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Hetze im Netz: Hashtag #Hass

© dpa/Lukas Schulze

Werbung im Internet: Getarnte Rechtsextremisten ködern Jugendliche

Rechtsextreme Propaganda im Internet erreicht mehr Jugendliche als je zuvor, warnen Jugendschützer. Doch viele Internetnutzer passen auch auf.

Von Hans Monath

Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) hat davor gewarnt, dass Rechtsextreme im Internet Jugendliche immer gezielter mit Köderstrategien ansprechen. Als Türöffner würden von den oft verdeckt agierenden Extremisten Themen wie Hip-Hop oder Online-Spiele genutzt, erklärte die Ministerin am Dienstag.

Mit "Fake-News" (als Nachrichten getarnte Falschbehauptungen) werde zudem Hass gegen Flüchtlinge, Muslime und andere Minderheiten geschürt. „Hass und Hetze haben weder auf der Straße noch im Netz etwas zu suchen“, sagte die SPD-Politikerin. Viele Jugendliche seien per Smartphone oder Tablet praktisch rund um die Uhr erreichbar. Deshalb müsse der Druck auf Internet-Dienste erhöht werden, damit diese Hass und Gewalt von ihren Plattformen verbannten.

Gemeinsam mit der Bundeszentrale für politische Bildung und der Organisation "jugendschutz.net" stellte Schwesig aktuelle Erkenntnisse zu rechtsextremen Internetaktivitäten vor. Nach Angaben des stellvertretenden Leiters von "jugendschutz.net", Stefan Glaser, wurden von seiner Internetplattform im vergangenen Jahr 53.000 rechtsextreme Inhalte gesichtet. Gegen knapp 1700 rechtsextreme Angebote ging die Einrichtung vor. 94 Prozent davon seien bei Facebook, YouTube und Twitter festgestellt worden.

"Die rechtsextreme Propaganda hat sich weiter verschärft und erreicht mehr Jugendliche im Netz als je zuvor", sagte Glaser. Zugleich gebe es aber auch eine höhere Bereitschaft, dagegen einzuschreiten. Der Jugendschützer lobte in diesem Zusammenhang sowohl die Betreiber von Internetdiensten wie auch die Bereitschaft der Internet-Nutzer, fragwürdige Seiten zu melden. "Unsere Erfahrung zeigt, dass die Bereitschaft der Dienste groß ist, gegen rechtsextreme Inhalte vorzugehen", sagte er. In rund 80 Prozent der Fälle sei es gelungen, die Inhalte schnell zu entfernen oder für den Zugriff aus Deutschland sperren zu lassen. Zugleich gebe es "immer mehr User, die sich engagieren und bereit sind, Beiträge zu melden".

Die mediale Inszenierung rechtsextremer Botschaften hat laut Glaser "eine neue Qualität erreicht". So versuchten Rechtsextreme im Netz etwa mit Markenklamotten oder anderen Lifestyle-Angeboten an die Lebenswelt der Jugendlichen anzudocken. So seien im Netz nun auch "Nipster" (Nazi-Hipster) unterwegs, die mit angesagten Sneakers werben würden. Auch die so genannten "Identitären" verbreiteten ihre Botschaften. "Da werden Bilder vom veganen Frühstück kombiniert mit Naziparolen", sagte Glaser.

Die Familienministerin plädierte dafür, die Medienkompetenz von Jugendlichen stärker zu fördern. Dazu werde sie auch die Präventionsarbeit ausbauen, kündigte Schwesig an. Demnach soll "jugendschutz.net" künftig dauerhaft aus dem Anti-Extremismus-Programm "Demokratie leben" des Familienministeriums gefördert werden.

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