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Musste gestützt werden: EU-Kommissionspräsident Jean Claude Juncker beim Natogipfel am 11. Juli.

© Uncredited/AP/dpa

Vor dem Treffen mit Trump: Wie fit ist Jean-Claude Juncker?

Beim Nato-Gipfel vor eineinhalb Wochen musste Juncker von mehreren Regierungschefs gestützt werden. Wie steht es um die Gesundheit des EU-Kommissionspräsidenten?

Der Gesundheitszustand von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker ist zuletzt wiederholt ein Thema in Brüssel gewesen. Als sich vor eineinhalb Wochen die Teilnehmer des Nato-Gipfels in Brüssel zu einem Gruppenfoto versammelten, konnte Juncker die Stufen zum Podium nicht ohne fremde Hilfe erklimmen und war während der gesamten Zeremonie wacklig auf den Beinen. Anschließend bedankte sich Juncker über den Sprecher der Kommission, Margaritis Schinas, ausdrücklich beim niederländischen Premierminister Mark Rutte und dem portugiesischen Regierungschef Antonio Costa, die den Kommissionschef bei dem Gipfel gestützt hatten.

Die Gehprobleme erklärte Schinas damit, dass der Kommissionschef an Ischias und Krämpfen in den Beinen gelitten habe. Diese Erklärung wiederholte Juncker, nachdem er in der vergangenen Woche – sichtlich fit – von einer Reise nach China und Japan zurückgekehrt war. Auf die Frage, ob es stimme, dass Alkohol bei den Gehproblemen keine Rolle gespielt hatte, antwortete Juncker: „Das war letzten Mittwoch richtig, und das ist heute früh richtig, und das wird heute Abend richtig sein und morgen früh.“

Vorwurf erhöhten Alkoholkonsums

Vor seiner Wahlkampagne für das Amt des Kommissionspräsidenten war Juncker öffentlich ein erhöhter Alkoholkonsum vorgehalten worden. So hatte der damalige niederländische Finanzminister Jeroen Dijsselbloem Anfang 2014 erklärt, Juncker sei „ein verstockter Raucher und Trinker“. Juncker wies dies stets zurück. So erzählte er Journalisten vor zwei Jahren, er habe ein Gleichgewichtsproblem mit seinem linken Bein, das ihn dazu zwinge, sich beim Treppensteigen am Geländer festzuhalten. Dieses Problem rühre von einem schweren Autounfall im Jahr 1989 her, nach dem er drei Wochen im Koma lag und anschließend sechs Monate an einen Rollstuhl gefesselt war, so Juncker.

In den Augen von Jean Quatremer, des Brüsseler Korrespondenten der französischen Zeitung „Libération“, stellt sich angesichts des Auftritts von Juncker beim Nato-Gipfel grundsätzlich die Frage nach der Amtsfähigkeit des Chefs der EU-Kommission. In der vergangenen Woche kam Quatremer in der britischen Zeitschrift „Spectator“ zu dem Urteil, Juncker sei „vollkommen abhängig“ von dem einflussreichen Generalsekretär der EU-Kommission, dem Deutschen Martin Selmayr.

Bevor Selmayr im vergangenen März in einem umstrittenen Berufungsverfahren als Generalsekretär zum obersten Chef der 32000 Bediensteten in der EU-Kommission wurde, war er Junckers Kabinettschef. Auf dem Höhepunkt der Diskussion um die Berufung des Generalsekretärs knüpfte Juncker sein eigenes politisches Schicksal an das des Vertrauten Selmayr. Nach einem internen Treffen der konservativen Europäischen Volkspartei (EVP) wurde Juncker mit den Worten zitiert: „Selmayr wird nicht zurücktreten. Wenn Ihr einen Rücktritt erwartet – dann meinen.“ Albrecht Meier

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