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Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht mit dem Inspekteur des Heeres und dem Kommandeur der Panzerlehrbrigade 9 Niedersachsen.

© imago images/Björn Trotzki

Ungewissheit über Ziele der Bundeswehr: Was fehlende Unterhosen mit der nationalen Sicherheit zu tun haben

Die Wehrbeauftragte verwirrt mit ihren Aussagen zur Bundeswehr. Was genau die Soldaten leisten sollen, muss schnell geklärt werden. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Kaum zu glauben. Da braucht Franziska Giffey für Berlin ein paar Bundeswehrsoldaten als Helfer in der Not, 40 oder besser 80, und dann dauert das, ist nicht von jetzt auf gleich möglich? Bei insgesamt 183.000 Mann und Frau in der Truppe? In welche miserablem Zustand muss man sich die eigentlich jetzt vorstellen.

Das Heer ist blank, hat neulich der Heeresinspekteur gesagt, genauer: auf LinkedIn geschrieben, was schon ungewöhnlich war. Aber im Grunde passt das zur Lage. Es scheint so, als gälte das für die gesamte Bundeswehr: blank und bloß. Da muss wirklich dringend, dringendst, gehandelt werden.

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Panzer müssen fahren, Schiffe schwimmen, Flugzeuge fliegen können, Gewehre schießen, alles mit ausreichender Munition, und die Soldat:innen sollten schon die richtige Unterwäsche für alle Jahreszeiten habe. Genau, die haben sie nämlich auch nicht. Überall hapert’s. Übrigens auch an Mitarbeitern im Beschaffungswesen, da sind hunderte Stellen unbesetzt, ist zu hören.

Nun soll man vielleicht in diesen Tagen und Stunden nicht ständig über den miserablen Zustand zumindest in Teilen der Truppe lamentieren; das wirkt nicht so gut, oder nicht so geschickt, im Hinblick auf die sicherheitspolitische Gesamtlage. Auch wenn zugleich richtig ist, dass Transparenz erst Veränderungswillen schafft.

Umso wichtiger wird es dann allerdings, entsprechend umsichtig zu kommunizieren. Wenig angebracht erscheint vor dem Hintergrund, wenn die die Wehrbeauftragte Eva Högl jetzt umgekehrt gleichsam Anzeichen einer Art Mobilmachung sendet.

Die Wehrbeauftragte sagt also: „Die Amtshilfe der Bundeswehr zur Bewältigung der Corona-Pandemie muss deutlich reduziert werden oder besser ganz enden. Denn diese Kräfte werden jetzt bei der Bündnisverteidigung dringend gebraucht.“ Da stellen sich doch sogleich Fragen: Wo werden denn im Augenblick im Inland Leute „bei der Bündnisverteidigung gebraucht“?

Oder, was logischer wäre: Sollen noch mehr Angehörige der Bundeswehr zum Beispiel zu den Nato-Partnern in die baltischen Staaten geschickt werden? Das wenigstens müsste hinzugefügt werden, um keine Bangigkeit zu fördern.

Womit wir wieder bei der Transparenz wären. Was ist zu erwarten, was kann die Truppe leisten, worauf soll sie sich konzentrieren? Den Grundzustand zu verbessern, ihre Instandsetzung zu betreiben, das dauert beim besten Willen länger als einige Wochen.

Aber nach einem Jahr, da hat Bayerns Ministerpräsident Markus Söder recht, sollte die Bundeswehr schon mehr als bedingt einsatzbereit sein. Das wäre eine andere, eine willkommene Art der Mobilmachung. Die Wehrbeauftragte hat auch hier ihren Auftrag: Die Verteidigungsministerin kann kritische Begleitung sicherlich gebrauchen.

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