüler sei es egal, ob das Ministerium, die Kreise oder Städte für die Versorgung mit Endgeräten zuständig seien.

In Brandenburg sind dafür die Kreise zuständig, was zu einem Flickenteppich mit dem Risiko ungleicher Bildungschancen führt: Laut einer landesweiten Erhebung, die das Bildungsministerium auf Anfrage dieser Zeitung herausgab, sind der Barnim und das Havelland Schlusslichter bei der Ausstattung der Schulen mit Tablets, Laptops und Computern im Land. Im Barnim steht ein schuleigenes Gerät für 4,3 Schüler:innen zur Verfügung, im Havelland für 4,2. Im Landesschnitt ist es ein Gerät für drei SchülerInnen.

Spitzenreiter ist die Prignitz, wo ein Gerät für 1,9 SchülerInnen vorhanden ist. Potsdam liegt mit einem Gerät für 3,1 Schülerinnen im Mittelfeld. Deutlich besser als die Landeshauptstadt haben die kreisfreien Städte Cottbus (2,5) und Brandenburg an der Havel (2,4) ihre Schulen mit Endgeräten ausgestattet. In der Havelstadt, die damit landesweiter Spitzenreiter ist, haben zudem 90,9 Prozent der Schulen schnelles W-Lan (mehr als 50 Mbit/s). Schlusslichter sind da die Prignitz mit schnellem W-Lan in 37,9 Prozent der Schulen und das Havelland mit einem Anteil von 42,2 Prozent.

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