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Hoch zu Ross. So zeigt sich Russlands Präsident Wladimir Putin gern, hier auf einem Foto aus der südsibirischen Region Tuva im August 2009.

© Reuters

Trotz Kritik der Opposition: Wladimir Putin sitzt fest im Sattel

Oppositionspolitiker Garri Kasparow hat Russlands Präsidenten Wladimir Putin und dessen Eliten gerade erst als "Krebsgeschwür" bezeichnet, das beseitigt werden müsse. Doch dem Kremlchef schadet solche Kritik nicht - im Gegenteil.

Garri Kasparow, politischer Gefährte des ermordeten russischen Oppositionsführers Boris Nemzow, hat die internationale Öffentlichkeit aufgerufen, Russland weiter zu isolieren und der Ukraine Waffen zu liefern. Mit einem "Krebsgeschwür", sagte er und meinte Kremlchef Wladimir Putin, könne man nicht verhandeln, es müsse „herausgeschnitten“ werden.

Versuche der außerparlamentarischen Opposition zum politischen Zusammenschluss scheiterten bereits mehrmals an Radikalismus und taktischen Ungeschicklichkeiten des Ex-Schachweltmeisters. Dass Kasparow jetzt ausgerechnet den Kongress in Washington als Tribüne für seine Kritik nutzte, fällt aus Sicht von Pragmatikern in die gleiche Kategorie: Dadurch verfestige sich bei den Massen in Russland nur das von Putin kolportierte Image der APO als Fünfte Kolonne des Westens.

Daten des Lewada-Zentrums, derzeit einziges unabhängiges Meinungsforschungsinstitut in Russland, belegen das. Wären kommenden Sonntag Duma-Wahlen, so die Ergebnisse einer Umfrage von Ende Februar, würden für die sozialliberale Jabloko-Partei weniger als ein Prozent stimmen. Der Anteil der neoliberalen RPR-PARNASS, deren Ko-Vorsitzender Nemzow war, fiel offenbar so gering aus, dass er nicht messbar war. Die Meinungsforscher sortieren sie in die Gruppe „Sonstige“ ein.

Für die als Versorgungswerk von Beamten durchaus umstrittene Kremlpartei „Einiges Russland“ dagegen würden 68 Prozent stimmen. Das wäre eine komfortable Zweidrittelmehrheit, bei der die Opposition nicht einmal Verfassungsänderungen verhindern könnte. Bei der Möglichkeit, das Kreuz in der Spalte „gegen alle“ zu machen, die es derzeit nicht mehr gibt, kämen die Einheitsrussen allerdings nur auf 45 Prozent.

Vor allem Putins hohe persönliche Zustimmungsraten würden auch auf seine Hausmacht durchschlagen, glauben Beobachter. 86 Prozent wollen ihn derzeit im Amt bestätigen. Das ist ein Zuwachs von 2,5 Prozent im Vergleich zur letzten Umfrage vor einem Vierteljahr. Und glaubten 2013 immerhin noch 47 Prozent, es gäbe Alternativen zu Putin, sind es jetzt nur noch 25. Bei der Frage nach konkreten Namen mussten indes die meisten passen.

Der Behauptung „Langer Verbleib an der Macht wirkt sich eher positiv aus und sorgt für Stabilität“ stimmten 41 Prozent zu. 2013 waren es nur 20. Den Thesen „Langer Verbleib an der Macht führt zu Willkür oder Korruption“ stimmten zwölf beziehungsweise 18 Prozent zu. 2013 waren es je 20 und 36 Prozent.

In real existierender Gewaltenteilung wie in westlichen Demokratien sahen ganze 29 Prozent die beste Lösung für Russland. Die Mehrheit wünschte sich einen Präsidenten, der das Zusammenwirken von Regierung und Parlament koordiniert.

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