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Protest in New York gegen Donald Trump und seine unklaren Worte.

© Ronald Lopez/imago/ZUMA Press

Update

Trumps Aussagen zu Russland: Der Präsident spricht – und seine Berater müssen es erklären

Donald Trump verwirrt mit widersprüchlichen Aussagen. Vor allem sein Umgang mit Russland schürt Misstrauen. Derweil lädt der US-Präsident Wladimir Putin nach Washington ein.

Auch drei Tage nach dem Gipfeltreffen von US-Präsident Donald Trump mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin ist es das beherrschende Thema der amerikanischen Nachrichtensender: Was hat Trump genau in Helsinki gemeint, was haben die beiden Staatschefs in ihrem zweistündigen Vier-Augen-Gespräch miteinander besprochen – und schadet der Auftritt dem amerikanischen Präsidenten dauerhaft oder stehen seine Anhänger geschlossen hinter ihm wie eh und je? Und inmitten der Kontroverse über seine Russland-Äußerungen hat Trump am Donnerstag eine weitere Begegnung mit Putin angekündigt. Dabei könnten alle Probleme gelöst werden, twitterte er.

Die Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Sanders, teilte am Donnerstag auf Twitter mit, Trump habe den Nationalen Sicherheitsberater John Bolton gebeten, Putin im Herbst in die US-Hauptstadt einzuladen.

Trump ließ weiter erklären, dass er nicht auf einen Vorschlag von Russlands Staatschef Wladimir Putin eingehen wird. Russischen Ermittlern werde es nicht erlaubt, den ehemaligen US-Botschafter in Moskau, Michael McFaul, und weitere US-Bürger zu befragen, sagte Präsidialamtssprechern Sarah Sanders am Donnerstag. Putin hatte dies nach dem Treffen mit Trump als Voraussetzung dafür genannt, dass das US-Justizministerium zwölf in den USA angeklagte russische Spione verhören darf.

Putin habe den Vorschlag in aller Aufrichtigkeit gemacht, aber Trump stimme nicht zu, sagte Sanders. Die USA hofften, dass Putin die zwölf angeklagten Russen in die USA kommen lassen werde, damit sie ihre Unschuld beweisen oder sich schuldig bekennen könnten. Den Vorschlag gegenseitiger Befragungen hatte er zunächst als interessant bezeichnet und prüfen lassen.

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Je nach Empfänger ändert sich die Nachricht

Fest steht, dass Trump und sein Umfeld ungewöhnlich viel Zeit darauf verwenden, sein Verhalten zu erklären, oder es zumindest zu versuchen, nicht nur in unzähligen Tweets, sondern auch in Pressekonferenzen und mehreren Fernsehauftritten des Präsidenten. Doch die Verwirrung wird nicht weniger, im Gegenteil. Das liegt auch daran, dass die Botschaft stets angepasst ist an das entsprechende Medium – und an den Empfänger der Nachricht.

Bei Twitter beschimpft er die „Fake News“-Medien und die oppositionellen Demokraten. Bei seinem Haussender Fox News relativiert er und fährt gleichzeitig neue Attacken – beide Male spricht er direkt zu seiner Basis. Beim Nachrichtensender CBS gibt Trump sich wieder staatsmännischer: Er habe Putin wissen lassen, dass die USA die Einmischung in Wahlen nicht dulden können. Und ja, der Kremlchef sei persönlich für die Hackerangriffe auf die Präsidentschaftswahl 2016 verantwortlich. Am Montag in Helsinki hatte Trump die Erkenntnisse seiner Geheimdienste diesbezüglich noch öffentlich angezweifelt, wofür er auch in den eigenen Reihen scharf kritisiert wurde. Am Dienstag erklärte er, sich lediglich versprochen zu haben.

Die Dolmetscherin könnte vor dem Kongress aussagen

Beunruhigend finden viele vor allem, dass keiner weiß, was Trump und Putin in ihrem Gespräch, bei dem außer zwei Dolmetschern niemand dabei war, beredet haben. Aus den Reihen der Demokraten gibt es daher nun Forderungen, die amerikanische Dolmetscherin Marina Gross vor dem Kongress aussagen zu lassen. Sie und ihre Aufzeichnungen könnten wichtige Informationen über den Inhalt des Gesprächs der beiden Staatschefs liefern. Eine Anhörung der Übersetzerin könne dabei helfen, dass die Abgeordneten und die US-Öffentlichkeit „erfahren, was genau im Namen der USA besprochen und entschieden wurde“, erklärte unter anderem die Senatorin Jeanne Shaheen. Das Weiße Haus wird diese Forderung zwar aller Voraussicht nach ablehnen, aber die Botschaft der Opposition ist in der Welt: Trump ist ein Risiko für die USA.

Die Einwohner Montenegros erklärt er pauschal für aggressiv

In diese Argumentation passen auch Äußerungen von Trump im Interview mit dem Fox-News-Moderator Tucker Carlson, mit denen er nicht weniger als die Grundidee der Nato infrage stellte. Die Verteidigung eines kleinen Verbündeten wie Montenegro, wie es das Beistandsprinzip der Nato vorsieht, könne im Dritten Weltkrieg enden, sagte Trump.

Auf die Frage von Carlson, für was man das Bündnis, das einst gegründet worden sei, um Russland von einer Aggression gegen Westeuropa abzuhalten, heute noch brauche und warum sein Sohn im Falle eines Angriffs als Soldat in ein kleines Land wie Montenegro gehen solle, antwortete er: „Ich verstehe, was Sie sagen, ich habe mir die gleiche Frage gestellt. Montenegro ist ein kleines Land mit sehr starken Menschen. Sie sind sehr aggressive Menschen, sie könnten aggressiv werden, und – Gratulation – man ist im Dritten Weltkrieg.“

Beantworten Sie die Fragen und machen Sie mit bei der Aktion "Deutschland spricht":

Nicht nur Montenegro reagierte am Donnerstag empört auf diese Beleidigung. Auch der republikanische Senator John McCain warf Trump auf Twitter vor, Putin „direkt in die Hände zu spielen“, indem er Montenegro angreife und die Nato-Verpflichtungen der USA infrage stelle. Die Menschen in Montenegro hätten sich tapfer dem russischen Druck widersetzt, um sich zur Demokratie zu bekennen.

Einer zumindest scheint ganz zufrieden mit dem Lauf der Dinge zu sein. Putin wertete den Gipfel von Helsinki am Donnerstag als Erfolg. Zur Beruhigung wird das nicht beitragen. (mit dpa, Reuters)

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