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Überreste der Bombe

© Reuters

Nach den Anschlägen von Boston: Was der Kochtopf verrät

Die zwei Bomben von Boston wurden vermutlich aus Schnellkochtöpfen gebaut –eine eher primitive Technologie. Was sagt das über den oder die möglichen Täter aus?

Von Frank Jansen

Dass die Sprengsätze von Boston offenkundig ein begabter Amateur gebastelt habe, bedeutet nach Ansicht deutscher Sicherheitsexperten nicht, dass eine Verbindung zu einer professionellen Terrororganisation ausgeschlossen sei. Sie halten es für möglich, dass Al Qaida hinter dem Bombenanschlag steckt. Sie verweisen auf die von Al Qaida derzeit favorisierte Strategie, Einzeltäter oder Kleinstgruppen loszuschicken, die im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet ausgebildet wurden und auf eigene Faust im Westen Anschläge begehen sollen. Einschlägige Erfahrungen hat auch schon die Bundesrepublik gemacht.

Im Mai 2011 schnappte die Polizei in Berlin und in Wien zwei Dschihadisten, die ein Al-Qaida-Kader von der pakistanischen Terrorhochburg Wasiristan aus nach Europa gesandt hatte. Der afghanischstämmige Österreicher und der Deutschtürke sollten sich, gemäß ihrer Ausbildung an Waffen und Sprengstoff, für „Operationen“ bereithalten. Die Ermittler fanden bei dem Österreicher eine Datei mit einem Strategiepapier von Al Qaida zu einem Zermürbungskrieg gegen den Westen. Eine Kombination aus kleineren und größeren Angriffen „wird den Feind zur Verzweiflung treiben“, stand da. Das könnte zu Boston passen, sagen Sicherheitskreise.

Sollte die Terrororganisation für den Anschlag verantwortlich sein, wäre in etwa einer Woche zu erwarten, dass sich Al-Qaida-Chef Aiman al Sawahiri dazu im Internet bekennt. Sawahiri, der sich vermutlich in Wasiristan verstecke, könne nicht umgehend über das Internet reagieren, weil das Entdeckungsrisiko dann zu hoch sei „und sofort eine Drohne heranrauscht“, heißt es.

Dass der oder die Täter den Sprengstoff in Kochtöpfe steckten, erinnere zudem an den rechtzeitig gestoppten Versuch einer Gruppe algerischer Islamisten, im Dezember 2000 den Weihnachtsmarkt in Straßburg anzugreifen. Die Terroristen bereiteten von Frankfurt/Main aus den Anschlag vor, den sie mit verschlossenen Kochtöpfen voller Sprengstoff und Nägel verüben wollten. Auch da ist eine Parallele zu Boston erkennbar. Die Methode ist allerdings längst auch anderen Extremisten und sonstigen Bombenbastlern bekannt. Im Internet kursieren Anleitungen zum Bau von Sprengsätzen, in denen der Einsatz von Kochtöpfen mit tödlichem Inhalt beschrieben wird. „Das lesen auch rechte und linke Extremisten“, sagt ein Experte. Bomben verrieten heute nicht mehr so viel über den Bastler.

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