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Frankreichs Staatschef Macron (links) und US-Präsident Trump am Dienstag vor dem Weißen Haus.

© Ludovic Marin/AFP

Macron bei Trump: Tücken einer Männerfreundschaft

Frankreichs Präsident Macron hat offenbar die Ambition, den US-Staatschef Trump in den internationalen Beziehungen zur Räson zu bringen. Ein Plan mit Risiken.

Ein Wangenkuss für den amerikanischen Präsidenten, der Setzling einer Eiche aus dem vom Ersten Weltkrieg verwüsteten Département Aisne als Mitbringsel: Es mangelt nicht an symbolreichen Gesten beim Staatsbesuch des französischen Präsidenten Emmanuel Macron in den USA.

Allerdings kann die Inszenierung der Männerfreundschaft zwischen Macron und US-Präsident Donald Trump nicht darüber hinwegtäuschen, dass die beiden völlig unterschiedliche politische Visionen verkörpern. Der französische Staatschef steht für Multilateralismus, während der US-Präsident neue Barrieren zwischen den Staaten errichten möchte.

Franzosen nehmen Interview bei "Fox News" gelassen hin

Trotz dieser offensichtlichen Gegensätze scheinen Macrons Landsleute keinen Anstoß daran zu nehmen, dass ihr Staatsoberhaupt den US-Präsidenten während des Staatsbesuchs gestenreich umgarnt. Die Tatsache, dass Macron vor seinem Besuch ausgerechnet bei „Fox News“, dem ultrakonservativen Lieblingssender von Trump, ein Interview gab, löste keine Debatten in Frankreich aus. Statt dessen berichten die französischen Fernsehsender im Stundentakt vom Staatsbesuch in den USA. Die Bilder von Trump, Macron, der First Lady Melania und Macrons Ehefrau Brigitte im Oval Office wurden im Sender LCI begleitet von dem Hinweis, es gebe „une bonne entente des deux Présidents“ – ein gutes Einverständnis zwischen den beiden Präsidenten.

In Frankreich wird registriert, dass mit Macron erstmals ein französischer Präsident die Vereinigten Staaten besucht, für den die englische Sprache kein Hindernis mehr darstellt. Macron, der vor zehn Jahren eine Position als Investmentbanker bei der Pariser Investmentbank Rothschild & Cie angetreten hatte, beherrscht das Idiom seiner Gesprächspartner in den USA sehr gut - anders als beispielsweise sein Amtsvorgänger Nicolas Sarkozy. Bei einem Besuch von Hillary Clinton in Paris entschuldigte sich Sarkozy bei der früheren US-Außenministerin für das schlechte Wetter mit den Worten: „Sorry for the time“. „Sorry about the weather“ wäre passender gewesen. Zudem wird in französischen Medien anlässlich des Macron-Besuchs daran erinnert, dass die Beziehungen zwischen den Amtsinhabern in Paris und Washington in den vergangenen Jahrzehnten häufig angespannt waren. Einen Tiefpunkt markierte das persönliche Verhältnis zwischen George W. Bush und Jacques Chirac, der eine Teilnahme seines Landes am Irak-Feldzug seinerzeit verweigerte.

Nun soll mit Macron alles anders werden. Wenn Macron und seine Ehefrau Brigitte an diesem Dienstagabend zum ersten Staatsbankett in der Ära Trump (Hauptgericht: Lammkoteletts nach der Küchentradition von New Orleans) eingeladen sind, dann ist das zumindest rein äußerlich ein starkes Symbol des französisch-amerikanischen Zusammenhalts. Wie das Magazin „Le Point“ allerdings spitz anmerkte, wird die Gästeschar beim Essen für die Macrons diesmal kleiner sein als bei einem Bankett, das der frühere US-Präsident Barack Obama 2014 für Macrons Vorgänger François Hollande ausrichtete. Damals nahmen mehr als 350 Gäste an dem Dinner teil, heute abend sollen es gut 100 Gäste werden.

Was die Männerfreundschaft zwischen Trump und Macron tatsächlich wert ist, dürfte sich indes schon heute vor dem Abendessen zeigen, wenn der US-Präsident und Frankreichs Staatschef über die Konfliktthemen – den drohenden Ausstieg der USA aus dem Iran-Abkommen und die möglichen US-Strafzölle auf Importe aus der EU – sprechen. Wie der Journalist Eric Zemmour am Dienstag im französischen Radiosender RTL urteilte, bestehe der „amerikanische Traum“ Macrons darin, den US-Präsidenten in den internationalen Beziehungen in zahlreichen Themenfeldern wie dem Klimaabkommen oder dem Iran-Dossier zur Räson zu bringen. Macron versuche dabei, in die Fußstapfen seines Amtsvorgängers Sarkozy zu treten, so Zemmour.

Erinnerungen an Sarkozy

Sarkozy suchte ebenfalls den Schulterschluss mit den USA, machte mit seiner Familie Luxus-Ferien in New Hampshire und bekam den Spitznamen „Sarko l’Americain“ verpasst. Genutzt hat es ihm wenig: In der Ära Obama war nicht er der wichtigste Gesprächspartner für den US-Präsidenten in Europa, sondern Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

Trumps Image in der französischen Öffentlichkeit ist schlecht

Macrons Charme-Offensive ändert indes nichts daran, dass Trump in der französischen Öffentlichkeit ein ähnlich schlechtes Image hat wie in Deutschland. Im vergangenen Jahr bereitete der Hausherr im Elysée-Palast seiner Einladung in die USA den Boden, als er Trump mit großem Pomp zum Nationalfeiertag am 14. Juli in Paris empfing. Zwar gab es in Frankreich im vergangenen Juli keine Proteste gegen Trumps Teilnahme an der traditionellen Militärparade auf den Champs-Elysées. Aber nach einer im vergangenen November vom Meinungsforschungsinstitut Odoxa veröffentlichten Umfrage beurteilten 90 Prozent der Franzosen den amerikanischen Präsidenten negativ. Zum Vergleich: In derselben Umfrage äußerten „nur“ 75 Prozent der Franzosen eine negative Meinung über den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

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