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Ein Frau fährt mit einem E-Tretroller auf einem Fahrradweg in Brüssel.

© dpa/Eric Lalmand/BELGA

Verkehrswende statt Verkehrsdarwinismus: E-Tretroller gehören nicht auf den Gehweg

Der Platz für E-Tretroller sollte nicht Fußgängern, sondern Autos genommen werden. Es ist Zeit für eine Verkehrswende. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Fabian Löhe

Spät aber immerhin ist Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) auf die Bremse getreten: E-Tretroller werden nun doch nicht auf dem Gehweg zugelassen. Das ist vor allem deshalb richtig, weil damit die Fußgänger geschützt werden – die verletzlichsten Verkehrsteilnehmer überhaupt. Als schwächstes Glied der immer länger werdenden Mobilitätskette sollte die Verkehrspolitik ein besonderes Augenmerk auf jene lenken, die „per pedes“ unterwegs sind.

Tretroller, egal mit welcher Geschwindigkeit sie unterwegs sind, gehören auf den Radweg. Und wenn hier Fahrradfahrer mit noch höherer Geschwindigkeit unterwegs sind oder dieser ohnehin schon sehr voll ist? Dann ist es wohl an der Zeit, noch gründlicher zu hinterfragen, ob die nicht ohnehin mehr Platz benötigen.

Denn der Grund, warum Radfahrer beim Fehlen einer eigenen Spur für sie auf den Fußweg ausweichen, liegt darin, dass sie sich im Straßenverkehr zu unsicher fühlen. Sie werden, das zeigen viele Untersuchungen, viel zu eng überholt. Im gelebten Verkehrsdarwinismus nimmt sich das Auto das Recht des Stärkeren heraus.

Verkehrsminister Scheuer sollte nach seinem kleinen Schwenk bei den E-Tretrollern daher jetzt auch die nächste wirklich große Kurve nehmen und die Verkehrswende grundsätzlicher angehen: Der Platz muss umverteilt werden. Mobilität – in den Innenstädten wohlgemerkt, nicht so sehr auf dem Land – hat nur eine äußerst begrenzte Fläche zu vergeben. Abgezwackt werden müsste sie vom Straßenverkehr. Denn dort wird ohnehin immer weniger gefahren und immer mehr gestanden; erst im Stau und dann auf dem Parkplatz sowieso.

Streicht die Politik aber Fahrbahnen und vor allem Parkplätze für Privat-Pkw, ist Platz für echte Alternativen da: mehr Car-Sharing, mehr Fahrräder und eben mehr Tretroller. Und wenn das Parken mit dem eigenen Auto auf den zusammengeschrumpften Flächen in den Innenstädten teurer wird, haben die Kommunen auch mehr Einnahmen zur Finanzierung des ÖPNV. Der könnte dann zu einer weiteren Option neben Fahrrad und Tretroller werden: zur Schlecht-Wetter-Alternative.

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