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Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer:

© Foto: Florian Gaertner/ imago images / photothek

„Tsunami“ für die Wirtschaft : Kretschmer fordert Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen nach dem Krieg

Es ist nicht das erste Mal, dass der sächsische Ministerpräsident für seine Äußerungen kritisiert wird. Vor einigen Wochen sprach er sich bereits für ein „Einfrieren des Krieges“ aus.

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer hat sich für eine Wiederaufnahme der russischen Gaslieferungen nach dem Ukraine-Krieg ausgesprochen. Der CDU-Politiker warnte in der „Bild am Sonntag“ zudem vor einem „Tsunami“ für die deutsche Wirtschaft als Folge der Russland-Sanktionen.

Während sich auch Linken-Fraktionschef Dietmar Bartsch für neuerliche Gaslieferungen nach der Zeit von Russlands Präsident Wladimir Putin aussprach, kritisierte FDP-Vize Wolfgang Kubicki Kretschmers Vorschlag.

„Wir brauchen langfristige Verträge für Flüssiggaslieferungen aus den USA, Katar und anderen arabischen Ländern, sagte Kretschmer der “BamS„. “Außerdem müssen wir endlich eigenes Erdgas in der Nordsee erschließen. Und wenn der Krieg vorbei ist, sollten wir auch wieder Gas aus Russland nutzen.„

Kretschmer äußerte sich zudem skeptisch über die Auswirkungen der EU-Sanktionen gegen Russland. „Sanktionen sind immer besser als der Einsatz von Waffen. Aber sie müssen bei dem Aggressor auch die nötige Wirkung entfalten“, sagte er. „Uns muss klar sein, welche Auswirkungen die Sanktionen für die deutsche Wirtschaft haben. Da baut sich gerade ein Tsunami auf.“

Bartsch sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe: „Natürlich wird es eine Zeit nach Putin geben, dann können auch wieder Gespräche über Gaslieferungen aus Russland möglich werden.“ Der Schlüssel bleibe allerdings der entschlossene Ausbau erneuerbarer Energien. Darüber redeten die Bundesregierung und die sächsische Landesregierung viel, sie agierten aber „viel zu langsam“.

Kubicki bezeichnete Kretschmers Vorstoß als „ziemlich untauglichen Versuch, unser kurzfristiges Energieproblem zu lösen“. Der Bundestagsvizepräsident rief stattdessen dazu auf, auch die heimischen Öl- und Gasvorkommen zu nutzen. „Ich erinnere daran, dass es entsprechende Regelungen zu den Öl- und Gasfeldern in der Nord- und Ostsee im Koalitionsvertrag gibt“ sagte er den Funke-Zeitungen.

Er erwarte, dass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) „diese Vereinbarung entsprechend würdigt und die Hebung dieser Potenziale schnellstmöglich angeht“. Deutschland könne sich in dieser Situation „ideologische Bremsen nicht leisten“.

Kretschmer plädierte zudem für eine gemeinsame diplomatische Anstrengung der EU, der USA, Chinas, Indiens und Japans. „Dieser Krieg muss angehalten werden“, sagte der sächsische Ministerpräsident.

Kretschmer hatte bereits zuvor mit umstrittenen Äußerungen über den Ukraine-Krieg für Aufsehen gesorgt. In der ZDF-Sendung „Markus Lanz“ hatte er sich für ein „Einfrieren des Krieges“ und einen Waffenstillstand ausgesprochen. Der damalige ukrainische Botschafter in Deutschland, Andrij Melnyk, hatte daraufhin eine Einladung des CDU-Politikers in seine Heimat zurückgezogen. (AFP)

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