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Am 20. Januar zieht Donald Trump spätestens aus dem Weißen Haus aus.

© Evan Vucci/AP/dpa

Wahlkampf statt Begrüßung: Trump plant, Biden bei der Amtseinführung die Show zu stehlen

Donald Trump könnte seinen Abgang für einen großen Show-Effekt nutzen. Und dafür, die amerikanische Gesellschaft noch mehr zu spalten.

Donald Trump wäre nicht Donald Trump, wenn er nicht auch bei seinem endgültigen Abgang so viel Aufmerksamkeit wie möglich auf sich ziehen wollen würde. Und von seinem Amtsnachfolger Joe Biden abziehen.

Was die Nachrichtenseite „Axios“ unter Berufung auf ungenannte Quellen in seinem Umfeld berichtet, klingt daher auch sehr nach der Gedankenwelt des einstigen Real-TV-Stars, der seine Niederlage öffentlich weiter nicht eingesteht.

Demnach überlegt Trump derzeit, am 20. Januar 2021, dem Tag von Bidens Amtseinführung, das Weiße Haus in dem Präsidentenhubschrauber „Marine One“ zu verlassen und sich dann von dem Flugzeug „Air Force One“ nach Florida bringen zu lassen. In dem Bundesstaat, in dem er auch seinen Wohnsitz hat, wolle er dann eine seiner Rallyes abhalten – zeitgleich zu den Feierlichkeiten in Washington, schreibt „Axios“.

Damit würde er nicht nur die Tradition ignorieren, dass der besiegte Präsident seinem Nachfolger gratuliert und ihn im Weißen Haus willkommen heißt. Stattdessen würde er den Neuen mit einem Wahlkampfevent „begrüßen“ und untermauern, dass ihm die Wahl gestohlen worden sei.

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Trump-Show während der Biden-Vereinigung?

Während Biden also vor dem Kapitol in der Hauptstadt seinen Eid ablegt – wegen der Pandemie aller Voraussicht nach vor wenigen ausgewählten Zuschauern –, würde Trump versuchen, die Spaltung des Landes auch an diesem wichtigen Tag weiter zu vertiefen. Seine Anhänger würden ihm zuhören, der Rest Amerikas dem neu gewählten Präsidenten.

Es wäre ein Trauerspiel und würde das Ansehen der USA weiter beschädigen. Aber solche Überlegungen sind Trump fremd. Er hat nicht vor, einfach aufzugeben und geräuschlos zu verschwinden.

Wird er seine Kandidatur für 2024 verkünden?

Der Tag könnte damit auch zum Auftakt seiner Kampagne werden, die möglicherweise in eine erneute Kandidatur 2024 mündet. Auch das könnte er da verkünden. Möglich wäre dies, in den USA kann ein Präsident zwei Amtsperioden regieren, die nicht zusammenhängen müssen.

Trump hat die Erzeugung von Medienaufmerksamkeit perfektioniert, einer der Gründe für seinen Erfolg 2016. Mit diesem Plan könnte er versuchen, daran anzuknüpfen und Biden von Tag eins an das Regieren zu erschweren.

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Dass der Republikaner absolut kein Interesse daran hat, dass sein Nachfolger erfolgreich ist, davon kann ausgegangen werden. Auch nicht bei der Bekämpfung der Pandemie, weswegen von seiner Regierung bis zur Übernahme durch Biden keine großen Schritte mehr zu erwarten sind.

Biden stellt sein Kabinett zusammen

Biden wiederum bereitet sich auf seinen Amtsantritt vor. Seine jüngsten Personalentscheidungen zeigen, welchen Stellenwert er der Bekämpfung des Coronavirus zugesteht. So soll der Top-Virologe Anthony Fauci, dessen Rat Trump zunehmend ignorierte, der führende Corona-Berater der Regierung bleiben.

Als Gesundheitsminister nominierte Biden Kaliforniens Generalstaatsanwalt Xavier Becerra. Der 62-Jährige wäre der erste Latino in diesem Amt. Latinos gehören zu den Gruppen in den USA, die besonders von der Pandemie betroffen sind.

Direktorin des Center for Disease Control (CDC) soll Rochelle Walensky, Expertin für Infektionskrankheiten an der Harvard-Universität, werden. Der Unternehmensberater Jeff Zients soll die Anti-Corona-Maßnahmen der Regierung koordinieren.

Neue Höchststände bei Corona

Bidens Gesundheitsteam wird von Anfang an vor allem mit dem Virus beschäftigt sein, das sich weiter fast ungebremst ausbreitet. Die Johns-Hopkins-Universität meldete am Samstag am dritten Tag in Folge einen neuen Höchstwert bei der Zahl der Neuinfektionen. Binnen 24 Stunden wurden mehr als 230.000 neue Ansteckungen registriert. Insgesamt gab es bereits mehr als 14,6 Millionen Fälle. Über 282.000 Infizierte starben.

Bidens Pläne für seine Amtseinführung fallen daher deutlich bescheidener aus als normalerweise. So werden wohl der traditionelle Ball und die Paraden gestrichen. Feiern will er „Axios“ zufolge nur mit ausgewählten Familienmitgliedern und Beratern.

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