zum Hauptinhalt
Besucher gehen am 02.06.2016 durch die Altstadt in Düsseldorf. Die Bundesanwaltschaft hat drei Syrer festnehmen lassen, die dort im Auftrag des Islamischen Staats (IS) einen Terroranschlag begehen sollten.

© dpa

Vereitelte Terror-Anschläge in Deutschland: Düsseldorf ist nicht der erste Fall - Eine Chronik

Manchmal hatten Polizei und Geheimdienste einfach Glück. Die Bomben der Kofferbomber von Köln explodierten nicht. Bei der Sauerland-Gruppe schritten die Behörden früh ein. In Düsseldorf verhinderten sie einen IS-Anschlag.

Von Frank Jansen

Dezember 2000: Die Polizei nimmt gerade noch rechtzeitig eine Gruppe algerischer Islamisten fest, die einen verheerenden Anschlag mit einer Nagelbombe auf den Weihnachtsmarkt in Straßburg vorbereitet hatte.
April 2002:Mitglieder der mit Al Qaida liierten Terrorgruppe Al Tawhid wurden verhaftet. Die Männer wollten mit Handgranaten und Schusswaffen das Jüdische Museum in Berlin und zwei von Juden besuchte Lokale in Düsseldorf angreifen.
März 2003: Polizei und Nachrichtendienste verhinderten Anschläge, die der Tunesier Ihsan G. in Berlin gegen amerikanische und jüdische Einrichtungen geplant hatte, als Reaktion auf den beginnenden Einmarsch der US-Armee und ihrer Verbündeten im Irak.
2004: Ebenfalls in Berlin wollten Islamisten der kurdisch-irakischen Terrorvereinigung Ansar als Islam den damaligen irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi bei einem Staatsbesuch in Deutschland ermorden. Die Polizei griff gerade noch rechtzeitig zu.
Juli 2006: Zwei junge Libanesen deponierten auf dem Kölner Hauptbahnhof zwei Trolleys mit präparierten Gasflaschen in je einem Regionalzug. Die fuhren los, doch die Sprengsätze explodierten nicht, weil die Zündung falsch konstruiert war. Andernfalls wären die beiden Züge von Feuerbällen erfasst worden.

September 2007: Vier Mitglieder der sogenannten Sauerland-Gruppe werden verhaftet. Fritz Gelowicz, Daniel Schneider, Adem Yilmaz und Attila Selek gelten als deutscher Ableger der „Islamic Jihad Union (IJU)“, einer mit Al Qaida verbündeten usbekischen Terrororganisation. Auch sie wollten mit Wasserstoffperoxid Bomben bauen, wurden aber vorher verhaftet. 2010 endete der Prozess gegen die Gruppe mit langen Haftstrafen.
März 2011: Der Kosovare Arid Uka erschoss am Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten und verletzte zwei weitere schwer.

Polizisten sichern Spuren. Kurz vor dem ersten Mai durchsuchte die Polizei die Wohnung eines Ehepaars, das möglicherweise einen Terroranschlag auf ein Radrennen geplant hatte.
Polizisten sichern Spuren. Kurz vor dem ersten Mai durchsuchte die Polizei die Wohnung eines Ehepaars, das möglicherweise einen Terroranschlag auf ein Radrennen geplant hatte.

© Boris Rössler/dpa

April 2011: Nach sechs Monaten Observierung nimmt die Polizei am 29. April in Düsseldorf und Bochum drei mutmaßliche Al-Qaida-Mitglieder fest, die seit Dezember 2010 einen Sprengstoffanschlag in Deutschland vorbereitet haben sollen. Es handelt es sich um einen Marokkaner, einen Deutsch-Marokkaner und einen Deutsch-Iraner.
Dezember 2012: Der Konvertit Marco G. legte auf dem Hauptbahnhof der Stadt Bonn eine Sporttasche ab, in der ein Sprengsatz steckte. Die Bombe explodierte nicht, ahnungslose Schüler hatten gegen die Tasche getreten. Polizei und Nachrichtendienste kamen dem mutmaßlichen Bombenbauer erst auf die Spur, als Marco G. gemeinsam mit drei weiteren Salafisten offenbar noch ein Verbrechen vorbereitete, die Ermordung des Chefs der islamfeindlichen Partei Pro NRW.
März 2013: Der damalige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) verbot den in Frankfurt ansässigen Salafistenverein Dawa FFM (das Kürzel stand für Frankfurt/Main) und seine Jugendorganisation Dar al Schabab. Auslöser war die Agitation von Dawa FFM nach den Krawallen von Salafisten im Mai 2012 in Solingen und Bonn. Dawa FFM rechtfertigte die Ausschreitungen und drohte, zu weiterer Gewalt aufzurufen.

Der kosovare Arid Uka hat 2011 zwei amerikanische Soldaten am Frankfurter Flughafen erschossen. Er wurde zu einer lebenslangen Haft verurteilt und gilt als Beispiel dafür, wie schwer sogenannte einsame Wölfe, die sich ganz privat radikalisieren, zu erkennen und an möglichen Gewalttaten zu hindern sind.
Der kosovare Arid Uka hat 2011 zwei amerikanische Soldaten am Frankfurter Flughafen erschossen. Er wurde zu einer lebenslangen Haft verurteilt und gilt als Beispiel dafür, wie schwer sogenannte einsame Wölfe, die sich ganz privat radikalisieren, zu erkennen und an möglichen Gewalttaten zu hindern sind.

© Fredrik von Erichsen /picture-alliance/dpa

Oktober 2014: Vor vier Wochen erhob die Bundesanwaltschaft Anklage gegen den Deutschmarokkaner Soufiane K., den die Polizei im Oktober 2014 in Frankfurt festgenommen hatte. Der Mann soll sich von September 2013 bis Juni 2014 in Syrien bei der Terrororganisation Jabhat an Nusra aufgehalten haben. Die Miliz zählt zum Spektrum von Al Qaida und hat im syrischen Bürgerkrieg bereits gut 1500 Anschläge verübt, bei denen mehr als 8700 Menschen starben.

Januar 2015: Eine Pegida-Demonstration wird verboten, weil die Polizei Drohungen von Salafisten gegen die islamfeindliche Demonstration in Dresden entdeckt hat.

Februar 2015: Terroralarm in Bremen. Die Behörden hatten Hinweise erhalten, wonach vier französischsprachige bewaffnete Männer aus dem Ausland angereist seien, um sich in Bremen womöglich mit ebenfalls bewaffneten Islamisten zu treffen.

Februar 2015: Die Braunschweiger Polizei sagte den geplanten Karnevalsumzug „Schoduvel“ wegen einer Terrorwarnung ab.

Juni 2016: Deutsche Sicherheitsbehörden haben erstmals eine mutmaßliche Schläferzelle der Terrormiliz "Islamischer Staat" ausgehoben. Die vier Syrer planten schwere Anschläge an mehreren Orten in Düsseldorf. Die Polizei nahm im brandenburgischen Bliesdorf, in Mülheim/Ruhr und in Leimen (Baden-Württemberg) drei Männer fest, der vierte Terrorverdächtige sitzt seit Februar in Paris in Untersuchungshaft. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false