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Meistens im Hintergrund: Donald Trumps scheidende Pressesprecherin Stephanie Grisham im Briefing Room des Weißen Hauses.

© Jacquelyn Martin/REUTERS

Trump ersetzt Stephanie Grisham: Eine Sprecherin, die nichts zu sagen hatte

Kein einziges Briefing hat Stephanie Grisham im Weißen Haus gegeben. Sie soll nun mit einer noch entschiedeneren Verteidigerin von Donald Trump ersetzt werden.

Eine Pressesprecherin, die am liebsten gar nicht mit der Presse spricht - das hat es wohl auch noch nicht gegeben. Und damit ist es jetzt vorerst auch vorbei. Stephanie Grisham beendet nach weniger als einem Jahr ihren Posten als Sprecherin von US-Präsident Donald Trump. Die 43-Jährige wird ab sofort als Stabschefin für Melania Trump arbeiten, wie das Büro der First Lady am Dienstag bekanntgab. Grishams Nachfolge werde „in den kommenden Tagen“ verkündet.

Die „New York Times“ meldete aber bereits, Kayleigh McEnany werde auf Grisham folgen. McEnany spricht bisher für die Wiederwahlkampagne von Trump. In TV-Auftritten verteidigt die 31-Jährige den Präsidenten stets leidenschaftlich. Ob sie die regelmäßigen Briefings früherer Sprecher wieder aufnimmt, ist unklar.

Grisham hat es geschafft, in den neun Monaten ihrer Amtszeit kein einziges Mal den Briefing Room des Weißen Hauses für eine Pressekonferenz zu nutzen, wie es traditionell eigentlich üblich ist. Bei diesem Anlass konnten Journalisten unter früheren Präsidenten in der Regel täglich ihre Fragen stellen. Grishams Begründung für ihre Abwesenheit lautete stets: Der Präsident spreche am besten für sich selbst.

Bei den Corona-Briefings trat Grisham nicht in Erscheinung

Trump selbst nutzt allerdings den Briefing Room auch erst seit der Coronavirus-Krise. Das dann immerhin täglich - und mit zunehmender Ausdauer. Seine Sprecherin trat dabei nicht in Erscheinung. Zuvor hatte sich Trump in der Regel lieber spontan an die Korrespondenten des Weißen Hauses gewandt, gerne vor seinem Hubschrauber, bevor oder nach seinen Reisen. Derzeit verlässt er seinen Amtssitz aber kaum.

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Auf Twitter äußerte sich Grisham häufiger und dabei immer absolut loyal gegenüber dem Präsidenten - und gerne auch ähnlich medienkritisch. So twitterte sie vor sechs Tagen, dass Trump der für Journalisten "zugänglichste" Präsident in der jüngeren Geschichte sei. Und sie bezeichnete regelmäßig kritische Medienberichte als "Fake News".

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Trump beschwert sich aber immer, dass zu wenig gegen die negative Berichterstattung getan werde. Erst am Montagabend hatte er sich mal wieder mit Reportern angelegt. Eine Journalistin blaffte er beim Corona-Briefing an, dass sie das nächste Mal "positiver" fragen solle. "Das wäre so viel netter, wenn Sie das täten." Eine andere Kollegin belehrte er, sie solle ihn und sein Team doch lieber zu der erfolgreichen Arbeit beglückwünschen und nicht so kritisch sein.

Zu Jonathan Karl, immerhin ABC News' Chefkorrespondent für das Weiße Haus und Präsident der White House Correspondents' Association, sagte Trump, er sei ein "drittklassiger Journalist" und werde es ihn nie nach oben schaffen.

Die Neue soll vor allem Trump im Fernsehen verteidigen

Grisham war im vergangenen Juni auf als Nachfolgerin von Sarah Sanders Trumps Sprecherin geworden. Zuvor hatte sie in der gleichen Rolle bereits für Melania Trump gearbeitet, zu der sie jetzt in anderer Funktion zurückkehrt.

Der Wechsel an der Spitze der Kommunikationsabteilung des Weißen Hauses ist der erste unter dem neuen Stabschef Mark Meadows. Der ehemalige Abgeordnete aus North Carolina soll nach Angaben der "New York Times" ein großes Interesse daran habe, dass McEnany Trump auch weiterhin aktiv vor allem im Fernsehen verteidigt. Ihre Vorgängerin Grisham war nur ab und zu in Trumps Lieblingssender Fox News zu sehen.

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