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Botschaftsdepeschen: US-Regierung hat Schaden durch Wikileaks bewusst übertrieben

"Substanzielle Schäden" sollen die Veröffentlichungen der Botschaftsdepeschen auf Wikileaks angerichtet haben, hieß es aus der US-Regierung. Doch diese Einschätzung ist offenbar nicht haltbar.

Die US-Regierung hat mit ihrer Einschätzung des Schadens durch Wikileaks' Veröffentlichung geheimer Diplomatenberichte offenbar bewusst übertrieben. Nach den Worten von Kongressvertretern sollte damit der Druck auf die Internet-Enthüllungsplattform erhöht werden. Die Regierung habe sich gezwungen gefühlt, offiziell von einem ernsthaften Schaden für die amerikanischen Interessen zu sprechen, sagte ein Kongressmitarbeiter der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag. "Ich denke, sie wollten einfach die härteste Front aufbauen, die sie konnten." Bei einer Unterrichtung des Kongresses Ende vergangenen Jahres hätten Vertreter des Außenministeriums den Schaden der Enthüllungen für die Außenpolitik dann aber als lediglich begrenzt dargestellt.

Die Auswirkungen seien "peinlich, aber nicht schädlich - so wurde uns gesagt", ergänzte die Person, die an dem Treffen teilnahm und namentlich nicht genannt werden wollte. Ziel der offiziellen Einschätzung sei gewesen, Wikileaks mit juristischen Mitteln auszuschalten und die Verantwortlichen anzuklagen.

Der Sprecher des Außenministeriums P.J. Crowley sprach hingegen von einem substanziellen Schaden. "Wir glauben, dass Hunderte von Menschen einem potenziellen Risiko ausgesetzt wurden, weil sie durch die Veröffentlichung dieser Depeschen kompromittiert wurden", sagte er.

Wikileaks hatte Ende vergangenen Jahres mit der Veröffentlichung von geheimen Berichten von US-Diplomaten großes Aufsehen erregt. Die Regierung in Washington prüft, ob sie Portalgründer Julian Assange vor Gericht zerren kann. Assange wehrt sich derzeit in London gegen eine Auslieferung nach Schweden. Dort soll er wegen des Vorwurfs von Sexualdelikten verhört werden. (Reuters)

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