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Die drei Kandidaten für den Vorsitz der CDU im Online-Video-Talkformat.

© dpa

Update

Rennen um den CDU-Vorsitz: Wie lief der Kandidaten-Talk mit Merz, Laschet und Röttgen?

Der eine gibt den Modernisierer, der andere den Versöhner: Beim Triell der Bewerber für den CDU-Vorsitz war viel Profilierung, aber wenig Kontroverse.

Es war das erste Mal, dass die drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz bei einem offiziellen Talk-Format der CDU aufeinandertrafen: Live aus der Parteizentrale stellten sich NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Ex-Fraktionschef Friedrich Merz und Außenpolitiker Norbert Röttgen heute Abend den Fragen der CDU-Mitglieder. Die Anspannung bei den Kandidaten steigt.

Viel Zeit ist nicht mehr bis zum digitalen Parteitag. Am 16. Januar will die Union entscheiden, wer ihr neuer Parteivorsitzender wird. 1001 Delegierte können dann abstimmen, wer das Rennen machen soll. 

Und noch scheint alles offen. Merz liegt zwar in Umfragen unter CDU-Mitgliedern vorn, Röttgen auf Platz zwei, danach Laschet. Ein ähnliches Stimmungsbild ergab sich, als die drei Mitte Oktober beim Parteinachwuchs der Jungen Union zu Gast waren. 

Doch wie die Delegierten abstimmen werden, ist unklar. In der Partei wird argumentiert, die Delegierten - meist handelt es sich um Mandatsträger - würden oft nach anderen Kriterien entscheiden als die Bürger oder die Anhänger der Partei.

Merz pocht auf Schuldenbremse 2022

Gleich zu Beginn der Debatte versuchten die Bewerber, ihr Profil weiter zu schärfen. Norbert Röttgen hatte sich in den vergangenen Wochen und Monaten als Modernisierer präsentiert, der die CDU und Deutschland für die Herausforderungen der Zukunft rüsten will. 

Auf die Frage, welchen Stempel er der CDU aufdrücken wolle, antwortete er: Er wäre zufrieden, wenn es die CDU am Beginn der 20er Jahre des 21. Jahrhunderts erreicht hätte, weiblicher zu werden, jünger, digitaler und politischer.

NRW-Ministerpräsident Laschet kehrte seine Rolle als Landesvater hervor. Er präsentierte sich als Familienmensch und Teamplayer - dabei verwies Laschet auf seinen Mitstreiter Gesundheitsminister Jens Spahn. 

Als sein Ziel präsentierte er den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Es gehe um die Versöhnung von Stadt und Land. Und darum Fragen von Ökonomie und Ökologie zusammenzubringen: "Wie können wir Industrieland bleiben und die Klimafragen richtig beantworten?" Immer wieder verwies Laschet, auf die Erfahrungen, die er als Ministerpräsident in NRW gemacht hat und nutzte das auch, um kleine Spitzen gegen seine Mitbewerber zu platzieren.

Armin Laschet (M), Friedrich Merz (r) und Norbert Röttgen (l) stehen nach einem Mitglieder-Talk der Jungen Union nebeneinander.

© dpa / Michael Kappeler

Merz stellte gleich zu Beginn seinen Führungsanspruch nach vorn. Er erklärte, die Bundestagswahl im kommenden Jahr werde eine tiefe Zäsur sein, wenn Angela Merkel nach 16 Jahren als Kanzlerin ihr Amt aufgebe. 

"Ich habe einen Plan, wie wir diese Partei, aber auch dieses Land nach vorne zu bringen", versprach Merz. Bei der Frage, wie die Wirtschaft nach der Corona-Krise Deutschland wiederaufgebaut werden sollte, erneuerte er zwei seiner Kernforderungen: Dazu zählt, wie Merz sagt, die ökologische Erneuerung der sozialen Marktwirtschaft. 

Und: "Wir müssen in dieser Situation, wo so viel Schulden gemacht werden, die nächste Generation im Blick behalten." Die Schuldenbremse müsse 2022 wieder in Kraft treten. Merz erklärte zudem, er wolle für junge Unternehmer die steuerlichen Bedingungen verbessern.

Röttgen warnt vor Koalitionswahlkampf

Ein Punkt in der Debatte war das Verhältnis zu den Grünen. Laschet warnte davor, bei der nächsten Bundestagswahl nur auf die Ökopartei als möglichen Koalitionspartner zu schauen. Er würde sich eine "breitere Koalition" wünschen. Laschet wies darauf hin, dass er in NRW zusammen mit der FDP regiere. "Das ist eigentlich ein Partner, der uns besonders nahe steht." 

Auch Röttgen plädierte für einen eigenständigen Wahlkampf der CDU. "Unsere Aufgabe ist es, möglichst stark zu werden, damit wir dieses Land führen, die Gesellschaft führen und auch integrieren, zusammenhalten können", betonte er. "Ein Koalitionswahlkampf führen wäre das Falscheste, was wir tun können." Röttgen sagte, die CDU brauche Glaubwürdigkeit in der Klimapolitik.

Viel Kontroverse war nicht bei diesem Talkformat, die Unterschiede lagen eher in den Nuancen. Alle drei betonten, dass wieder mehr Debatte in die CDU einziehen solle. "Die CDU besinnt sich auf eine Zeit nach Angela Merkel", sagte Merz. Es breche eine neue Diskussionskultur auf. 

In den vergangenen Jahren, so behauptete Merz, hätten sich Mitglieder zum Teil gar nicht getraut sich zu beteiligen. Der Sauerländer gilt als der Kandidat, dessen Wahl den größten Bruch zur Ära Merkel bedeuten würde. Knallhart-Botschaften von Merz blieben in der Runde allerdings aus.

Für Unentschiedene könnte der Abend als Entscheidungshilfe dienen

Für unentschiedene Delegierten könnte der heutige Abend dennoch eine Entscheidungshilfe geboten haben. Zuletzt hatte Merz in der Partei für Unmut gesorgt, weil er in der Verschiebung des Parteitags ein Manöver des Partei-Establishments gesehen hatte, um ihn als Vorsitzenden zu verhindern. 

Laschet hat das Problem, dass seit der frühen Phase der Pandemie das Etikett des Lockerers an ihm klebt, obwohl das längst nicht mehr der Realität entspricht. Und obwohl Röttgen - anfangs der Außenseiter - aufholt, glauben viele nicht daran, dass er es wirklich schaffen kann.

Die Wahl in der CDU ist von großer Tragweite: Wer neuer CDU-Chef wird, dürfte auch den ersten Zugriff auf die Kanzlerkandidatur der Union haben. In Umfragen zur Kanzlerkandidatur liegt regelmäßig CSU-Chef Markus Söder vorn. Der bayerische Ministerpräsident betont jedoch immer wieder, sein Platz sei in Bayern. Zugleich fordert er, sich mit der Ausrufung des Kanzlerkandidaten der Union noch Zeit zu lassen. (mit dpa)

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