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© Oliver Berg/dpa

Vierte Welle noch im September?: Wieso Deutschland von einem Lockdown in den nächsten schlittern könnte

Das Land ist auf dem Weg zum Impf-BER zu werden. Es könnte zum Lachen sein, wäre die Lage nicht so dramatisch. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

80 Millionen Infizierte weltweit. 1,8 Millionen Tote. Und Corona geht weiter. Was hilft: die AHA-Regeln, gewiss. Und das Impfen. Aber schnell muss es gehen, viel schneller.

Israel hat bereits knapp 20 Prozent seiner Bevölkerung geimpft, auch die USA und Großbritannien machen Druck. Deutschland liegt nicht mal bei einem Prozent. Frankreich hat um die 80.000 Geimpfte, die Niederlande fangen erst an. Europa liegt hinten. Ein trauriges Bild.

In Grippezeiten werden 30 Millionen Deutsche in zwei Wochen geimpft. In Coronazeiten, mit mindestens drei Impfstoffen, schaffen wir 40 Millionen nicht in zwei Monaten? Der Organisationsweltmeister steht vor seinem seinen Impf-BER. Zum Lachen - wenn es nicht so traurig wäre. Und so dramatisch.

Markus Söder, Bayerns Ministerpräsident, hat schon geätzt, dass der Lockdown hier im Land weitergeht, weil zu wenig Impfstoff zur Verfügung steht.

Weitreichende Folgen des Impfdebakels

Wen er damit wohl meint? Gesundheitsminister Jens Spahn, den unerklärten Konkurrenten um seine bisher auch unerklärte Kanzlerkandidatur; die scheidende Bundeskanzlerin Angela Merkel; die deutsche EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Zusammen sind sie verantwortlich für die Bestellung von ausreichend vielen Impfdosen.

Wobei: Die Rolle von der Leyens wird noch gesondert beleuchtet werden müssen. Ihr war - auf Betreiben Merkels - die Organisation für die Beschaffung im europäischen Maßstab übertragen worden. Von der Leyen, die sich als Bundesverteidigungsministerin des Vorwurfs erwehren musste, nicht organisieren zu können. Weil Schiffe nicht fuhren, Jets nicht flogen, Panzer nicht rollten, Gewehre nicht schossen, Munition fehlte. Von der Gorch-Fock-Renovierung zu schweigen.

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So gesehen hat Söder mit der Kritik wohl recht. Und der Lockdown geht weiter. Ende Januar wird entschieden, wie es im Februar und März weitergeht. Heißt es aus dem Kanzleramt. Jetzt schon.

Ende April die dritte Welle?

Kommt Deutschland beim Impfen nicht stärker voran, kann das weitreichende Folgen haben. Diese etwa: Der Lockdown wird verlängert bis Mitte Februar. Dann kommt eine leichte Lockerung wegen der Winterferien. Danach die Osterferien - und zwei Wochen später, Ende April, die dritte Welle.

Warum? Sind die Schulen geschlossen, sinken die Zahlen. Aber die Leute schwärmen aus. Kommen sie zurück, kehren auch die Probleme zurück. Die dritte Welle dauert bis Juni. In den Sommerferien gehen die Inzidenzen wieder runter - bis im September, nach den Ferien, die vierte Welle anrollt. Zum Wahlkampf und zur Bundestagswahl am 26.

So kann es kommen. Es sei denn, bis dahin sind rund 40 Millionen Menschen geimpft. Vor allem die Alten. Schon um derentwillen, für den Schutz der besonders Gefährdeten, muss es schnell gehen, viel schneller.

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