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Demonstranten nehmen an einer Demonstration gegen den Militärputsch in Dawei´s Launglone Township teil.

© AFP/Dawei Watch

Zahl der Toten steigt weiter: Wichtiger Protestanführer in Myanmar angefahren und festgenommen

Die Proteste im südostasiatischen Myanmar dauern an. Das Militär feuert bei Demonstrationen auf medizinisches Personal.

Das Militär in Myanmar hat einen der wichtigsten Anführer der Protestbewegung gegen die neue Junta festgenommen. Wai Moe Naing sei am Donnerstag in der nördlichen Stadt Monywa während einer Kundgebung auf seinem Motorrad absichtlich von einem Auto der Einsatzkräfte angefahren und anschließend inhaftiert worden, sagte ein Augenzeuge der Deutschen Presse-Agentur.

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Insgesamt gelten drei Männer als Anführer des Widerstands im früheren Birma – neben Wai Moe Naing sind das Ei Thinzar Maung aus der größten Stadt Yangon und Tayzar San aus Mandalay.

Wai Moe Naing sei immer sehr vorsichtig gewesen, um eine Festnahme zu verhindern, sagte der Zeuge, der anonym bleiben wollte. „Alle anderen Demonstranten haben ihn immer gut beschützt.“ Nun habe das Militär aber zivile Autos benutzt, um ihn zu verfolgen. So sei es Soldaten am frühen Nachmittag geklungen, den 26-Jährigen festzunehmen. „Wir machen uns so große Sorgen um ihn“, hieß es.

Die landesweiten Demonstrationen gegen die Generäle dauerten derweil an. Beim Vorgehen des Militärs gegen Demonstrierende sei am Donnerstag einem Medienbericht zufolge ein Mann erschossen worden sein, andere Medien berichteten von mehreren Verletzten und Festnahmen.

Sicherheitskräfte feuern in Mandalay auf Ärzte

Sicherheitskräfte hätten in der Stadt Mandalay auf medizinisches Personal gefeuert, das sich dort aus Protest gegen den Putsch vom 1. Februar versammelt habe, berichtete der Sender BBC. Lokalen Medienberichten zufolge seien es etwa 20 Teilnehmer, die festgenommen wurden. „Als das Militär kam, sind die Demonstranten in alle Richtungen geflohen“, berichtet ein Journalist aus Mandalay.

Protestierende marschieren während einer Demonstration gegen den Militärputsch in Mogok in Myanmar.

© AFP/Facebook

Zuvor hatte die Militärführung Haftbefehle gegen 20 Ärzte ausgestellt, einige von ihnen prominente Vertreter des Gesundheitssystems im Kampf gegen das Coronavirus. Viele Ärzte weigern sich seit dem Putsch, in staatlich kontrollierten Krankenhäusern zu arbeiten und sind im Untergrund tätig.

Auch in etlichen weiteren Städten sei es wieder zu Kundgebungen gegen den Putsch und für die Rückkehr zur Demokratie gekommen. Nach Angaben der Hilfsorganisation für politische Gefangene (AAPP) haben die Sicherheitskräfte seit Anfang Februar 715 Aktivisten getötet.

Rote Farbe gegen brutales Vorgehen der Militärjunta in Myanmar

Um ihren Protest kundzutun, haben Junta-Gegner zum Neujahrsfest Thingyan symbolische rote Farbe versprüht und damit das brutale Vorgehen der Militärjunta gegen die Protestbewegung angeprangert. In Städten im ganzen Land sprühten und klecksten Gegner der Armee am vergangenen Mittwoch die Farbe auf Bürgersteige und Bushaltestellen, um auf das seit dem Putsch von Anfang Februar andauernde Blutvergießen hinzuweisen.

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In der Großstadt Mandalay waren inmitten der roten Farbe Schilder mit Aufschriften wie „Hoffe, unsere Militärdiktatur scheitert“ oder „Blut ist auf den Straßen nicht getrocknet“ zu sehen. Ein Protestteilnehmer in der Wirtschaftsmetropole Yangon sagte der Nachrichtenagentur AFP, mit dem Verteilen der roten Farbe werde der „Märtyrer“ gedacht, „die im Kampf für die Demokratie gestorben sind“.

Das Militär hat die zivile Regierung gestürzt und die Macht übernommen. Seitdem kommt es fast täglich zu Demonstrationen, obwohl das Militär hart dagegen vorgeht. Die Vereinten Nationen hatten jüngst gewarnt, die Lage könne in einen bürgerkriegsähnlichen Konflikt ausufern.

Seit dem Putsch von Anfang Februar gibt es immer wieder Berichte über schwere Folter bei Verhören. Mehrere Festgenommene haben die Haft nicht überlebt. Nach Schätzungen der Gefangenenhilfsorganisation AAPP sitzen derzeit mehr als 3000 Junta-Gegner in Haft. Den Angaben zufolge wurden seit dem Umsturz mindestens 715 Menschen getötet, darunter etwa 50 Kinder. (mit Agenturen)

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