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Achtung, Fake News! Das sind nur zwei Männer in Singapur, die sich als Kim Jong Un und Donald Trump verkleidet haben.

© Roslan Rahman/AFP

Donald Trump trifft Kim Jong Un: Wer mit dem Teufel isst, braucht eine intakte Moral

Donald Trump will kein Weichei sein. Und kein Appeaser. Bei seinem Treffen mit Nordkoreas Diktator Kim Jong Un kann er zeigen, was in ihm steckt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Malte Lehming

Es gibt einen Maßstab dafür, ob das historische Treffen des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, mit dem Diktator von Nordkorea, Kim Jong Un, an diesem Dienstag in Singapur ein Erfolg sein wird. Papier, das unterzeichnet werden kann, ist geduldig. Die Führung in Pjöngjang hat schon oft Dinge versprochen, die dann nicht gehalten wurden.

Schon bei den Begrifflichkeiten driften beide Seiten auseinander. Wenn die USA von „Denuklearisierung“ sprechen, meinen sie die vollständige, nachweisbare und unumkehrbare atomare Abrüstung der nordkoreanischen Halbinsel. Für Nordkorea aber ist damit auch ein Abzug der US-Streitkräfte aus Südkorea verbunden. Das wiederum kommt für das Weiße Haus nicht in Frage. Womöglich behilft man sich mit diplomatischen Erklärungen über einen „produktiven Prozess“, der eingeleitet worden sei und zu einem guten Ende führen solle.

Nein, der Maßstab besteht nicht in Absichtserklärungen sondern in konkreten Verpflichtungen – und zwar zuallererst auf dem Gebiet der Menschenrechte, der Religions- und Meinungsfreiheit. Nordkorea ist das größte Gefängnis der Welt. Auf zwei Gebieten hält das Land einen traurigen Rekord. Auf dem „World Press Freedom Index“, erstellt von den „Reportern ohne Grenzen“, steht es auf dem letzten Platz. Zur staatlichen Indoktrination gibt es keine Alternative. Alles wird kontrolliert, überwacht, zensiert.

Das Regime praktiziert auch Sippenhaft

Wer von der Verehrung der Kim-Dynastie abweicht, kommt ins Arbeitslager, wird gefoltert und stirbt vor Hunger. Laut amerikanischem Außenministerium befinden sich in Nordkorea derzeit zwischen 80.000 und 120.000 Menschen aus politischen oder religiösen Gründen in Haft. Ein Bericht der Vereinten Nationen kritisiert die „systematischen, weit verbreiteten und gravierenden Menschenrechtsverletzungen“. Das Regime praktiziert auch Sippenhaft. Für das Vergehen eines Familienmitglieds wird in der Regel die gesamte Familie bestraft.

Besonders groß ist die Not für die knapp 300.000 Christen. Seit 18 Jahren führt Nordkorea – das ist der zweite traurige Rekord – die Rangliste der Länder mit der weltweit schlimmsten Christenverfolgung an. Die Rangliste wird jedes Jahr von der konservativen evangelikalen Organisation „Open Doors“ erstellt. Im Wesentlichen decken sich deren Ergebnisse jedoch mit denen des „Ökumenischen Berichts zur Religionsfreiheit von Christen weltweit“, den die evangelische und katholische Kirche in Deutschland alle vier Jahre veröffentlichen.

Christen werden in Nordkorea als „feindliche Klasse“ behandelt, in abgelegene Dörfer verbannt oder in Straflager gesteckt. Bis zu 70<ET>000 vegetieren derzeit in solchen Arbeitslagern. Wer betet, die Bibel liest oder auch nur laut „Amazing Grace“ singt, kann verhaftet und deportiert werden. Zwangsabtreibungen, Kindesermordungen, Folter und Exekutionen sind nach Angaben eines ehemaligen UN-Hochkommissars für Menschenrechte, Navi Pillay, an der Tagesordnung.

Meinungs- und Religionsfreiheit: Das muss auf die Gipfel-Agenda

Rechte Evangelikale gehören zu Trumps treuesten Anhängern. Sie orientieren sich an den Worten des Apostel Paulus aus dem Galaterbrief: „Lasst uns Gutes tun an jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen.“ Daraus leiten sie eine besondere Verantwortung für bedrohte Mitchristen ab. Die Amtskirchen in Deutschland drücken es um eine wichtige Nuance anders aus. „Unser Einsatz für die Christen ist exemplarisch, aber nicht exklusiv“, heißt es.

Menschenrechte, Meinungs- und Religionsfreiheit: Das muss auf die Gipfel-Agenda in Singapur! Mit dieser Forderung haben sich am 17. Mai mehr als fünfzig Religionsführer von Christen, Juden, Hindus und Muslimen sowie Außenpolitikexperten und Menschenrechtsaktivisten in einem Offenen Brief an Trump gewandt. „Nordkorea ist eine Folterkammer“, heißt es darin, nirgendwo auf der Welt sei es für Menschen, die ihrem Gewissen oder ihrem Glauben folgen wollen, gefährlicher.

Konkret fordern die Unterzeichner die sofortige Freilassung einer substanziellen Zahl von politischen Gefangenen, Zugang zu allen Gefängnissen durch das Internationale Rote Kreuz, Quoten für die freiwillige Ausreise inhaftierter Gefangener und ihrer Familien, das Besuchsrecht des Landes durch den US-Botschafter für Internationale Religionsfreiheit sowie durch den UN-Bevollmächtigten für die Freiheit der Religion und des Glaubens.

Das ist nicht zu viel verlangt von einem US-Präsidenten, der seine Vorgänger gelegentlich des Appeasements bezichtigt hat.

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