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Auf dem Hauptbahnhof kommen Reisende mit der S-Bahn aus Warnemünde an. In der Zeit des 9-Euro-Tickets hat die Zahl der Reisenden im Nahverkehr deutlich zugenommen.

© dpa/ Bernd Wüstneck/dpa

Ab Donnerstag steigen die Preise: Wie geht es nach dem 9-Euro-Ticket und dem Tankrabatt weiter?

Für ihre Mobilität müssen die Bürger wieder mehr bezahlen. Zumindest für ein vergünstigtes Bahnticket hat Verkehrsminister Wissing konkrete Ideen.

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag laufen sowohl das 9-Euro-Ticket für Bus und Bahn als auch der sogenannte Tankrabatt aus, eine Senkung der Energiesteuern auf Kraftstoffe auf das in der EU zulässige Mindestmaß. Die beiden Maßnahmen hatte die Bundesregierung beschlossen, um Bürgerinnen und Bürger angesichts hoher Energiepreise vorübergehend zu entlasten.

Die Preise für Benzin und Diesel dürften mit dem Ende des Tankrabatts wieder deutlich steigen - wann und wie sehr ist aber noch unklar. „Wir werden in den kommenden Tagen und Wochen sicher eine Mischung aus hohen und niedrigen Preisen sehen“, sagt Jürgen Albrecht, Spritpreis-Experte beim ADAC. Schon jetzt seien die Preisunterschiede je nach Region und Tageszeit teils im zweistelligen Centbereich. „Das wird zunächst eher noch mehr werden.“

Der Hintergrund: Ab Mitternacht am 1. September gelten für Benzin und Diesel wieder die alten Steuersätze. Inklusive Mehrwertsteuer steigt der Preis für Superbenzin der Sorte E10 damit um 35 Cent pro Liter, für Diesel werden pro Liter 17 Cent mehr fällig. Allerdings galten die niedrigeren Steuersätze auch für Tankstellenbetreiber - einige dürften also noch günstig gekauften Sprit haben, den sie auch entsprechend günstiger abgeben können.

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Das Bundeskartellamt hatte am Dienstag angekündigt, die Preisgestaltung der Tankstellen nach dem 1. September genau beobachten zu wollen. Schließlich funktioniere der Wettbewerb auf dem Kraftstoffmarkt nicht besonders gut, sagte Andreas Mundt, Präsident der Behörde. Zum Start der Steuersenkung hatte es teils heftige Diskussionen darüber gegeben, ob die Konzerne die Vergünstigung wirklich komplett an Kunden weiterreichen.

„In der Gesamtbilanz stellen wir fest, dass die Steuersenkung nicht vollständig beim Verbraucher angekommen ist“, sagt ADAC-Experte Albrecht. Die hohen Preise seien mit verschiedenen Sonderfaktoren - die Folgen des Krieges, der schwache Euro, das Niedrigwasser im Rhein und damit verbundene hohe Transportkosten - nicht vollständig zu erklären.

Ohne Spritpreis-Steuersenkung wäre Tanken in den vergangenen drei Monaten aber deutlich teurer gewesen. Da gebe es keinen Zweifel, sagt Prof. Manuel Frondel vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung - und lässt doch kaum ein gutes Haar am Tankrabatt. „Die niedrigen Preise führen dazu, dass mehr gefahren wird - das ist ökologisch kontraproduktiv.“

Hinzu komme die ungerechte Verteilung, so Frondel. Denn von der Steuersenkung profitierte vor allem, wer mehrere Autos hat und viel damit fährt, in der Tendenz also eher Haushalte mit hohem und mittleren Einkommen. „Einkommensschwache Haushalte haben dagegen oft gar kein Auto und profitieren deshalb auch gar nicht von dem Instrument.“

Beim 9-Euro-Ticket ist die Bilanz vieler Akteure und Experten deutlich positiver. Die Resonanz in der Bevölkerung war groß: 52 Millionen Tickets wurden nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) verkauft, hinzu kommen 10 Millionen günstigere Abos.

Ab dem 1. September werden für Monatskarten wieder die alten, meist deutlich höheren Preise fällig. In naher Zukunft drohen zudem weitere Erhöhungen: Hohe Kosten für Strom und Diesel belasten auch viele Verkehrsunternehmen - und dürften in vielen Fällen auf die Fahrpreise durchschlagen. In manchen Regionen sind Aufschläge von 3, 4 oder knapp 5 Prozent bereits beschlossene Sache.

