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Insbesondere die Wählerinnen und Wähler von SPD, Grünen und AfD sprechen sich für schärfere Regelungen aus.

© picture alliance/Chromoorange/Knut Niehus

Umfrage zu Künstlicher Intelligenz: Drei Viertel wollen strengere Gesetze für die Entwicklung von KI

Eine Mehrheit der Deutschen wünscht sich bei KI klare Regeln. Bundestagspräsidentin Bas sieht auch die Sicherheitsbehörden und Staatsanwaltschaften in der Pflicht.

Die Entwicklung von und der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) rückt immer mehr in den Fokus der Öffentlichkeit. Eine Umfrage zeigt nun, dass die sich die Deutschen bei dem Thema Vorsicht wünschen. Knapp drei Viertel der Deutschen befürworten strengere Gesetze für die Entwicklung von KI. Das ergab eine repräsentative Befragung im Auftrag der Funke-Mediengruppe. Demnach beantworteten 60 Prozent die Frage mit „Ja, auf jeden Fall“ und 14 Prozent mit „Eher ja“.

Insbesondere die Wählerinnen und Wähler von SPD, Grünen und AfD sprechen sich für schärfere Regelungen aus. Auf die Frage „Sollte es Ihrer Meinung nach strengere Gesetze für die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (z.B. ChatGPT) geben?“ stimmten 76 Prozent (Grüne und AfD) beziehungsweise 77 Prozent (SPD) mit „Ja“ ab.

Auch bei den Anhängern von Union (71 Prozent) und Linke (69 Prozent) ist die Zustimmung groß. Wähler der FDP stimmten nur zu 57 Prozent für stärkere Gesetze, 18 Prozent sprachen sich dagegen aus.

Auch die meisten Altersgruppen waren für schärfere Gesetze. Rund 75 Prozent der Menschen über 40 Jahren sprachen sich dafür aus. Die 18- bis 29-Jährigen reihten sich mit 68 Prozent Ja- und 19 Prozent Nein-Stimmen dahinter ein. Lediglich die 30- bis 39-Jährigen hoben sich mit gerade mal 54 Prozent für und 26 Prozent gegen stärkere Regelungen von den anderen Gruppen ab.

Künstliche Intelligenz schafft eine neue Herausforderung.

 Bärbel Bas, Bundestagspräsidentin (SPD)

Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) sieht bei dem Thema KI auch die Sicherheitsbehörden und Staatsanwaltschaften in der Pflicht. „Künstliche Intelligenz schafft eine neue Herausforderung“, sagte Bas dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. So sei es etwa möglich, Menschen einfach in Pornos einzubauen. „Um solche Fakes zu erkennen und zu verfolgen, braucht es Beratungsstellen und in den Staatsanwaltschaften eigene Zuständigkeiten und Kooperationen mit den Ermittlungsbehörden.“

Auch der Grünen-Digitalexperte Konstantin von Notz fordert eine gesetzliche Regulierung von Anbietern künstlicher Intelligenz wie etwa dem Programm ChatGPT. Dessen Hersteller Open AI müsse offenlegen, ob seine Technik deutschen und europäischen Gesetzen entspreche, sagte der Grünen-Fraktionsvize und Vorsitzende des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Bundestags dem „Spiegel“.

„Bei KI-Anbietern muss die Geheimformel geprüft werden können, um sicherzustellen, dass ein rechtlich und ethisch vertretbares Produkt angeboten wird. Für die Zukunft ist eine Zertifizierung von KI denkbar, eine Art Prüfsiegel. Unabhängige Aufsichtsbehörden, auch und gerade auf EU-Ebene, werden sehr genau hinschauen müssen.“

Programme wie der Chatroboter, der auf Basis großer Informationsmengen von Menschen geschriebene Texte imitieren kann, könnten sehr hilfreich sein, sagte von Notz. „Die Funktionsweise der Algorithmen und der verwendeten Daten hinter Programmen wie ChatGPT muss transparent und nachvollziehbar sein. Das ist derzeit nicht der Fall“, mahnte er. „Solange wir nicht wissen, auf welcher Basis Informationen gefiltert und zusammengestellt werden, ist das Risiko von Manipulation und Desinformation groß.“ Auf europäischer und nationaler Ebene müssten nun zukunftsfeste Regeln geschaffen werden.

Einen weltweiten sechsmonatigen Stopp der Weiterentwicklung von KI, wie ihn jüngst Experten um Technologie-Milliardär Elon Musk forderten, beurteilte von Notz dagegen skeptisch. „Es gibt keinen globalen Pauseknopf für die Entwicklung von KI. Die Vorstellung, wir holten alle mal kurz Luft und danach ginge es geordnet weiter, wird sich praktisch kaum umsetzen lassen.“

Die Datenschutzbehörden der Bundesländer prüfen derzeit nach eigenen Angaben mögliche Verstöße gegen die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) durch die Anwendung ChatGPT. Formelle Beschwerden lagen demnach aber bislang nicht vor. Die schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Marit Hansen, die derzeit die Konferenz der Datenschutzbehörden leitet, verwies der Agentur AFP zufolge zudem darauf, dass die Risiken umfassender seien als das Thema Datenschutz. Deshalb seien Politik und Gesetzgeber gefordert. (lem)

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