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TUI fordert seine Urlauber zur Rückreise auf.

© Rust/Imago Images / Rust

Update

Angst vor neuen Anschlägen: TUI bietet Urlaubern in Sri Lanka die Rückreise an

Der Anführer der Terrororganisation NTJ soll sich bei den Anschlägen in Sri Lanka getötet haben. Doch die Regierung befürchtet weiteren Terror.

Von Frank Jansen

Der Reisekonzern TUI reagiert auf die verschärften Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes für Sri Lanka und bietet seinen Kunden die vorzeitige Rückreise von der Insel an. Aktuell befänden sich rund 150 TUI-Urlauber in Sri Lanka, sie würden aktiv von der Reiseleitung kontaktiert, um die vorzeitige Rückreise zu organisieren, teilte TUI am Freitag mit. Alle Reisen nach Sri Lanka seien bis einschließlich den 31. Mai abgesagt. Das Auswärtige Amt warnt seit Freitag, die Sicherheitslage in Sri Lanka sei nach den Anschlägen vom Ostersonntag "im ganzen Land angespannt". Es bestehe die Gefahr von weiteren Anschlägen. Von nicht notwendigen Reisen nach Sri Lanka werde daher abgeraten.

Eine Sprecherin des Deutschen Reiseverbands (DRV) sagte, bislang sei TUI der einzige deutsche Veranstalter, der Reisen nach Sri Lanka abgesagt habe und aktiv zur vorzeitigen Rückreise auffordere. Auch andere Unternehmen stellten ihren Kunden anheim, frühzeitig zurückzufliegen. Bislang gebe es aber nur vereinzelt entsprechende Anfragen. Groben Schätzungen zufolge befinden sich rund 5000 deutsche Urlauber auf der Insel, wie die Sprecherin weiter sagte.

Am Freitag war auch bekannt geworden, dass der mutmaßliche Drahtzieher der Attacken bei einem Selbstmordanschlag ums Leben kam. Zahran Hashim war offenbar der führende Handlanger der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) bei den Anschlägen in Sri Lanka, nun ist sein Tod bestätigt. Er sei bei dem Angriff auf das Shangri La-Hotel in Colombo gestorben, sagte Staatspräsident Maithripala Sirisena am Freitag vor der Presse. Das habe ihm der militärische Nachrichtendienst mitgeteilt.

Hashim galt als Chef der militant islamistischen Gruppierung "National Thowheeth Jama'ath" (NTJ), die nach Erkenntnissen einheimischer und ausländischer Sicherheitsbehörden am Ostersonntag den verheerenden Angriff in Sri Lanka verübte - mutmaßlich für den IS. Im Video, mit dem die Terrormiliz die Anschläge für sich reklamiert, ist Hashim die zentrale Figur.

Der NTJ-Mann und ein Komplize namens Ilham hatten sich am Ostersonntag in dem Luxushotel in die Luft gesprengt. Mehrere Dutzend Menschen starben. Damit ist Hashim auch einer der Mörder der drei Kinder des dänischen Milliardärs und Modeunternehmers Anders Holch Povlsen, die sich während der Attacke im Shangri La aufhielten.

Hohe Sicherheitsvorkehrungen gelten in Sri Lanka.

© Jewel Samad/AFP

Die Behörden in Sri Lanka haben inzwischen die Gesamtzahl der Opfer auf die Hotels und Kirchen reduziert. Jetzt ist von 253 Toten und 485 Verletzten die Rede. Zuvor hieß es, fast 360 Menschen seien ums Leben kommen und mehr als 500 verwundet worden. Neun Selbstmordattentäter hatten Sonntagmorgen in Colombo und Umgebung sowie im Osten der Insel in einer Kirche in der Stadt Batticaloa den mitgeführten Sprengstoff gezündet.

Die Erkenntnisse zu Hashim sind immer noch lückenhaft. Der Islamist soll um die 40 Jahre alt gewesen sein, er stammte aus der muslimisch geprägten Stadt Kattankudy im Osten der Insel. Im Video des IS steht Hashim zwischen sieben Vermummten. Der NTJ-Anführer ist der einzige, dessen Gesicht zu erkennen ist. In dem Film wird er mit dem Kampfnamen "Abu Ubeida" präsentiert.

Schwester des Drahtziehers äußert sich

Die BBC zitiert eine der Schwestern Hashims mit den Worten, sie sei geschockt von der Tat ihres Bruders. Sie habe seit 2017 keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt, damals sei er in den Untergrund gegangen. In Medienberichten heißt es, Hashim sei von einem IS-Kämpfer trainiert worden.

Hashim soll die NTJ 2014 gegründet haben. In Videos und Online-Foren verbreitete er Hass auf "Ungläubige". So forderte Hashim seine Anhänger auf, jede Person, die gegen Muslime sei, sollte getötet werden. Ein indischer Geheimdienst warnte die Behörden in Sri Lanka vor Hashim und der NTJ.

Ein hochrangiger Polizeibeamter des Inselstaates schrieb dazu am 11. April in einem Vermerk, Hashim und seine Anhänger planten Selbstmordanschläge. Ziele könnten katholische Kirchen und die indische Botschaft sein. Im Papier werden auch Hassparolen eines "leidenschaftlichen Anhängers" von Hashim gegen Nicht-Muslime nach dem rechtsextremen Anschlag auf zwei Moscheen in Neuseeland erwähnt. Die Sicherheitsbehörden in Sri Lanka ließen jedoch trotz des Vermerks die Kirchen ungeschützt.

Weiterer Terror befürchtet

Sri Lanka und Indien befürchten weiteren Terror. Der Erzbischof von Colombo, Kardinal Malcolm Ranjith, sagte Gottesdienste bis Montag ab. Die Attentäter hatten die Kirchen am Ostersonntag angegriffen, als sie voll besetzt waren. Die Polizei hat mehr als 70 Tatverdächtige festgenommen, doch es bleibt unklar, wieviele Anhänger von NTJ und IS noch auf freiem Fuß sind.

Die Polizei warnte am Freitag auch, Islamisten planten Angriffe auf Moscheen der Sufis, einer mystischen Bewegung im Islam, die von Fundamentalisten bekämpft wird. Der IS versucht zudem, auch bei Muslimen in Südindien mit den Anschlägen zu werben. Die Terrormiliz veröffentlichte Versionen des Bekennervideos in den Sprachen Tamil und Malayalam. (mit AFP)

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