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Stephan Kramer, Generalsekretär der Juden in Deutschland, wirft "Israel im Zusammenhang mit der Beschneidungsdebatte "paternalistische Einmischung" vor.

© dpa / Picture Alliance

Beschneidungsdebatte: Zentralrat der Juden kritisiert Israel scharf

Deutliche Kritik: Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat Israel mit harschen Worten gerügt. Die "paternalistische Einmischung" im Zuge der Beschneidungsdebatte sei "inhaltlich völlig kontraproduktiv" gewesen, erklärte Generalsekretär Stephan Kramer.

Der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, hat Israels "paternalistische Einmischung" in Zusammenhang mit der Beschneidungsdebatte in Deutschland kritisiert. Diese habe keinesfalls den Gepflogenheiten entsprochen und sei auch auch "inhaltlich völlig kontraproduktiv" gewesen, schrieb er in einem Gastbeitrag für die Jüdische Allgemeine (Donnerstagsausgabe).

Vergangene Woche war Israels aschkenasischer Oberrabbiner, Yona Metzger, nach Berlin gereist, um mit Vertretern der deutschen Politik über die Beschneidung zu diskutieren. "Macht euch keine Sorgen! Wir werden auch in Zukunft beschneiden", hatte Metzger bei seinem Auftritt in Berlin gesagt. Der Oberrabiner hatte gefordert, dass deutsche Ärzte jüdische Beschneider für ihre Arbeit hierzulande ausbilden sollten. Des Weiteren sagte Metzger, schmerzstillende Mittel würden dem jüdischen Glauben widersprechen.

Beiden Aussagen widerspricht Stephan Kramer nun scharf. "Weder ist es nötig, Mohalim durch deutsche Ärzte ausbilden zu lassen, noch lehnen die Gemeinden und Eltern in Deutschland schmerzstillende Mittel rundweg ab." Schmerzlinderung sei gängige Praxis. Sie werde in Israel oft praktiziert, "und zwar von orthodoxen Beschneidern", schreibt der Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Die Beschneidungsdebatte in Bildern

Kramer kritisiert nicht nur die Äußerungen von Metzger, sondern auch die Wortmeldung von Israels Innenminister Eli Yishai. Der habe sich bemüßigt gesehen, Bundeskanzlerin Angela Merkel aufzufordern, sie möge der Kriminalisierung der Beschneidung in Deutschland Einhalt gebieten. Die Intervention des israelischen Ministers sei "völlig überflüssig und kontraproduktiv" gewesen, da die Bundeskanzlerin ihre Freundschaft gegenüber Juden und Israel oft genug und nachhaltig genug bewiesen habe. Merkel hatte kurz nach dem Kölner Beschneidungsurteil gesagt, sie wolle nicht, dass Deutschland das einzige Land der Welt sei, in dem Juden nicht ihre Riten ausüben könnten. "Wir machen uns ja sonst zur Komikernation", erklärte die Bundeskanzlerin damals.

Kramer fordert israelische Institutionen zu einem "Dialog auf Augenhöhe mit der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland und damit dem Zentralrat" auf. "Alles andere ist für uns nicht länger hinnehmbar und schadet letztlich unserer gemeinsamen Sache."

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