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Auch Tempo 30 hat zum Rückgang des Stickoxid-Ausstoßes beigetragen.

© Jörg Carstensen/dpa

Weniger als zehn Städte über Stickoxid-Grenzwert: Die Luft ist sauberer geworden

Schadstoffbelastungen sind laut Umweltbundesamt 2020 zurückgegangen - doch der Lockdown-Effekt macht nur einen kleinen Anteil aus.

Die Luft in deutschen Städten ist deutlich sauberer geworden. Die Belastung mit Stickstoffoxiden sei im Jahr 2020 zum Teil „erheblich“ zurückgegangen, sagte der Leiter des Umweltbundesamts (UBA), Dirk Messner, bei der Vorstellung aktueller Messwerte. Während im Jahr 2019 noch in 25 Städten die EU-Grenzwerte überschritten wurden, waren es 2020 weniger als zehn Städte.

Zu den Städten, in denen die Luft noch nicht sauber genug ist, gehören Hamburg und München. Ob Berlin auch betroffen ist, konnte Messner wegen unvollständiger Daten noch nicht mit Sicherheit sagen. Im Jahr 2019 hatten Messungen an der Leipziger Straße im Jahresmittel Werte oberhalb des Grenzwerts ergeben. Stickstoffdioxide sind die Schadstoffe, die vor allem von Diesel-Pkw ausgestoßen werden.

Unter den vorgeschriebenen Grenzwerten blieben 2020 aber auch eine Reihe von Städten, die im Vorjahr noch darüber lagen: Dazu gehören etwa die NRW-Städte Köln, Hagen, Dortmund, Oberhausen und Wuppertal. Insgesamt wurden nur noch an rund drei bis vier Prozent der verkehrsnahen Messstationen die Grenzwerte überschritten, während es 2019 noch 21 Prozent waren.

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Verantwortlich für den Rückgang sind nach Analysen des Umweltbundesamts vor allem Verbesserungen an den Fahrzeugen. Der Umstieg auf neuere, deutlich sauberere Fahrzeuge hätten einen spürbaren Effekt gehabt. „Nach dem Diesel-Skandal sehen wir, dass es jetzt neue Motoren gibt, mit denen sich die Grenzwerte einhalten lassen“, sagte Messner.

Softwareupdates hätten ebenfalls zum verminderten Schadstoff-Ausstoß beigetragen. Auch Maßnahmen wie Tempolimits und lokale Fahrverbote trugen zu einer besseren Luftqualität bei.

Der Lockdown in der Corona-Pandemie im vergangenen Frühjahr hatte ebenfalls einen Effekt - allerdings nur sehr begrenzt, wie Messner sagt. Im Lockdown sei der Verkehr in deutschen Städten zwar im Durchschnitt um 20 bis 30 Prozent zurückgegangen – und damit auch der Schadstoffausstoß.

Doch auf das Jahr hochgerechnet war der Einfluss nicht enorm, da viele Menschen nach dem Lockdown wieder genauso viel mit dem Auto fuhren wie zuvor. Messners Fazit: Die bessere Luftqualität sei vor allem auf Umweltpolitik zurückzuführen – und nicht auf einen „Einmaleffekt“.

Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) warb dennoch dafür, aus den Lockdown-Erfahrungen im letzten Frühjahr Ideen für die künftige Gestaltung von Städten mitzunehmen. Menschen seien häufiger aufs Fahrrad gestiegen, der Himmel sei frei von Flugzeugen gewesen, man habe die Vögel wieder singen hören. In der Zeit habe man eine „leise Ahnung“ bekommen können, wie weniger Autos, weniger Flugzeuge und mehr Spaziergänger die Städte verändern könnten, sagte die Ministerin.

Höhere Grenzwerte für Feinstaub?

Auch beim Feinstaub ist der Trend positiv: So wurden 2020 die geringsten Belastungen seit Beginn der Messungen Ende der 1990er Jahre festgestellt. Der Leiter des Umweltbundesamts, Messner, sieht dennoch Handlungsbedarf: „Die Grenzwerte sind 20 Jahre alt und entsprechen nicht mehr dem Stand der Wissenschaft“, sagte er.

Im Jahr 2018 seien in Deutschland laut Schätzungen etwa 63.000 verfrühte Todesfälle auf Belastung mit Feinstaubpartikeln zurückzuführen, in der EU seien es insgesamt 417.000 Fälle gewesen. Aktuell zeigten Studien, dass in Regionen mit hohen Feinstaubbelastungen auch das Risiko eines schweren Covid-19-Krankheitsverlaufs höher sei.

Die Weltgesundheitsorganisation will Mitte des Jahres neue Empfehlungen vorlegen. Messner rät der Politik, die Grenzwerte zu verschärfen. Als Quellen für Feinstaub spielen Holzfeueranlagen und Kaminöfen eine Rolle. Aber auch der Autoverkehr mit dem Abrieb von Reifen, Bremsbelägen oder Straßenbelag hat einen Einfluss.

Die Feinstaub-Werte schwanken außerdem nach Wetterlage. Der vergleichsweise milde Winter im vergangenen Jahr wirkte sich positiv aus, an kalten klaren Wintertagen hingegen findet weniger Luftaustausch statt und Feinstaub-Werte sind höher.

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