Auf einer Hinweistafel sind im Hauptbahnhof Dresden Informationen zum 9-Euro-Ticket angeschrieben. Das Ticket läuft am heutigen 31. August ohne Nachfolgeregelung aus.

© Robert Michael/dpa

Anders als beim Tankrabatt ist beim 9-Euro-Ticket die Diskussion um eine Nachfolgeregelung längst in vollem Gange - als 29-, 49- oder 69-Euro-Ticket zum Beispiel. Knackpunkt ist aber weniger der Preis als die Finanzierung: Denn die Länder fordern vor allem eine Verbesserung des Grundangebots im Nahverkehr: mehr Infrastruktur, mehr Personal, mehr Fahrzeuge. Und dafür braucht es: mehr Geld.

Wissing: Nachfolger für 9-Euro-Ticket nur mit einfacher Tarifstruktur

Bundesverkehrsminister Volker Wissing pocht in der Debatte über eine Fortsetzung des 9-Euro-Tickets auf eine Vereinfachung der Tarifstrukturen. „Die Menschen haben durch den Kauf dieser vielen Tickets darüber abgestimmt, dass es so nicht bleiben soll“, sagte der FDP-Politiker am Mittwoch im Deutschlandfunk mit Blick auf die Vielfalt an Tarifzonen und Verkehrsverbünden.

Er habe Finanzminister Christian Lindner davon überzeugt, dass es ein weiteres, moderneres Ticket geben müsse. „Deshalb werden wir uns dafür einsetzen, dass es nicht wieder zum Rückfall in die alten Tarifstrukturen kommt so wie jetzt kurzfristig ab dem 1. September.“

Für einen Nachfolger des 9-Euro-Tickets müssten aber zuerst die Struktur des Tickets und seine Finanzierung geklärt werden - und dann der Preis. Unter diesen Voraussetzungen sei der Bund auch bereit, einen Beitrag zur Finanzierung zu leisten, sagte der Verkehrsminister. „Man kann nicht vom Bund erwarten, dass er einfach Geld auf den Tisch legt, wenn die Länder selbst keine Vorschläge haben, wie das neue Ticket aussehen soll.“

Verbraucherzentralen machen Druck

Die Verbraucherzentralen haben das vorerst ersatzlose Ende des 9-Euro-Tickets für Busse und Bahnen kritisiert. Die Chefin des Bundesverbands (vzbv), Ramona Pop, sagte der Deutschen Presse-Agentur, es nun sang- und klanglos auslaufen zu lassen, sei für Verbraucherinnen und Verbraucher die denkbar schlechteste Nachricht. „Das Ticket hat laut Untersuchungen die Inflation gedämpft, Energie eingespart, Geldbeutel und Klima entlastet und einen Impuls für die dringend nötige Verkehrswende gegeben.“

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Die Sonderaktion läuft am Mittwoch aus. Die 9-Euro-Tickets hatten im Juni, Juli und August jeweils für einen Monat bundesweit Fahrten in Bussen und Bahnen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ermöglicht. Nach Branchenangaben wurden rund 52 Millionen Tickets verkauft. Der Bund hatte die Aktion mit 2,5 Milliarden Euro zum Ausgleich von Einnahmeausfällen bei Verkehrsanbietern finanziert.

Verbraucherschützerin Pop warnte, das Ende des 9-Euro-Tickets führe jetzt zu einer absurden Situation: „Erst hat die Politik die Leute mit einem günstigen ÖPNV-Ticket angelockt. Nun werden sie mit Preiserhöhungen abgeschreckt - schließlich haben einige Verkehrsbetriebe bereits deutliche Preiserhöhungen angekündigt.“

Die vzbv-Chefin forderte: „Die Bundesregierung muss aufhören zu streiten und ein dauerhaft günstiges ÖPNV-Ticket auf den Weg bringen.“ Sie warb für den Vorschlag eines 29-Euro-Monatstickets, das eine wichtige Entlastungsmaßnahme wäre. Schon jetzt könnten sich viele Menschen mit geringem Einkommen keinen eigenen Pkw leisten, für manche sei selbst der ÖPNV zu teuer. Die Zahlen dürften sich angesichts der aktuellen Energiepreiskrise noch verschärfen. (dpa/afp)

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