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Ein ukrainischer Soldat betrachtet die Ruinen einer Sporthalle.

© Andrii Marienko/AP/dpa

Tag 121 im Ukraine-Krieg: Wie ukrainische Partisanen die russischen Pläne durchkreuzen

Partisanen in Cherson, Rückzug in Luhansk, Atomstrom aus der Ukraine für Deutschland. Der Überblick am Abend.

In Cherson in der Südukraine ist es zu einem Anschlag auf einen ukrainischen Politiker gekommen, der für die russischen Besatzer arbeitete. Moskau ist auf die Kollaborateure angewiesen, um die Russifizierung der besetzen Gebiete voranzutreiben. Der Vorfall steht in einer Reihe von Attentaten in den vergangenen Wochen, die zeigen, dass Partisanen aktiver werden.

Cherson, mit seinen ehemals rund 300.000 Einwohnern, ist ein Zentrum der Bewegung. Erst vor wenigen Tagen wurden zwei russische Soldaten in einem Café erschossen. In der Stadt hängen seit Wochen kleine Zettel mit Parolen aus, die die Besatzung kritisieren und Putins Truppen drohen.

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Schon kurz nach der russischen Invasion hatten westliche Militärs und Geheimdienste mit starken Partisanenaktivitäten gerechnet - die dann aber nicht kamen. Nun scheint sich das zu ändern. Die russischen Truppen stellt das nicht nur sicherheitstechnisch vor Probleme. Die Frage ist auch, wie sie reagieren?

Wie aus Kriegen bekannt ist, fördert stärkere Unterdrückung das Aufbegehren nur noch. Doch Moskau braucht willige Kollaborateure - die eroberten ukrainischen Gebiete dauerhaft mit Militär zu besetzen, wird kaum durchzuhalten sein; zu groß ist das Gebiet. Das wollen die Untergrundkämpfer augenscheinlich ausnutzen.

[Lesen Sie außerdem zu dem Thema: Sabotageakte gegen Russland - für die Ukraine könnte bald die Stunde der Partisanen schlagen (T+)]

DIE WICHTIGSTEN NACHRICHTEN DES TAGES IM ÜBERBLICK

  • Die Ukraine will Deutschland bei der Abkehr von russischer Energie unterstützen und könnte die Lieferung von Atomstrom anbieten. Seit Mitte März hat die Ukraine ihr Energienetz mit dem Verband Europäischer Übertragungsnetzbetreiber synchronisiert. Mehr in unserem Newsblog. 
  • Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat angesichts der beiden neuen EU-Kandidaten Ukraine und Moldau zu dringenden Reformen der EU-Institutionen aufgerufen. "Solche Entscheidungen betreffen uns auch immer selber: Die Europäische Union muss sich erweiterungsfähig machen", sagte Scholz am Freitag zum Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel. 
  • Die Diskussion um die Blockade ukrainischer Getreidelieferungen ist nach den Worten von Russlands Präsident Wladimir Putin übertrieben. Weder behindere Russland Getreidelieferungen noch seien diese für die Versorgung der globalen Märkte entscheidend.
  • Italien hat seine Abhängigkeit von Gasimporten aus Russland von 40 Prozent im vorigen Jahr auf 25 Prozent verringert, wie Ministerpräsident Mario Draghi beim EU-Gipfel in Brüssel mitteilt. Nach seinen Worten soll bei dem am Sonntag beginnenden G7-Gipfel eine mögliche Preisobergrenze für Gas diskutiert werden.
  • Die Entwicklungsbank des Europarats hat Polen einen Rekordkredit in Höhe von 450 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um das Land bei der Hilfe für Ukraine-Flüchtlinge zu unterstützen. „Dieser Kredit ist der größte, der von der Entwicklungsbank jemals vergeben wurde“, erklärte der Straßburger Europarat am Freitag.
  • Die Bundesregierung will der Ukraine weitere Panzerhaubitzen zur Abwehr des russischen Angriffs überlassen, wie die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus Kreisen des Verteidigungsministeriums in Berlin erfuhr.
  • Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat der Europäischen Union und der Nato vorgeworfen, Kräfte zu einem Krieg gegen Russland zu bündeln. 
  • Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wollen einem Zeitungsbericht zufolge vermehrt Soldaten aus dem Bundeswehr-Dienst entlassen werden. Von Januar bis zum 2. Juni habe das zuständige Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben 533 Anträge auf Kriegsdienstverweigerung erhalten, berichtet die „taz“ vorab. Das seien mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor, in dem 209 Anträge eingegangen seien, zitiert das Blatt einen Amtssprecher. 
  • Im südukrainischen Gebiet Cherson ist ein Mitarbeiter der russischen Besatzungsverwaltung bei einem Anschlag getötet worden. Russischen Medienberichten vom Freitag zufolge detonierte eine Bombe im Auto des Mannes. 
  • Die USA haben der Ukraine weitere Waffenlieferungen im Umfang von 450 Millionen Dollar (rund 427 Millionen Euro) zugesagt. Geliefert würden unter anderem Mehrfachraketenwerfer vom Typ Himars, zehntausende Schuss Munition und Patrouillenboote.

HINTERGRUND UND ANALYSE

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