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Christine Lambrecht (SPD), Verteidigungsministerin, sitzt sinnierend im Bundestag.

© dpa

Umstrittene und streitbare Wehrministerin: Christine Lambrecht – was denkt sie sich?

Die Verteidigungsministerin zieht Unmut auf sich. Nur noch nicht bei Bundeskanzler Scholz. Aber lange geht das nicht mehr gut. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Bald ist es aber mal gut, oder? Soll das mit Christine Lambrecht, der Wehrministerin im Verteidigungsmodus, noch lange so weitergehen? Seit Wochen, fast seit Beginn der Amtsübernahme, gibt es Berichte über sie, die – mit Verlaub – nicht bloß irgendein Flurfunk oder irgendeine Durchstecherei sind, wie die Ministerin selbst in einem Angriff auf das eigene Ressort meint.

Apropos: Wann hat es das zuletzt gegeben? Nein, unabhängig davon sind es ihre Leistungen oder das, was sie sich leistet, die Unmut hervorrufen, intern und öffentlich.

Dass die Ministerin an der Kenntnis von Dienstgraden nicht interessiert ist, ist das eine. Dass sie am Kennenlernen des militärischen Führungsrates, der wichtigsten obersten Soldaten, wenig Interesse bekundet hat, ist dagegen nicht profan.

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Und dass sie sich nicht in Rekordzeit als Sachfremde alle wesentlichen Fakten draufzuschaffen versucht, schon gar in Kriegszeiten – klar, wie das im Ministerium und darüber hinaus die Runde macht. Was hat Lambrecht gedacht?

Sie denkt, dass sie alles richtig macht, oder mindestens fast alles. Jedenfalls ist das das Bild, das Lambrecht abgibt: Angriff als beste Verteidigung. Wer kritisiert, wird kritisiert.

In anderen Regierungen hätte das zur Entlassung geführt

Dabei ist es so: Schon mit den Waffenlieferungen und der Munition haut es nicht so richtig hin. Mit dem, was sie sagt, auch nicht. Zwei kleine von inzwischen etlichen Beispielen; sie sind nicht von Böswilligen erfunden.

Lambrecht kennt die Wirkungsweise des Flakpanzers Gepard nicht, lobt ihn aber trotzdem als genau das, was die Ukraine jetzt brauche (bloß immer noch nicht hat).

Und sie weiß nicht, dass Schützenpanzer Marder doch hätten geliefert werden können, obwohl es ein Papier dazu gibt. Zu anderen Zeiten und in anderen Regierungen hätte so was zum Knall, sprich zur Entlassung, geführt.

Und jetzt auch noch das: Lambrecht sagt, sie setze darauf, dass Nancy Faeser 2023 in Hessen antrete und Ministerpräsidentin werde. Entweder, Lambrecht hat mal so dahergeredet, weil sie es irgendwie gut meinte. Oder sie dachte: Weiß doch eh jeder, dass Faeser als Innenministerin in Berlin geparkt ist.

Oder die Kollegin sollte sich erklären, damit sie, Lambrecht, weiß, ob sie sich doch noch Hoffnungen auf ihr Lieblingsressort machen kann. Gleichviel, die Innenministerin wird die Debatte nicht mehr los. Und reagierte dementsprechend pikiert.

Wie sagte Faeser noch so schön spitz? Sie versuche auch, viel Zeit mit ihrem Sohn – der sieben und nicht 21 ist – zu verbringen, habe ihn aber noch nie auf eine Dienstreise mitgenommen. Und das alles zwischen zwei Sozialdemokratinnen im Kabinett, beide aus Hessen.

Weil aber nicht sein kann, was nicht sein darf, verteidigt Scholz Lambrecht. Sonst müsste der Bundeskanzler ja zugeben, dass er einen Fehler gemacht hat. Das ist seine Sache nicht. Noch nicht. Nur lange geht das nicht mehr gut.

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