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Ärztliche Videosprechstunden boomen im Lockdown

© Christin Klose/dpa

Exklusiv

Weniger Früherkennung, mehr Videosprechstunden: Welche Auswirkungen der Lockdown auf den Besuch beim Arzt hat

In welchem Umfang ärztliche Leistungen in Anspruch genommen werden, hängt stark von den Kontaktbeschränkungen ab. Videosprechstunden boomen.

Im Lockdown gehen die Menschen deutlich seltener zum Arzt – vermutlich aus Angst vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus. Besonders stark machte sich das im vergangenen Jahr bei den Vorsorgeuntersuchungen bemerkbar, wie eine Auswertung des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (zi) zeigt, die dem Tagesspiegel vorliegt.

Aber auch über alle Leistungsbereiche hinweg sei zu erkennen, dass sich die Inanspruchnahme ärztlicher und psychotherapeutischer Leistungen „stark abhängig von den Maßnahmen zur Kontaktbeschränkung“ entwickele, heißt es im Trendreport, für den Abrechnungsdaten aus dem letzten Jahr ausgewertet wurden.

So brach die Zahl der Mammographie-Screenings im ersten Lockdown zwischen März und Mai um bis zu 97 Prozent gegenüber dem Vorjahr ein. Hautkrebs-Untersuchungen gingen im gleichen Zeitraum um bis zu 70 Prozent zurück. Während es bei der Mammographie ab Juni leichte Nachholeffekte gab, war das bei der Hautkrebsvorsorge nicht der Fall. Hier blieben die Zahlen fast durchgehend unter Vorjahresniveau. Im zweiten Lockdown im Dezember lagen sie immer noch um 11 Prozent unter dem Wert von 2019.

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Bei nicht verschiebbaren Arztbesuchen zeigt sich ein gemischtes Bild: So war bei Dialyseleistungen im gesamten Beobachtungszeitraum teilweise sogar ein geringer Anstieg der Fallzahlen zu erkennen. Bei der Substitutionsbehandlung bei Drogenabhängigkeit lagen die Werte ab Mitte März aber durchweg unter den Vorjahreswerten. Bei der onkologischen Betreuung krebskranker Patienten ging die Zahl der Arztbesuche Ende März 2020 zunächst spürbar zurück (fast minus 40 Prozent), normalisierte sich dann allmählich wieder. Mit dem erneuten Lockdown ab November war wieder ein leichter Rückgang zu verzeichnen.

Zahl der telefonischen Beratungen nimmt stark zu

Die Zahl der telefonischen ärztlichen Beratungen hat hingegen deutlich zugenommen. So wurden zwischen März und Dezember 2020 insgesamt 6,3 Millionen Telefonate mit Patienten abgerechnet, das sind fast 2,7 Millionen mehr als im Vorjahreszeitraum.

Wegen der Pandemie setzen viele Ärzte auch auf Videosprechstunden, die in der Vergangenheit kaum eine Rolle gespielt haben. So wurden von April bis Dezember insgesamt fast 2,5 Millionen Videosprechstunden vorgenommen. Ein Jahr zuvor waren es weniger als Tausend.

Die Coronakrise führt außerdem dazu, dass mehr Menschen sich - wie von Medizinern empfohlen - gegen Grippe oder Pneumokokken haben impfen lassen. So wurden zwischen März und Dezember rund 1,13 Millionen Pneumokokken- und 3,54 Millionen Gruppe-Impfungen mehr vorgenommen als im Vorjahr. Die deutlichsten Zuwächse gegenüber den Vorjahreswerten seien dabei jeweils zum Beginn der einzelnen Pandemiewellen im März und September zu erkennen, heißt es im Trendreport.

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