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Der selbsternannte Interimspräsident Juan Guaidó am Sonntag in Ecuador. Montag will er nach Venezuela zurückkehren.

© Reuters/Daniel Tapia

Update

Vor Rückkehr nach Venezuela: Guaidó: "Mich zu entführen wäre einer der letzten Fehler Maduros"

Venezuelas selbsternannter Interimspräsident will in sein Heimatland zurückkehren. Mit deutlichen Worten warnt er Staatschef Maduro vor einer Festnahme.

Venezuelas selbsternannter Interimspräsident Juan Guaidó hat seine Landsleute vor den angekündigten Massenprotesten gegen Staatschef Nicolás Maduro auf unnachgiebigen Widerstand eingeschworen. „Wir sind stärker als je zuvor. Das ist nicht der Moment, um schwach zu werden“, sagte Guaidó am Sonntag (Ortszeit) in einem über die sozialen Netzwerke übertragenen Video. Er rief alle Staatsbediensteten auf, sich den für Montag geplanten Protesten anzuschließen. Er selbst werde am Montag nach Venezuela zurückkehren.

Ob Guaidó an den Demonstrationen teilnehmen wird und wo er sich zum Zeitpunkt der Aufnahme des Videos befand, ließ er offen. Seine Botschaft schloss der 35-Jährige mit den Worten: „Wir sehen uns morgen.“

Außerdem warnte Guaidó Staatschef Nicolás Maduro davor, ihn am Montag bei seiner Rückkehr in seine Heimat festnehmen zu lassen. Ihn zu "entführen" wäre "zweifellos einer der letzten Fehler" der Maduro-Regierung, sagte Guaidó dem Video. Guaidó ist inzwischen von rund 50 Staaten als Übergangspräsident anerkannt; er will Maduro aus dem Amt drängen und Neuwahlen organisieren.

Am Vormittag (16 Uhr MEZ) sollen in der Hauptstadt Caracas und weiteren Städten die Demonstrationen beginnen. Da die Medien in Venezuela zensiert seien, solle die Bevölkerung den Protestaufruf und die Treffpunkte der Regierungsgegner über soziale Netzwerke verbreiten, appellierte Guaidó.

Guaidó droht die Festnahme

Die angekündigte Rückkehr der Oppositionsführers nach Venezuela ist heikel. Ihm droht dort die Festnahme, da er trotz einer Ausreisesperre das Land verlassen hatte. Am 23. Februar war der Oppositionsführer trotz eines Ausreiseverbots ins benachbarte Kolumbien gereist. Zudem besuchte er in den folgenden Tagen Brasilien, Paraguay, Argentinien und Ecuador. Gegen Guaidó läuft ein Ermittlungsverfahren, weil er sich am 23. Januar zum Interimspräsidenten des Krisenlandes erklärt hatte. Wegen der gegen ihn laufenden Ermittlungen hatten die Behörden Guaidó die Ausreise aus Venezuela untersagt.

In der Videobotschaft, die Guaidó zusammen mit seiner Frau aufnahm, nannte er seine Rückkehr eine "historische Herausforderung". Unklar war zunächst, wann genau und wie Guaidó zurück ins Land kommen will. Als wahrscheinlichstes Szenario gilt ein Flug von der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá nach Caracas. Es ist aber auch möglich, dass der 35-Jährige versucht, auf dem Landweg über die kolumbianische Grenze zu kommen. Auf diesem Weg war er vor gut einer Woche auch ausgereist. Nach eigenen Angaben wurde er dabei vom venezolanischen Militär unterstützt, das bislang die wichtigste Stütze von Staatschef Maduro war.

Vergangene Woche hatte Maduro seinen Widersacher vor einer Rückkehr gewarnt. „Guaidó kann nicht einfach kommen und gehen, die Justiz hatte ihm das Verlassen des Landes verboten“, sagte er in einem Interview des US-Senders ABC.

Guaidó hatte sich zuletzt in Ecuador aufgehalten. Am Samstag war er in der Küstenstadt Salinas mit dem ecuadorianischen Staatschef Lenín Moreno und venezolanischen Flüchtlingen zusammengetroffen. Am Sonntag reiste er aus Salinas ab, ohne sein Reiseziel zu nennen.

EU und USA warnen vor Festnahme Guaidós

Die EU warnte die venezolanische Regierung vor einer Festnahme Guaidós bei dessen Rückkehr. In einer Erklärung der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini vom Samstagabend hieß es, jegliche Maßnahme, die Guaidós "Freiheit, Sicherheit oder persönliche Integrität" gefährde, werde die Spannungen erheblich eskalieren.

Auch die USA und andere Verbündete äußerten sich besorgt um seine Sicherheit. Der Nationale Sicherheitsberater der USA, John Bolton, warnte die venezolanische Regierung vor einer Festnahme Guaidós. Jegliche Drohungen oder Hintertreibungen einer sicheren Rückkehr des Oppositionsführers würden mit einer starken Reaktion der USA und der internationalen Gemeinschaft beantwortet, schrieb Bolton auf Twitter. Auch die EU hatte bereits mahnende Worte an die Maduro-Regierung gerichtet.

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Nach Einschätzung von Beobachtern in Venezuela steht Maduro vor einem Dilemma: Wenn er Guaidó festnehmen lässt, muss er erneut mit scharfer Kritik im In- und Ausland rechnen, wie der Politikexperte Luis Salamanca der Nachrichtenagentur AFP sagte. Wenn er ihn aber unbehelligt einreisen lasse, werde dies als weiterer Autoritätsverlust für den unter Druck stehenden Staatschef gewertet.

Venezuela verfügt über die weltweit größten Öl-Vorkommen, leidet aber dennoch seit Jahren unter einer schweren Versorgungskrise. Vergangenes Wochenende scheiterte Guaidós Versuch, Hilfsgüter von Kolumbien und Brasilien aus nach Venezuela zu bringen. An Grenzübergängen kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Gegnern Maduros und venezolanischen Sicherheitskräften, mehrere Menschen wurden getötet und Hunderte verletzt. (dpa)

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