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Jason Selvig bei einer Veranstaltung am Rande des Tribeca Film Festival.

© Craig Barritt/Getty Images

„Gebt eure Gedanken und Gebete“: US-Komiker führt Waffenlobby auf NRA-Jahrestreffen vor

Der mächtige Schusswaffenverband NRA traf sich nach dem Amoklauf von Uvalde in Texas. Jason Selvig schmuggelte sich hinein und hielt eine vernichtende Rede.

Während draußen protestiert wird, wähnen sich die Waffenfans in der Halle unter sich. Es wird diskutiert und ein junger Mann im Hemd greift nach dem Mikro. In leicht genervtem Ton stellt er sich zunächst vor. „Mein Name ist Jason Selvig, ich komme aus West Palm Beach in Florida. Und ich habe es satt, dass linke Medien, ehrlich gesagt, auch Menschen hier im Raum, falsche Informationen über Wayne LaPierre verbreiten, immer wenn es eine Schießerei gibt“, sagt der Mann.

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Sobald ein Amoklauf stattfindet, würden die Leute sagen, dass LaPierre nicht genug tue, setzt er fort. Sie würden sogar implizieren, er wäre dafür verantwortlich, dass Amokläufer einfacheren Zugang zu Waffen hätten. Etwa nach Columbine, Las Vegas, Virginia Tech, Orlando, Parkland, El Paso, Buffalo – er zählt alle Orte in den USA auf, an denen zuletzt Massaker stattgefunden haben.

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Der Mann an den sich seine Rede richtet, sitzt mit regungsloser Miene auf der Bühne. Wayne LaPierre ist Vorsitzender des Schusswaffenverbandes „National Rifle Association“ (NRA), die an diesem Tag ihr Jahrestreffen in Houston, Texas, abhält.

Drei Tage nach dem Amoklauf an einer Schule in Texas, wo 19 Grundschulkinder und drei Erwachsene starben, haben sich die NRA-Mitglieder dort vehement gegen Schusswaffenkontrolle ausgesprochen. Der Verband stehe für „das grundlegende Menschenrecht auf Selbstverteidigung“, sagte Verbandschef LaPierre. Jedes Jahr nutzten „mehr als eine Million Amerikaner“ ihre Waffen zu ihrem Schutz.

Nach Angaben des gemeinnützigen Instituts „Gun Violence Archive“ sind in den USA im Jahr 2021 313 Kinder unter zwölf Jahren erschossen worden. In den USA sind geschätzte 400 Millionen Schusswaffen in privater Hand. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, hat der NRA vorgeworfen, sie trage zur Schusswaffengewalt bei.

[Lesen Sie auch: 19 Kinder und zwei Lehrerinnen tot: Das sind die Opfer von Uvalde – und ihre Geschichten (T+)]

Genau darauf spielt auch Jason Selvig in seiner Rede an. Und beginnt dann die Standardantwort des NRA-Chefs und anderen Republikanern zu persiflieren: „Die NRA hat unter der Führung von LaPierre den Opfern und ihren Familien Gedanken UND Gebete zukommen lassen.“

Selvig setzt fort: „Ich rufe euch alle auf zu denken. Zu beten. Gebt eure Gedanken und Gebete. Und eure Gedanken und Gebete. Und eure Gebete und Gedanken“, sagt Selvig. „Und wenn wir genug von diesen Gebeten und Gedanken haben, werden diese Massenschießereien enden.“

Was zunächst niemand weiß, Selvig macht sich dabei über die Waffenfans lustig. Er ist Teil des Komiker-Duos „The Good Liar“ und hat sich zum Jahrestreffen eingeschlichen, um die NRA vorzuführen. Sein mitgeschnittener Auftritt steht mittlerweile im Netz und wurde mehr als neun Millionen Mal aufgerufen. (Tsp, dpa)

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