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Feuerwehrleute in der Ruine des zerstörten Einkaufszentrums Retroville in Kiew

© AFP/Aris Messinis

Krieg in der Ukraine: USA warnen vor russischen Chemiewaffen, Selenskyj ruft zum Widerstand auf – was in der Nacht geschah

US-Präsident Biden bekräftigt Vorwürfe gegen Russland, der ukrainische Präsident fordert seine Landsleute zum Durchhalten auf. Ein Überblick.

US-Präsident Joe Biden hat vor einem möglichen russischen Angriff mit chemischen oder biologischen Waffen in der Ukraine gewarnt. Derweil ruft angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Zivilisten in der Ukraine deren Präsident Wolodymyr Selenskyj seine Landsleute zum Widerstand gegen Russlands Truppen und zum Durchhalten auf.

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Die Ereignisse der Nacht im Überblick:

  • US-Präsident Joe Biden hat vor einem möglichen russischen Angriff mit chemischen oder biologischen Waffen in der Ukraine gewarnt. Die Russen würden „behaupten, dass die Ukraine biologische und chemische Waffen“ hat, sagte Biden am Montag in Washington. Das sei ein klares Zeichen dafür, dass der russische Präsident Wladimir Putin „den Einsatz beider Waffen in Erwägung zieht“. Biden warnte Putin vor einer starken Reaktion der Nato. Die USA, die Ukraine und Russland werfen sich seit Wochen gegenseitig vor, Massenvernichtungswaffen in dem Krieg in der Ukraine einsetzen zu wollen. Der Verdacht des Westens ist, dass Russland durch die ständige Wiederholung des Vorwurfs einen weiteren Vorwand für den Krieg schaffen will.
  • Ukrainische Spionageabwehr stoppt möglichen Anschlag auf Selenskyj: Die ukrainische Spionageabwehr hat ein mögliches Attentat auf Präsident Selenskyj nach eigenen Angaben gestoppt. Eine Gruppe von russischen Saboteuren, angeführt von einem Geheimdienstler, sei in der Stadt Uschgorod im Dreiländereck zwischen der Ukraine, der Slowakei und Ungarn festgenommen worden, berichtete die Agentur Unian in der Nacht zum Dienstag. Zum Auftrag der etwa 25 Männer gehörten neben dem Anschlag auf Selenskyj in Kiew auch die Ausführung einer Reihe von Sabotageakten im Regierungsviertel sowie in anderen Landesteilen der Ukraine.
  • Angesichts der zunehmenden Gewalt gegen Zivilisten in der Ukraine hat Präsident Selenskyj seine Landsleute zum Widerstand gegen Russlands Truppen und zum Durchhalten aufgerufen. In einer am Montagabend verbreiteten Videobotschaft appellierte er an die Ukrainer, alles zu tun, um den Staat zu schützen. „Um unser Volk zu retten. Kämpft. Kämpft und helft!“ Der in Kiew ausharrende Staatschef rief dazu auf, die „Eindringlinge“ zu vertreiben. „Damit die Ukraine lebt, und wir alle gemeinsam mit ihr, frei und in Frieden.“
  • Selenskyj will über alle in Verhandlungen mit Russland erzielten Vereinbarungen landesweit per Volksabstimmung entscheiden lassen. Das kündigte der Staatschef ebenfalls Montagabend an. Die abschließende Form von Kompromissen mit Russland über Sicherheitsgarantien sowie über die besetzten Gebiete der Ukraine müsse in einem Referendum abgesegnet werden. Beide Kriegsparteien verhandeln derzeit miteinander. Konkrete Vereinbarungen gibt es aber bislang noch nicht. Bei den Verhandlungen mit Moskau geht es zunächst um einen neutralen Status der Ukraine und internationale Sicherheitsgarantien für das Land. „Um einen Ausweg zu finden, muss man einen ersten Schritt machen“, sagte Selenskyj. „Und wenn wir das geschafft haben, können wir reden.“
  • Die kremlnahe russische Zeitung „Komsomolskaja Prawda“ hat hohe Zahlen angeblich in der Ukraine getöteter Russen veröffentlicht - und später wieder gelöscht. In einem Online-Artikel vom Sonntag war unter Berufung auf das Verteidigungsministerium die Rede von 9861 russischen Soldaten, die seit Beginn des Kriegs gestorben sein sollen, wie aus einer archivierten Version des Textes hervorgeht. Das wären deutlich mehr als die 498 Toten, die Moskau bislang offiziell bestätigt hat. Einige Stunden später war die entsprechende Passage aus dem Artikel der „Komsomolskaja Prawda“ allerdings wieder verschwunden. Der ukrainische Präsidentenberater Mychailo Podoljak kommentierte auf Twitter, dass „die russische Kunst des Lügens“ nicht mehr helfe.
  • Offenbar in Erwartung russischer Angriffe hat der Bürgermeister von Boryspil die Zivilbevölkerung zum Verlassen der Stadt aufgerufen. Sein Aufruf gelte auch für alle Zivilisten, die aus anderen Teilen der Ukraine in die südöstlich von Kiew gelegene Stadt geflüchtet seien, sagte Wolodymyr Borissenko in der Nacht zum Dienstag. Der Appell zur Evakuierung erfolge aus rein militärtaktischen Gründen. „Die Erfahrung aus anderen Orten, um die gekämpft wird, hat gezeigt, dass die Arbeit der Streitkräfte einfacher ist, wenn weniger Zivilbevölkerung in der Stadt ist“, sagte Borissenko.

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US-Präsident Biden sieht den russischen Einsatz der schnellen „Kinschal“-Rakete im Ukraine-Krieg auch als Zeichen der Schwäche Russlands. „Sie haben gerade die Hyperschall-Rakete gestartet, weil es das Einzige ist, was sie mit absoluter Sicherheit durchbringen können“, sagte Biden. Es sei fast unmöglich, die Rakete zu stoppen. Die Ukrainer würden großen Schaden an Russlands Panzern, Hubschraubern oder Flugzeugen anrichten - auch mit den Waffen der westlichen Verbündeten.

„Und jetzt steht Putin mit dem Rücken zur Wand“, sagte Biden. Der russische Präsident habe nicht mit der Einheit der Nato gerechnet. Je mehr Putin mit dem Rücken zur Wand stehe, desto härter werde die Taktik, die er anwende. Zugleich warnte Biden vor russischen Cyberangriffen in den USA und dem Einsatz von Chemie- und Biowaffen in der Ukraine.

Mehr zum Ukraine-Krieg bei Tagesspiegel Plus:

Die Vollversammlung der Vereinten Nationen soll am Mittwoch zu Beratungen über eine weitere Resolution im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine zusammenkommen. Für die Beschlussvorlage mit dem Namen „humanitäre Folgen der Aggression gegen die Ukraine“ wird mit breiter Zustimmung in dem mit 193 Mitgliedern größten UN-Gremium gerechnet. (dpa, AFP)

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