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Belastet Donald Trump: die Ex-Vizesprecherin des Weißen Hauses, Sarah Matthews.

© Evelyn Hockstein/Reuters

U-Ausschuss zum Kapitol-Sturm: Zeugen werfen Trump absichtliche Untätigkeit vor

Die damalige Vizesprecherin des US-Präsidenten berichtet, dass Trump sich geweigert habe, „Frieden“ zu twittern. Stattdessen habe er „Öl ins Feuer“ gegossen.

Der damalige US-Präsident Donald Trump hat sich einer Zeugenaussage zufolge dagegen gesträubt, seine gewalttätigen Anhänger bei der Erstürmung des Kapitols zu friedlichem Verhalten aufzurufen.

Im Weißen Haus sei darüber diskutiert worden, welche Art von Tweet Trump während der Kapitol-Attacke absetzen sollte, um die Gewalt zu stoppen, sagte die damalige Vizesprecherin des Weißen Hauses, Sarah Matthews, am Donnerstagabend (Ortszeit) bei der letzten öffentlichen Anhörung des Untersuchungsausschusses zu den dramatischen Ereignissen vom 6. Januar 2021 vor der Sommerpause.

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Die frühere Pressesprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, habe ihr zugeflüstert, Trump habe nicht gewollt, dass das Wort „Frieden“ in irgendeiner Form in einem solchen Tweet vorkomme. Es solle darüber Diskussionen gegeben haben.

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Trump konnte offenbar erst von Tochter Ivanka überzeugt werden

Erst Trumps Tochter Ivanka Trump habe ihren Vater schließlich von der Formulierung „bleibt friedlich“ überzeugen können. Abgesetzt wurde folgender Tweet: „Bitte unterstützt unsere Kapitolpolizei und die Strafverfolgungsbehörden. Sie sind wirklich auf der Seite unseres Landes. Bleibt friedlich!“

Mit einem anderen Tweet habe Trump zuvor während der Kapitol-Attacke „Öl ins Feuer“ gegossen, ist sich Matthews sicher. „Es war offensichtlich, dass die Situation im Kapitol gewalttätig war und schnell eskalierte“, sagte die damalige Vizesprecherin des Weißen Hauses.

Matthews sprach über den Tweet, in dem Trump seinen damaligen Vize Mike Pence erneut angriff. „Er hätte diesen Leuten sagen sollen, dass sie nach Hause gehen sollen“, sagte Matthews. Der Tweet sei das Letzte gewesen, was es in diesem Moment gebraucht habe.

Sicherheitsbeamte von Pence bangten um ihr Leben

Der Tweet sei das Gegenteil von Deeskalation gewesen, betonte auch der damalige stellvertretende Nationale Sicherheitsberater Matthew Pottinger bei der Anhörung. „Das war der Moment, in dem ich beschloss zurückzutreten. Das sollte mein letzter Tag im Weißen Haus sein. Ich wollte einfach nicht mit den Ereignissen, die sich im Kapitol abspielten, in Verbindung gebracht werden.“

6. Januar 2021: Anhänger von Donald Trump stürmen das Kapitol.

© Shannon Stapleton/Reuters

Die Sicherheitsleute seines damaligen Stellvertreters Pence berichteten, dass sie um ihr Leben gebangt hätten. Über Funk hätten Personenschützer des Secret Service gebeten, dass ihren Familien Lebewohl gesagt werde. Dies berichtete ein unkenntlich gemachter Sicherheitsmitarbeiter des Weißen Hauses.

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Zuvor waren in dem Ausschuss Audiomitschnitte von Funksprüchen der Agenten abgespielt worden, die angesichts von ins Gebäude eindringenden Mitgliedern des gewalttätigen Mobs einen sicheren Fluchtweg für Pence suchten – und schließlich auch fanden.

Trump wollte sich nicht an seine Anhänger wenden

Matthews warf Trump auch vor, sich nicht unmittelbar an seine Anhänger gewendet zu haben. „Wenn der Präsident eine Erklärung hätte abgeben und sich an das amerikanische Volk wenden wollen, hätte er fast sofort vor der Kamera stehen können“, sagte Matthews.

Steht massiv unter Druck: Ex-Präsident Donald Trump.

© Mandel Ngan/AFP

Vom Speisesaal, wo sich Trump während der Stürmung des Kapitols aufhielt und die Berichterstattung im Fernsehen verfolgte, dauere es „wahrscheinlich weniger als 60 Sekunden bis zum Presseraum“, sagte Matthews. Auch im Oval Office hätte das Presse-Team „innerhalb weniger Minuten“ eine Ansprache des damaligen Präsidenten vor der Kamera arrangieren können.

Trump gab der linken Antifa die Schuld

Stattdessen gab Trump schon während des Sturms auf das Kapitol der linken Antifa die Schuld für den Vorfall. Im Untersuchungsausschuss wurde am Donnerstag ein Audiomitschnitt der republikanischen Abgeordneten Jaime Herrera Beutler eingespielt, die von einem mitgehörten Telefonat zwischen Trump und dem einflussreichen Republikaner Kevin McCarthy erzählte.

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Demnach forderte McCarthy Trump auf, seine Anhänger zurückzurufen. Trump habe darauf gesagt: „Das sind nicht meine Leute. Das sind Antifa.“ Als McCarthy darauf beharrte, dass es sich um Unterstützer des Präsidenten handelt, entgegnete dieser Herrera zufolge Beutler: „Nun, Kevin, ich schätze, sie sind mehr verärgert über den Wahldiebstahl als du.“

Selbst einen Tag nach der Attacke auf das US-Kapitol weigerte sich Trump, von einem „Ende der Wahl“ zu sprechen. In nicht veröffentlichten Videomitschnitten einer Ansprache an das Land am 7. Januar sagte Trump: „Ich will nicht sagen, dass die Wahl vorbei ist“ – obwohl dies im Rede-Entwurf stand. In der Ansprache hatte Trump die Übergabe der Macht an Wahlsieger Joe Biden angekündigt, nachdem der Druck auf ihn wegen des Sturms auf das Kapitol zu groß geworden war. Bei den dramatischen Ereignissen kamen fünf Menschen ums Leben. (dpa)

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