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Trumps Kandidat: J.D. Vance siegt beim Vorwahlkampf in Ohio.

© Drew Angerer/AFP

Vorwahlen der US-Republikaner: So viel Einfluss hat Trump in den USA noch immer

Ex-Präsident Trump unterstützt mehrere schillernde Kandidaten im Vorwahlkampf für die Midterms. Ein erster setzte sich in Ohio durch. Was bedeutet das für die Partei?

Alle Gegenwehr hat nichts genutzt: Der von Ex-Präsident Donald Trump unterstützte Senatskandidat JD Vance hat die republikanischen Vorwahlen in Ohio gewonnen. Für die Republikanische Partei, die den Bestsellerautor verhindern wollte, ist das ein weiterer Beleg dafür, wie viel Einfluss der ehemalige Präsident weiterhin auf die konservative Basis hat.

Trump hatte sich vor weniger als drei Wochen für den 37-Jährigen ausgesprochen. Der bis dahin in Umfragen führende konservative Gegenkandidat Josh Mandel hatte zwar zahlreiche finanzstarke Unterstützer aus dem Partei-Establishment.

J.D. Vance nennt sich „Konservativer Outsider“

Aber Trumps „Endorsement“ für Vance, der mit dem Schlagwort „Konservativer Outsider“ für sich warb, sowie die Unterstützung des deutsch-amerikanischen Investors und Milliardärs Peter Thiel drehten das Rennen auf den letzten Metern. Für die Republikaner, die Trump spätestens seit dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 kritisch sehen, ist das eine schwere Niederlage.

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Wie weit Trumps Einfluss reicht, wird bald in weiteren parteiinternen Vorwahlen getestet. Die vielleicht riskanteste Wette findet bei den Gouverneurswahlen in Georgia am 24. Mai statt. Dort will Trump den amtierenden Gouverneur Brian Kemp mit dem ehemaligen Senator David Purdue ersetzen.

Kandidaten müssen die „big lie“ von der gestohlenen Wahl teilen

Warum? Weil Kemp sich 2020 geweigert hatte, den Sieg Bidens in seinem Staat zu verwerfen. Purdue wiederum teilt Trumps „big lie“ von der gestohlenen Wahl. Kemp führt in Umfragen derzeit – noch – deutlich.

Ebenfalls spannend wird es am 17. Mai bei der Entscheidung, wer für einen der beiden Senatssitze Pennsylvanias kandidiert. Hier hat sich der 75-jährige Ex-Präsident zum Unmut vieler in seiner Partei für den schillernden türkischstämmigen TV-Arzt Mehmet Oz entschieden.

Mike Pompeo unterstützt einen anderen Bewerber

Das Kuriose: Von „Dr. Oz“ sind viele Äußerungen aus der Vergangenheit bekannt, die besser zu den Demokraten passen. Auch daher unterstützt etwa Ex-Außenminister Mike Pompeo, dem Ambitionen für die Präsidentschaftswahl 2024 nachgesagt werden, den bisherigen Favoriten David McCormick, der als Hedgefonds-Manager Milliarden verdient hat. McCormick hatte um Trumps „Endorsement“ gebuhlt und betont weiterhin, er sei der Kandidat, der Trump am ähnlichsten sei.

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Viele Republikaner fürchten, dass zu extreme beziehungsweise umstrittene Kandidaten dafür sorgen könnten, dass eigentliche gewinnbare Rennen zu Gunsten der Demokraten ausfallen.

Trump wiederum scheint mit Positionswechseln kein Problem zu haben – solange die Kandidaten heute 100 Prozent hinter ihm stehen und seine Mär von der gestohlenen Wahl teilen. So sagte er über Vance: „Er hat mal schreckliche Dinge über mich geäußert. Aber er ist ein furchtloser Kämpfer für unsere MAGA-Bewegung.“

Vom Trump-Kritiker zum Trump-Loyalen

Vances Wandel vom Trump-Kritiker zum Trump-Loyalen gibt vielen Rätsel auf. Nach dem überraschenden Sieg Trumps 2016 wurde Vance mit seinem Buch „Hillbilly-Elegie“ berühmt, in dem er mit viel Empathie über die von den Liberalen angeblich vernachlässigte weiße Landbevölkerung Amerikas schrieb. Das Buch wurde auch von Netflix verfilmt.

Den Kandidaten Trump hatte Vance als für das Präsidentenamt „ungeeignet“ und „Idioten“, den er „nie gemocht“ habe, bezeichnet. Aber nachdem er 2021 seine Bewerbung um die Senatskandidatur bekanntgegeben hatte, vollzog er eine 180-Grad-Wende – und tritt seitdem ähnlich radikal auf wie sein machtvoller Unterstützer. So erklärte er etwa, ihm sei es egal, was mit der Ukraine passiere.

Die große Frage: Tritt Trump 2024 wieder an?

Würde Vance sich im Kampf um den frei werdenden Senatssitz im November gegen den am Dienstag ebenfalls gekürten demokratischen Kandidaten Tim Ryan durchsetzen, zöge damit auch eine isolationistische Außenpolitik in den US-Senat ein. In der Ukraine-Krise stehen die republikanischen Senatoren bisher weitgehend hinter dem Kurs von Präsident Joe Biden, der Kiew helfen will, sich gegen Russland zu verteidigen.

Eine erneute Präsidentschafts-Kandidatur Trumps 2024 wird wohl wahrscheinlicher, sollten sich die von ihm unterstützten Bewerber durchsetzen. Umfragen sprechen dafür.

So würden einer Untersuchung der Quinnipiac University zufolge 45 Prozent der republikanischen Wähler für einen von Trump unterstützten Kandidaten stimmen. Lediglich acht Prozent erklärten, einen solchen Kandidaten abzulehnen. 44 Prozent sagten, dies spiele keine Rolle für ihre Wahlentscheidung.

Dazu kommt, dass den Demokraten bei den „Midterms“ ein Verlust ihrer Mehrheiten in beiden Kammern des Kongresses. Bei der Wahl, die als wichtiger Stimmungstest zwei Jahre nach der Präsidentschaftswahl gilt, wird das gesamte Repräsentantenhaus und ein Drittel des Senats neu bestimmt.

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