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Mitglieder des Entminungsteams des Bataillons Dnipro 1 der ukrainischen Nationalgarde untersuchen Minenfelder, während Russlands Angriff auf die Ukraine im nördlichen Teil der Region Donezk anhält.

© REUTERS/Shannon Stapleton

Ukraine-Invasion Tag 294: Erneut schwere Kämpfe in der Region Donezk gemeldet

Internationale Hilfszusagen für die Ukraine, Anti-Kriegs-Stimmung in Russland, Lob vom ukrainischen Botschafter an Deutschland. Der Überblick am Abend.

Wie ist die Situation an der Front? Aus der Region Donezk werden neue schwere Kämpfe gemeldet. Das ukrainische Oberkommando etwa teilte mit, dass die russischen Streitkräfte in zehn Gebieten der Region zurückgedrängt worden seien.

Der von Russland eingesetzte Verwalter der annektierten Region, Denis Puschilin, räumte ein, dass ein Vorrücken der russischen Truppen schwierig sei. Allerdings sei mehr als die Hälfte von Donezk unter russischer Kontrolle.

„Der Feind versucht einen Gegenangriff, aber unsere Einheiten halten jetzt alle Positionen“, sagte er der russischen Nachrichtenagentur RIA. Laut der russischen Nachrichtenagentur Tass sollen russische Einheiten die Stadt Marjinka umzingelt haben. Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte erklärte, ein russischer Angriff auf die Frontstadt sei zurückgeschlagen worden. Weitere Angriffe wurden aus Bachmut und Awdijiwka gemeldet.

Unterdessen fehlt es den Russen einem Bericht des „Institute for the Study of War“ offenbar an Ausrüstung, um ihre Truppen auf der Krim zu unterstützen. Militärblogger berichten demnach, dass ein Krankenhaus in Sewastopol Probleme hat, verwundete Russen mit Blutkonserven zu versorgen. Das Krankenhaus soll die Militärführung damit konfrontiert, aber keine Unterstützung erhalten haben.

Die Ukraine wiederum hat den Westen erfolgreich um Hilfe gebeten. Die internationale Ukraine-Konferenz in Paris hat heute Hilfszusagen von gut einer Milliarde Euro erbracht. Es handle sich um Spenden und Sachmittel.

Deutschland sagte 50 Millionen Euro als Winterhilfe zu. „Geld allein schützt nicht vor dem Erfrieren und Verdursten, und deswegen ist die ganz konkrete technische Hilfe so wichtig“, sagte Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne). „Wir brauchen nicht nur finanzielle Mittel, sondern wir brauchen Generatoren, Transformatoren und Kabel“, erklärte sie. 

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • Die russische Führung sorgt sich nach Einschätzung britischer Geheimdienstexperten über die Zunahme einer Anti-Kriegs-Stimmung in ihrem Land. Darauf weise die Absage der traditionellen Jahrespressekonferenz des russischen Präsidenten Wladimir Putin hin, hieß es in dem täglichen Geheimdienst-Update des Verteidigungsministeriums in London. „Die Offiziellen im Kreml sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sehr besorgt über die Möglichkeit, dass eine von Putin besuchte Veranstaltung für eine unerlaubte Diskussion über die „militärische Spezialoperation“ gekapert werden könnte“, so die per Twitter verbreitete Mitteilung. Mehr im Newsblog.
  • Der Botschafter der Ukraine in Berlin, Olexii Makeiev, hat Deutschland ausdrücklich für seine „Führungsrolle“ bei der internationalen Unterstützung seines Landes gedankt. „Deutschland hat die G7-Länder dazu mobilisiert, die Ukraine zu unterstützen“, sagte Makeiiev dem RBB-Inforadio. Mit Blick auf die internationale Geberkonferenz an diesem Dienstag in Paris forderte Makeiev aber auch konkrete Winterhilfen für sein Land. Man benötige dringend Transformatoren und Generatoren, „damit wir den Menschen helfen können, über den Winter zu kommen“. Er verwies auf die Zerstörung der ukrainischen Energie-Infrastruktur durch Russland. Teilweise seien die Menschen in der Ukraine dadurch „bis zu 48 Stunden ohne Strom, Wasser und Heizung“. Der Botschafter sagte aber auch: „Wir sind ein sehr kämpferisches Volk. Wir kommen durch.“
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Moskau indirekt vorgeschlagen, die Besatzungstruppen ab Weihnachten aus der Ukraine abzuziehen. Mit diesem Schritt könne Russland seine wahren Absichten erkennen lassen, sagte Selenskyj in einer Videoschalte zum Gipfel der G7. Sollte Russland seine Armeen aus der Ukraine abziehen, würde dadurch eine zuverlässige Einstellung der Kampfhandlungen erreicht. „Und ich sehe keinen Grund, warum Russland dies nicht jetzt tut, zu Weihnachten. Die Antwort aus Moskau wird zeigen, was man dort wirklich will“, wurde Selenskyj weiter von der Staatsagentur Unian zitiert.
  • Der russische Inlandsgeheimdienst FSB beklagt eine Zunahme von Terrorverbrechen im Land. FSB-Chef Alexander Bortnikow machte bei einer Sitzung des Nationalen Anti-Terror-Komitees (NAK) von den USA und anderen Staaten unterstützte ukrainische Geheimdienste für die Taten verantwortlich. Besonders betroffen seien die Grenzregionen zur Ukraine, sagte Bortnikow einer Mitteilung des Komitees zufolge. Dort kommt es fast täglich zu Explosionen. Im Gebiet Brjansk meldeten die Behörden am Dienstag Beschuss von ukrainischer Seite.
  • Belarus hat eine überraschende Truppeninspektion angesetzt. Auf Anordnung von Machthaber Alexander Lukaschenko werde die „Kampfbereitschaft“ der belarussischen Streitkräfte überprüft, teilte das Verteidigungsministerium in Minsk mit. Da dabei auch Militärausrüstung und -personal verlegt würden, müsse sich die Bevölkerung auf Verkehrsbehinderungen einstellen.
  • Laut dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron gibt es Verhandlungen über einen Abzug schwerer Waffen vom umkämpften Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine. Es gebe eine Übereinkunft über den Abzug schwerer Waffen und derzeit liefen Gespräche über die Modalitäten. „Wir haben es geschafft, Tschernobyl zu schützen, und unser Ziel ist es, Saporischschja zu schützen. Die nächsten Wochen werden entscheidend sein“, sagte Macron bei seiner Ankunft zu einer internationalen Konferenz über Hilfen für die Ukraine in Paris. Die Ukraine und Russland werfen sich immer wieder gegenseitig vor, die Umgebung rund um das AKW zu beschießen. Wegen der Angriffe gibt es die Befürchtung, dass es zu einer Nuklearkatastrophe kommen könnte.
  • Russland macht nach eigenen Angaben die Abtretung seiner annektierten Gebiete durch die Ukraine zur Voraussetzung für Friedensverhandlungen. Kiew müsse „die Realitäten berücksichtigen, die sich vor Ort entwickelt haben“, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Die von ihm angesprochenen „Realitäten“ seien, dass „die Russische Föderation aufgrund von Referenden, die in diesen Gebieten stattgefunden haben, neue Gebiete hat“. Er halte einen diplomatischen Fortschritt für „unmöglich“, solange Kiew „diese Realitäten nicht berücksichtigt“.

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