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Reiner Haseloff, CDU-Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, will die AfD auf Abstand halten.

© imago images/photothek

Vor der Wahl in Sachsen-Anhalt: Was für die einzelnen Parteien auf dem Spiel steht

Sachsen-Anhalt ist der letzte große Stimmungstest vor dem Superwahltag im Herbst. Am meisten zu verlieren hat dabei die CDU. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Tretbar

Es ist die erste Landtagswahl in Ostdeutschland in diesem Jahr, die letzte vor der Bundestagswahl im September. Und noch viel wichtiger: Es ist der erste harte Stimmungstest für die neu gekürten Kanzlerkandidat:innen. Allen voran für Armin Laschet. Die erste große Bewährungsprobe nach seiner Nominierung steht bevor.

Wenn am Sonntag knapp zwei Millionen Wahlberechtigte in Sachsen-Anhalt aufgerufen sind, einen neuen Landtag zu wählen, hat das nicht nur Auswirkungen für Magdeburg. Kurz vor Sommerbeginn ist es der Prolog für einen spannenden Wahl-Herbst.

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Laschets Start in die Kandidatur war schwierig. Nicht nur, weil er sie im harten Kampf mit Markus Söder erobern musste, sondern auch, weil sie seitdem von Zweifeln begleitet ist. Die Wähler:innen hegen sie, die eigenen Parteimitglieder auch. Bei der Wahl am Sonntag geht es für Laschet deshalb bereits ums Gewinnen.

Es geht faktisch darum, ob die CDU stärkste Kraft wird. Noch viel wichtiger aber ist, ob Laschet einen Beitrag zum Gewinnen leisten kann. Und genau das wird für ihn zum Dilemma.

Wird die CDU in Magdeburg nicht stärkste Kraft, wird das zu 100 Prozent dem neuen CDU-Chef angelastet. Auch ein nur hauchdünner Vorsprung vor der AfD dürfte am Ende eine gefühlte Niederlage für ihn sein. Gewinnt die CDU klar, wird es ein Trotz-Laschet-Sieg.

Die SPD wird verzweifelt versuchen, irgendetwas Positives aus dieser Wahl mitzunehmen

In Magdeburg ist für ihn wenig zu gewinnen. Im Bund kämpft er gegen die Grünen, in Sachsen-Anhalt muss er den rechten Rand auf Distanz halten. Doch im Kern geht es nicht nur um den Abstand zur AfD.

Hinter dieser Frage steht auch das eigene Selbstverständnis: Wie viel Konservatives, vielleicht sogar Rechtslastiges gibt es in der CDU? Wie weit bewegt sich Laschet selbst nach rechts, um dort Wähler:innen zurückzugewinnen – wenn das überhaupt geht? Auch daran wird Laschet gemessen.

Sachsen-Anhalt wird also zur Startrampe in den Bundestagswahlkampf. Für alle. Die SPD wird verzweifelt versuchen, irgendetwas Positives aus dieser Wahl mitzunehmen. Und sei es die Tatsache, vor der FDP gelandet zu sein.

[Mehr zum Thema: Die Radikalen von Nebenan – warum so viele in Sachsen-Anhalt die AfD wählen. Eine Spurensuche (T+)]

Ernsthafte Unterstützung wird Kanzlerkandidat Olaf Scholz nicht erwarten dürfen. Im zweistelligen Bereich zu landen wird für die sozialdemokratische Seele vielleicht ein bisschen Balsam sein. Den Lauf der Geschichte ändert es nicht.

Die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ist der erste harte Stimmungstest für die neu gekürten Kanzlerkandidat:innen Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz.
Die Landtagswahl in Sachsen-Anhalt ist der erste harte Stimmungstest für die neu gekürten Kanzlerkandidat:innen Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz.

© Oliver Ziebe/WDR/dpa

Die Grünen haben schon etwas mehr zu verlieren. Höhenflüge erwartet zwar auch hier niemand, aber zumindest ein Signal für ein zweistelliges Ergebnis. Wer im Bund zum großen Durchmarsch ansetzt, darf in Magdeburg zumindest nicht mit allzu kleinen Schritten unterwegs sein.

An diesem Gefühl, schnell in die richtige Richtung aufgebrochen zu sein, wird Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock am Sonntag gemessen.

Es wird im Bund ein hartes Duell zwischen Grünen und FDP

Die Linken darben derweil irgendwo zwischen einstellig (eigentlich eine Katastrophe) und knapp zweistellig (auch nicht so viel besser). Dabei kämpfen sie in Sachsen-Anhalt gegen denselben Gegner wie im Bund: den eigenen Bedeutungsverlust. Nur wiegt der im Osten noch schwerer.

Die AfD wiederum wird so oder so über ein deutliches Ergebnis jubeln. Aber in der geweckten Erwartung, stärkste Kraft werden zu können, steckt ein Risiko. Schaffen es die Rechten nicht, gibt es keinen Aufwind für den Bund. Und dort ist der Höhenflug vorerst gestoppt.

Bleibt die FDP. Sie hat gute Chancen, den Einzug in den Landtag zu schaffen. Das würde den Aufschwung im Bund befeuern. Beim Thema FDP kommt aber wieder Armin Laschet ins Spiel.

Denn auch die Zugewinne in den Bundes-Umfragen haben mit dem blassen Kanzlerkandidaten der Union zu tun. Er treibt den Liberalen die Wähler:innen zu. Am Ende wird es im Bund ein hartes Duell zwischen Grünen und FDP – um die Laschet-Enttäuschten.

Etwas daran ändern kann nur Laschet selbst. Ob ihm das gelingt, hängt auch von diesem Sonntag ab. Gut stehen die Vorzeichen nicht.

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