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Eine Kurdin trägt in Frankfurt am Main eine Fahne mit dem Konterfei des PKK-Gründers Abdullah Öcalan.

© Andreas Arnold / dpa

Kurden in Deutschland: Wie reagiert die PKK im Exil nach den türkischen Luftschlägen?

Hunderttausende Kurden leben in Deutschland. Die Angriffe der türkischen Armee werden auch hierzulande zu Reaktionen führen.

Die Angriffe türkischer Truppen auf kurdische Stellungen, die Verhaftungen mutmaßlicher Linker in Istanbul und Ankara sowie das nun auch von Recep Erdogan erklärte Ende des Friedensprozesses: Die Ereignisse in der Türkei – und im syrischen und irakischen Norden – werden von Millionen Kurden auf der ganzen Welt aufmerksam verfolgt.

Auch in Deutschland haben Tausende in den vergangenen Tagen gegen die türkischen Militärschläge demonstriert – Schätzungen zufolge leben bis zu 800 000 Kurden in der Bundesrepublik. Wie viele es genau sind, weiß niemand, denn Kurden sind offiziell als Türken, Syrer, Iraker oder Iraner nach Deutschland gekommen – einen kurdischen Staat gibt es nicht.

Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet Lage

Mindestens 14 000 in Deutschland lebende Kurden dürften die Kurdische Arbeiterpartei (PKK) unterstützen, deren Stützpunkte Erdogan bombardieren lässt. Nun befürchten einige, Kurden könnten auch in Deutschland militante Aktionen starten: Türkische Nationalisten haben in den meisten deutschen Großstädten eigene Vereine, dazu kommen türkische Konsulate und Firmen als potenzielle Ziele. Das Bundesamt für Verfassungsschutz teilte am Dienstag mit, man beobachte die Entwicklungen. In Hamburg hatte es im Oktober 2014 Auseinandersetzungen zwischen Kurden und Islamisten gegeben, die meisten Kurden-Demonstrationen aber blieben friedlich.

PKK ist in Deutschland seit 1993 verboten

In Deutschland war die PKK, deren syrischer Ableger sich zuletzt oft allein dem „Islamischen Staat“ entgegengestellt hatte, 1993 verboten worden. Bundesweit waren in den 90ern türkische Einrichtungen angegriffen worden. Kurdische Exilanten und Kenner der Szene sagten am Dienstag gleichermaßen: Weil Erdogan von den USA "einen Freibrief" erhalten habe, werde der türkische Staatschef nun "ohne Rücksicht" bombardieren lassen – weshalb Aktionen, vor allem junger Kurden, in Deutschland wahrscheinlich seien. Ob es zu einer militanten Kampagne kommt, ist aber ungewiss.

PKK-Vize-Chef entschuldigt sich

Noch im April hatte der operative PKK-Führer Cemil Bayik für Angriffe in Deutschland um Entschuldigung gebeten. "Ich möchte mich im Namen der PKK beim deutschen Volk entschuldigen. So etwas wird nie wieder passieren", sagte der PKK-Mitbegründer in einem Interview mit WDR und NDR. PKK-Chef Abdullah Öcalan selbst sitzt seit 1999 in einem türkischen Hochsicherheitstrakt – und hatte bis zuletzt mit Erdogan über dauerhaften Frieden in der Türkei verhandelt.

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