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Rekruten trainieren auf einem Schießplatz im Süden Russlands (Archivfoto).

© dpa / ---

Ukraine-Invasion Tag 282: Läuft die russische Teilmobilisierung noch immer?

Scholz und Putin telefonieren erstmals seit September, diplomatische Vertretungen der Ukraine erhalten blutige Päckchen. Der Überblick am Abend.

Die russische Teilmobilisierung – eigentlich längst für beendet erklärt – sorgt immer wieder für Gesprächsstoff. Das „Institute for the study of war“ (ISW) hat nun in seinem Bericht weitere Hinweise darauf gesammelt, dass die Teilmobilisierung noch immer läuft.

Demnach berichte ein russischer Militärblogger davon, dass in der Region Orenburg – an der Grenze zu Kasachstan – eine Million Rubel für eine Mobilisierungs-Hotline von Mitte Dezember bis Ende Januar bereitgestellt worden sei.

Einer Soldatin wiederum, die mit dem russischen Verteidigungsministerium einen Vertrag bis Oktober gehabt haben soll, soll gesagt worden sein, dass sie „bis zum Ende der Mobilisierung“ arbeiten müsse. Zudem sollen Arbeiter in einer Zuckerfabrik in Tscheljabinsk am 28. November Mobilmachungsvorladungen erhalten haben.

Unterdessen gibt es Neuigkeiten aus Saporischschja. Truppenbewegungen deuteten auf einen Rückzug der Russen aus der Region hin, schreibt das ISW. Es handele sich um Personal aus den Städten Polohy, Myhailivka und Inzhenerne.

„Der Rückzug aus einer kritischen Position könnte darauf hindeuten, dass die russischen Streitkräfte nicht die gesamte Frontlinie in der Oblast Saporischschja verteidigen können“, schreiben die Experten. Es sei jedoch ebenso wahrscheinlich, dass die russischen Streitkräfte ihre Gruppierung neu ausrichteten.

Der ukrainische Generalstab berichtet zudem, dass russische Besatzungsbeamte in Burchak eine Volkszählung zur Vorbereitung künftiger Evakuierungsmaßnahmen durchführten.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • Bundeskanzler Olaf Scholz hat erstmals seit Mitte September mit Kremlchef Wladimir Putin telefoniert. Der Kreml teilte dazu mit, Putin habe aufmerksam gemacht auf „die zerstörerische Linie westlicher Staaten, einschließlich Deutschlands, die das Kiewer Regime mit Waffen aufpumpen und das ukrainische Militär ausbilden“. Das sowie finanzielle Hilfen führten dazu, dass die Ukraine Verhandlungen mit Russland ablehne, behauptete Moskau. Scholz hat in dem Telefonat einem Regierungssprecher zufolge die russischen Luftangriffe auf die zivile Infrastruktur der Ukraine verurteilt. Scholz habe die Entschlossenheit Deutschlands unterstrichen, die Ukraine in der Sicherstellung ihrer Verteidigungsfähigkeit gegen die russische Aggression zu unterstützen. Zudem habe Scholz darauf gedrungen, dass es so schnell wie möglich zu einer diplomatischen Lösung kommen müsse, zu der ein Rückzug russischer Truppen gehöre. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Der ukrainische Geheimdienst SBU hat erneut mehr als ein halbes Dutzend Klöster und Kirchen der ukrainisch-orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats durchsucht. Die Hausdurchsuchungen seien Teil von Gegenmaßnahmen gegen Sabotagetätigkeiten russischer Geheimdienste, teilte die Behörde auf dem Nachrichtenkanal Telegram mit.
  • Nach einer Briefbombe in Spanien haben andere diplomatische Vertretungen der Ukraine Päckchen mit blutigem Inhalt bekommen. In den Botschaften in Ungarn, den Niederlanden, Polen, Kroatien, Italien und drei Konsulaten in Italien, Polen und Tschechien seien Päckchen mit Tieraugen eingegangen, teilte das ukrainische Außenministerium  mit. Vorfälle soll es zudem vor dem Sitz des ukrainischen Botschafters beim Vatikan und den Botschaften in Kasachstan und den USA gegeben haben. Päckchen und Briefe seien synchron aus „einem europäischen Land“ eingegangen.
  • Deutschland will der Ukraine sieben weitere Gepard-Luftabwehrpanzer liefern. Die eigentlich schon zur Verschrottung vorgesehenen sieben Panzer würden derzeit vom Münchner Rüstungskonzern Krauss-Maffei Wegmann (KMW) instandgesetzt, sie sollten im Frühjahr an die Ukraine ausgeliefert werden, berichtet der „Spiegel“
  • Das russische Militär hat nach seinem Rückzug vom Westufer des Flusses Dnipro  mit logistischen Herausforderungen zu kämpfen. Die Ukrainer hätten russische Logistikknoten und Kommunikationskanäle zuletzt leichter angreifen können, weshalb Moskau die Knotenpunkte mutmaßlich weiter gen Süden und Osten verlagere, heißt es im täglichen Kurzbericht des britischen Verteidigungsministeriums. Viel Ausrüstung müsse von der Schiene auf die Straße verlagert werden - auf der Straße seien die Transporte wiederum leicht angreifbar.
  • Im Kampf gegen Russland sind nach Angaben eines hochrangigen Beraters von Präsident Wolodymyr Selenskyj bereits bis zu 13.000 ukrainische Soldaten getötet worden. Es gebe offizielle Schätzungen des Generalstabs - „und diese gehen von 10.000 bis 13.000 Toten aus“, sagte Mychailo Podoljak. Selenskyj werde die genauen Zahlen nennen, „wenn der richtige Moment gekommen ist“. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Die Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates hat einen fehlenden Zugang zu den von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine beklagt. „Wir haben die Behörden dieser Territorien kontaktiert“, sagte der Kommissionsvorsitzende Erik Møse bei einer Pressekonferenz in Kiew. Die Bemühungen seien bisher erfolglos, würden aber fortgesetzt. Bis dahin sammle die Kommission der Vereinten Nationen Beweise für Menschenrechtsverletzungen auf anderem Wege, heißt es.

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