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China führt viermal mehr Waren in die USA aus als umgekehrt.

© Feng Li / Pooley/Getty Images / Pool/dpa

Was macht die Welt? Fragen an Josef Joffe: China kann einen Handelskrieg nicht wollen

"Zeit"-Herausgeber Josef Joffe spricht über den Fall Skripal, den Handelsstreit zwischen USA und China und die Entwicklungen in Saudi-Arabien.

Attentat auf Skripal. Wie sicher muss man sein, um Russland öffentlich zu beschuldigen?

Solche Fälle werden nicht vor Gericht verhandelt – mit Zeugen und Verteidigern. Es gelten fünf Regeln. 1. Motiv: Putin hat schon 2006 verkündet, kein Feind sei im Ausland sicher. 2. Muster: Allein seit 2014 sind dort 19 prominente Russen unter verdächtigen Umständen umgekommen (weitere 19 daheim). 3. Tatwaffe: Novitschok wurde in Russland erfunden. 4. Tatmethode: Das hochpotente Nervengift erfordert professionelles Handling; ein Amateur würde sich selbst meucheln, folglich Stich- oder Schusswaffen benutzen. 5. Russlands Verhalten: Ein Unschuldiger würde die totale Kooperation anbieten; Moskau hat dagegen eine aggressive Propaganda- und Desinformationskampagne aufgelegt. Merke: Wer heult, jagt und Grau trägt wie ein Wolf, ist ein Wolf.

China gegen USA, USA gegen China – sind wir schon im Handelskrieg?

Nein, im Scharmützel, wo nach der ersten Salve (Strafzoll für Waren im Wert von 50 Milliarden Dollar) die Schlachtordnung ausgelotet wird. Wie bei den Griechen vor Troja: Erst mal motzen sich die Heerführer an, ein paar Pfeile fliegen. China kann einen Handelskrieg nicht wollen, weil es viermal mehr nach Amerika ausführt als umgekehrt. Trump will China empfänglich machen für Konzessionen, wo es nicht um Güter, sondern Technologie-Klau geht.

Der saudische Kronprinz erkennt das Existenzrecht Israels an. Wird WmdW nun ein Fan von ihm?

MBS ist für einen Saudi ziemlich cool, aber nicht der Erste, der Israel anerkennt. Das haben Kairo und Amman 1979 und 1994 getan. Längst bilden die Israelis saudische Piloten und Spezialtruppen aus. Die Freundschaft ruht auf dem sichersten Fundament: dem gemeinsamen Interesse. Das ist die Eindämmung Irans sowie eine regionale Rückversicherung, falls Trump sich aus Nahost zurückzieht.

Ein Wort zum deutschen Außenminister...

Heiko Maas schlägt gegenüber Russland und Israel eine bemerkenswert anderen Ton an als sein Vorgänger Gabriel. Der träumte von einer Sonderbeziehung zu Moskau, folglich wollte er Sanktionen lockern. Maas aber will nicht ausscheren. Gabriel ließ es in Israel zum Eklat kommen; Maas demonstrierte Freundschaft. Der Test kommt noch, weil beide Länder denselben Sitz im UN-Sicherheitsrat anstreben. WmdW fordert eine gütliche Lösung: Beide sollen sich mit jeweils einer Pobacke den Stuhl teilen. So kommt man sich richtig nahe.

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