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U-Präsident Donald Trump

© dpa/Matthew Hatcher

Trumps Politikstil: Bitte keine Aggressionspolitik in Deutschland!

Er verführt, er lügt, er macht Angst. Donald Trumps Politik ist Aggression. Müssen wir ihn nicht stoppen? Ein Essay.

Da sitzt er, wie sprungbereit nach vorne gebeugt, düsteren und direkten Blicks, und erklärt, dass seine Gegner ja gar nicht hinter ihm her seien, sondern „hinter dir“. Und dabei zeigt er auf – mich.

Als Betrachter dieses Bilds, dieses Tweets fühlt man sich betroffen. Und zwar in jeglicher Hinsicht. Denn dieser Donald J. Trump ist nicht bloß eine Kunstfigur. Keine Figur aus einer erfundenen Serie wie „House of Cards“.

Er ist auch nicht nur ein mediokrer Immobilienmogul, von dem keiner so ganz genau weiß, ob er entgegen seiner Großmäuligkeit nicht doch die ganze Zeit an der Pleite entlang jongliert. Sondern er ist – was viel zu viele viel zu lange nicht wahrhaben wollen – der Präsident der vorerst einzigen Supermacht dieser Erde. Der westlichen Vormacht. Des Horts der Werte. Wie man dachte. Bis Trump kam.

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Viele Taten Trumps hören sich nicht einmal unvernünftig an

Werte? Pah! Was von Wert ist, bestimme ich, sagt dieser Mann. Das sagt sein Gesicht, sein Mund, das sagt jeder seiner Hunderten von Tweets wöchentlich. Und: Deals. Deals. Deals. Unablässig redet er davon. Ein Schlagwort, sein Schlagwort, eine Beschwörungsformel.

Ja, mag sein, dass am Anfang die eine oder andere Faszination dabei war. Streiche Trump, setze X, sage „Präsident X“ will das oder das, und plötzlich klingt manches gar nicht so falsch. Das hallt auch nach.

Nehmen wir dieses Beispiel: Ist es falsch, Chinas Machthabern Grenzen aufzuzeigen? Das ist doch etwas, was der sich selbst hochlobende Westen ewig nicht getan hat, aus blankem Nutzen. Man weiß ja nicht, wohin man sonst seine ganzen Waren verkaufen soll, wenn nicht in dieses Riesenreich mit seinen unendlich vielen Menschen, nicht wahr? Ökonomismus statt Kommunismus. So ähnlich wirkte es jedenfalls. Und dann kam „Präsident X“ und wollte sich die Folgen, das Raubkopieren und das Aufkaufen und alles das, nicht länger einfach so gefallen lassen. Er scheint ja auch einen gewissen Erfolg damit zu haben.

Oder: Dass er die Verbündeten in der Nato an ihre Versprechen erinnert – ist das nicht auch okay? Wozu sonst sind Versprechen da. „Präsident X“ könnte in diesem Fall sogar Barack Obama heißen.

Oder: Da ist einer, der verlangt, dass ein Regime wie das im Iran nicht davonkommt. Ein Regime, das so viele Menschen wie nur ein Zweiter in der Welt hinrichtet, und das dem Staat der Juden immer wieder Vernichtung androht. Und da kommt einer, der die Härte anwendet, die das Regime fürchtet: Sanktionen.

Trump regiert nicht

Aber wie das so ist mit gnadenlosen Populisten, wenn sie sich der Themen bemächtigen: Man wird immer etwas finden, was nicht ganz falsch ist. Am Thema. Doch am Umgang damit kann alles falsch sein. Und da öffnet sich die Falle. Denn gibst du dem nach, gibst du ihm recht, und dann wird das aufs Gesamte gemünzt. Als wäre alles richtig.

Das hat Trump ausgenutzt. Das hat er in die Hirne seiner Wähler hineingetrommelt. Und er trommelt weiter. Trump, der Trommler. Aber nicht nur: Wer ihm widerspricht, wird niedergemacht. Er wird da sehr persönlich. Gefährlicher noch: Dieses „Bullying“, diese permanente Machtandrohung, diese pervertierte Form der Machtdemonstration nach dem Motto „die Macht bin ich, der Staat bin ICH“ – sie verfängt! Seine Leute stehen hinter ihm, wie sie hinter kaum einem anderen Präsidenten standen. Donald John Trump wird zum Synonym dafür, wie weit Politik mit Aggression (wieder) führt.

Dieser Präsident regiert nicht. Denn das setzt Diskurs und in jedem Fall die Bereitschaft dazu voraus. Was er dagegen beherrscht, ist die Frontalkommunikation. Noch dazu mit massenmedialer Kraft. Sein Ton ist hart. Er konfrontiert. Er lügt. Er setzt Ängste ein.

Er ist kriegerisch. Er will die Lufthoheit über den Stammtischen – und mehr. Er geriert sich als Führer; und das ist nicht vor allem im amerikanischen Sinn gemeint. Das Wort „Leader“ führt in seinem Fall in die Irre. Dieser Mensch ist kein Politiker im klassischen, im bekannten Sinn. Er macht Angst. Auch weil er weit über die Grenzen seines Landes hinaus wirkt. Auch wirken will – sein Beispiel soll Schule machen. Er legt es darauf an, seine eigene Internationale des Populismus zu errichten. Dafür hat er Botschafter.

Trump denkt nur an sich selbst

Und dieser Mensch macht Angst, weil er sich nicht aufs Gemeinwesen verpflichten lässt. Er genügt sich selbst. Und damit rührt er an etwas: an eine sehr deutsche Erinnerung. Ausgerechnet jetzt.

Dieser Präsident führt seinen Kampf. Trump sieht sich selbst als „great Leader“. Und lässt sich dafür preisen. In unserem Sprachgebrauch ist es dieses Wort, Leader, das eingesetzt wird, weil das Wort Führer ohne weitere Attribute oder Zusätze meistens vermieden wird. Denn da war ja was, nicht wahr? 2020, im Jahr der Erinnerung und des Gedenkens, wird es wieder bloßgelegt werden. Ja, das: Der Leader, der nicht leitet, sondern führt. Einer, der sagt, wo es langgeht und nicht lange fackelt – das kann nach anderthalb Jahrzehnten einer Politik der Reaktion, einer nach Umfragen, einer des geringsten Widerstands, des „Führens von hinten, wie ein guter Schäfer“ (Ex-Bundespräsident Christian Wulff) überall eine Sehnsucht werden. Ein Faszinosum. Das kann verführen.

Ansätze erleben wir hier, in Deutschland, dem Land, das sich den USA so sehr verbunden fühlt und in dem sich die Entwicklungen Amerikas zeitverzögert auch vollziehen. Die Politik mit Aggression – die Alternative für Deutschland? Bloß nicht. Bitte nicht.

Es geht nicht um Spiegelstriche in einem Parteiprogramm, die detailliert zu bewerten wären. Sondern um Trump und wie er die Macht versteht. Eben weil es darum geht, geht es um eine Haltung: die richtige.

Man stelle sich vor: Dieser amerikanische Präsident gefährdet den Hort der Werte und mit seiner Haltung die Demokratie. Also muss die verteidigt werden, in Amerika und hier. Darum müssen die Demokraten ihren Kampf entschlossen führen. Die Demokraten als Partei in Amerika – und zusätzlich die Demokraten hier.

Denn es geht darum, Partei zu nehmen. Einer wie Trump darf nicht regieren, nicht in Amerika, nicht hier. Trump zeigt – nicht nur auf mich.

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