zum Hauptinhalt
Russische Soldaten verlassen das Gebiet westlich des Djnepr-Flusses.

© / Foto: IMAGO/Konstantin Mihalchevskiy

Ukraine-Invasion Tag 260: Russland errichtet Verteidigungslinie am Krim-Zugang

Israel will keine Luftverteidigung liefern, Erdogan lobt Beziehung zu Putin, russischer Staatschef kommt nicht zum G20-Gipfel. Der Überblick am Abend.

Einen Tag nach dem angekündigten Rückzug russischer Truppen aus dem westlichen Teil von Cherson gibt es tatsächlich Berichte, dass sie einige Dörfer verlassen haben. Die Ukraine selbst spricht von zwölf eroberten Orten. 

Wie Beobachter auf Twitter anhand von Satellitenbildern nachweisen, haben die Russen in den vergangenen Wochen auf der Ostseite des Flusses Dnjepr eine dichte, gestaffelte Verteidigung errichtet. Allein direkt am Ostufer werden drei hintereinanderliegende Verteidigungslinien entwickelt. Sie bestehen aus Schützengräben, Fahrzeugsperren und gesicherten Positionen für Fahrzeuge und schweres Gerät. 

Bemerkenswert: Russland verstärkt die Verteidigungsstellungen auch bei den zwei größeren Landzugängen zur Krim. Von diesen Stellungen bis zum Ufer des Flusses Dnjepr sind es rund 80 bis 90 Kilometer. Auch in Luhansk verlaufen Teile einer neuen Verteidigungslinie weit hinter der Front. 

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Bedeutet das, dass die Militärs in Moskau schon mit einem Rückfall auf die Linien des 24. Februars rechnen? Eine Antwort könnte so lauten: Ganz sicher, dass sie die aktuellen Linien halten können, scheinen sie nicht mehr zu sein.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages

  • USA berichten von mehr als 100.000 getöteten und verletzten Soldaten: Die Opferzahlen auf beiden Seiten sind hoch. US-Armeegeneral Milley hält einen militärischen Sieg für unwahrscheinlich und wirbt dafür, sich „nach anderen Mitteln“ umzusehen. Mehr hier. 
  • Russlands Probleme in der Ausstattung der jüngst mobilisierten Männer werden größer, sodass die russische Armee auf veraltete Ausrüstung zugreifen muss. Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte meldete, dass in einigen russischen Ausbildungszentren die Rekruten Helme aus dem Zweiten Weltkrieg erhielten. Die Schutzwesten würden aus den 1960ern und 1970ern stammen. Mehr in unserem Liveblog.
  • Angesichts zahlreicher Berichte über eine mangelhafte Ausrüstung russischer Soldaten für Moskaus Krieg in der Ukraine will Präsident Wladimir Putin die Finanzflüsse für die Armeeausgaben schärfer kontrollieren lassen. Bis Freitag müsse die Regierung Vorschläge für eine bessere Ausgabenkontrolle und den zielgerichteten Einsatz der Haushaltsmittel für die „militärische Spezialoperation“ in der Ukraine vorlegen, heißt es in einer am Donnerstag vom Kreml veröffentlichten Aufgabenliste. 
  • Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat sich zurückhaltend zu dem von Russland angekündigten Abzug aus der südukrainischen Stadt Cherson geäußert. „Wir müssen jetzt sehen, wie sich die Lage vor Ort in den nächsten Tagen entwickelt“, sagte der Norweger am Rande von Gesprächen mit der neuen italienischen Regierungschefin Giorgia Meloni in Rom. 
  • Nach dem angekündigten russischen Truppenabzug sind ukrainische Truppen etwa sieben Kilometer an zwei Abschnitten in den südlichen Gebieten Cherson und Mykolajiw vorgerückt. Dabei seien etwa 264 Quadratkilometer und zwölf Ortschaften zurückerobert worden, teilte der Oberkommandierende der Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, im Nachrichtendienst Telegram mit. Zuvor waren Bilder aus der befreiten Kleinstadt Snihuriwka im Gebiet Mykolajiw verbreitet worden. 
  • Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat seine vertrauensvolle Beziehung zum russischen Präsidenten Wladimir Putin gelobt. Dank des „Vertrauens und der Solidarität“ zwischen ihnen habe er seinen russischen Amtskollegen davon überzeugen können, das Getreideabkommen mit der Ukraine wiederaufzunehmen, sagte Erdogan am Donnerstag vor Journalisten in Ankara. „Wir hätten diesen Schritt nicht machen können, wenn es kein Vertrauen zwischen uns gegeben hätte“, sagte der türkische Staatschef. Erdogan bezeichnete die russische Ankündigung eines Truppenabzugs aus der Region der südukrainischen Großstadt Cherson als positiven Schritt
  • Einer Recherche des Netzwerks Correctiv Faktencheck zufolge nutzt der russische Sender RT (vormals Russia Today) unter anderem Spiegelseiten, um EU-Sanktionen zu umgehen und weiter Falschmeldungen zu streuen. Zuständigen Stellen in Deutschland ist es demzufolge bis heute nicht gelungen, sie abzuschalten, wie die veröffentlichten Recherchen von Correctiv Faktencheck zeigen. Spiegelseiten sind identische Versionen der RT-Webseite, über die Nutzer auf die Originalseite gelangen können. 
  • Die USA werden der Ukraine offenbar keine der gewünschten Drohnen des Typs „Gray Eagle“ liefern. Die Regierung von Präsident Joe Biden treibt nach einem Bericht des „Wall Street Journal“ die Sorge um, eine solche Lieferung könnte den Krieg eskalieren. Denn mit den „Gray Eagle“ wäre die Ukraine in der Lage, auch Ziele in Russland mit Drohnen anzugreifen.
  • Israel sieht sich nach eigenen Angaben nicht in der Lage, Luftabwehrsysteme für die Ukraine zu produzieren. Auch die Lieferung bestehender Systeme gestalte sich schwierig, weil diese den Bestand leeren könnte, sagte Verteidigungsminister Benny Gantz.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false