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Rishi Sunak und Liz Truss geraten in der BBC heftig aneinander.

© Reuters/Jacob King

Update

„Benötigt eine wohl verdiente Pause“: Truss und Sunak schließen Regierungsposten für Johnson aus

Der Ex-Finanzminister und die Außenministerin kämpfen um die Nachfolge des britischen Premiers Johnson. Einen Posten für den Amtsinhaber schließen beide aus.

Im Rennen um die Nachfolge des britischen Premierministers Boris Johnson haben sich Ex-Finanzminister Rishi Sunak und Außenministerin Liz Truss bei ihrer ersten TV-Debatte einen offenen Schlagabtausch zu Themen wie Steuern geliefert. Vor dem einstündigen Duell am späten Montagabend in Stoke-on-Trent galt Truss mehreren Umfragen zufolge als Favoritin.

Sie spricht sich für sofortige Steuersenkungen aus, während Sunak zunächst einen Rückgang der auch in Großbritannien vergleichsweise hohen Inflation abwarten will. Truss kündigte an, im Falle eines Sieges gegen chinesische Technologiekonzerne wie TikTok vorgehen zu wollen.

Einig waren sich die beiden Kontrahenten hingegen, dass noch Amtsinhaber Boris Johnson keinen neuen Regierungsposten erhalten werde. Der scheidende Premier benötige eine „wohl verdiente Pause“, sagte Außenministerin Truss. „Er wird nicht Teil der Regierung sein.“ Zugleich kritisierte sie die Parteientscheidung, Johnson zum Rückzug zu zwingen. „Er hat Fehler gemacht, aber ich denke nicht, dass die Fehler ausreichend waren, dass die Konservative Partei ihn zurückweist“, erklärte sie.

Ex-Finanzminister Sunak sagte, Johnson werde einer Regierung unter seiner Führung nicht angehören. „Die Antwort ist einfach: Nein.“ Die Partei müsse nach vorne schauen.

Die beiden Kandidaten hatten bei der letzten Abstimmung der konservativen Abgeordneten genügend Stimmen erhalten, um in die Endrunde einzuziehen. Ursprünglich hatten sich elf Kandidaten um die Johnson-Nachfolge beworben. Nun sollen die 200.000 Mitglieder der Partei per Briefwahl zwischen Sunak und Truss als zukünftigen Vorsitzenden entscheiden.

Das Ergebnis wird am 5. September bekanntgegeben. Der Vorsitzende der Partei steht automatisch an der Spitze der Regierung, da die Tories die größte Partei im Unterhaus sind. Britische Medien wiesen vor der Debatte darauf hin, dass die Tory-Parteimitglieder nur ungenau die Gesamtbevölkerung abbilden. So sei mehr als die Hälfte älter als 50 Jahre, zitierte der Sender BBC eine Studie der Queen Mary University London.

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Der ehemalige Goldman-Sachs-Banker Sunak galt lange als Favorit für eine Nachfolge Johnsons. Er verdiente sich in der Corona-Pandemie Meriten mit einem Rettungsprogramm für die Wirtschaft. Viele Briten hielten die Unterstützung seines Ministeriums angesichts der explodierenden Lebenshaltungskosten jedoch für zu gering und die Steuern für zu hoch. Sunak wurde wie Johnson für Verstöße gegen Lockdown-Auflagen bestraft.

Truss gilt indes als Liebling der konservativen Parteibasis, die über die Nachfolge entscheidet. In Johnsons Regierung war sie zunächst zwei Jahre lang Außenhandelsministerin, bevor die überzeugte Brexit-Befürworterin zur Außenministerin berufen wurde. Seit vergangenem Jahr vertritt sie zudem als Chef-Unterhändlerin in Brüssel bei der EU britische Positionen.

Johnson war auch nach mehreren Verfehlungen nicht zurückgetreten. Erst nach dem Abgang zahlreicher Mitarbeiter aus Protest kündigte er sein Ausscheiden an. Er will aber im Amt bleiben, bis die Nachfolge geklärt ist. Kurz vor der Debatte berichtete die Zeitung "The Telegraph" unter Berufung auf den ehemaligen Finanzminister Peter Cruddas, Johnson habe bei einem gemeinsamen Essen am Freitag erklärt, er würde am liebsten nicht zurücktreten. Andere Medien zitierten jedoch unmittelbar darauf Regierungsvertreter, wonach Johnson an seinem geplanten Rücktritt festhalte. (Reuters)

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