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Getreide wird im Hafen von Odessa auf ein Schiff verladen (Archivbild).

© REUTERS/Vincent Mundy

Update

Russland räumt Angriff ein: Trotz Getreide-Abkommen – Hafen von Odessa von Raketen getroffen

Die Vereinbarung zwischen der Ukraine, Russland, der Türkei und der UN regelt die Wiederaufnahme von Getreideexporten. Doch die Angriffe gehen offenbar weiter.

Einen Tag nach der Vereinbarung über die Ausfuhr von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer hat Russland nach Angaben aus Kiew den Hafen von Odessa mit Raketen beschossen. „Gestern wurde der Export über den Seeweg vereinbart, und heute greifen die Russen den Hafen von Odessa an“, teilte der Chef des ukrainischen Präsidentenbüros, Andrij Jermak, am Samstag mit.

Russland bombardiere die Hafenstadt. Nach ukrainischen Militärangaben wurden zwei russische Raketen von der Luftabwehr abgefangen, zwei weitere seien im Handelshafen eingeschlagen, hieß es.

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Der Hafen sei „eigens dort getroffen worden, wo Getreidelieferungen abgewickelt wurden“, sagte der ukrainische Militärsprecher Jurij Ignat der Nachrichtenagentur AFP. Der Sachschaden sei jedoch vergleichsweise gering, berichtet das ukrainische Fernsehen.

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Eine Pumpstation sei getroffen worden und ein kleiner Brand habe mehrere Gebäude beschädigt, zitiert der Sender Suspilne eine Sprecherin des ukrainischen Militärs. Das Gelände der Getreidelager sei nicht getroffen worden. Menschen seien nach bisher vorliegenden Informationen nicht zu Schaden gekommen.

Auch nach dem russischen Raketenangriff auf Odessa setzt die Ukraine nach eigenen Angaben ihre Vorbereitungen zur Wiederaufnahme des Getreideexports aus ihren Häfen fort. Das teilt Infrastrukturminister Olexander Kubrakow auf Facebook mit.

Ukraine wirft Russland „Hunger-Terror“ vor

Türkischen Angaben zufolge hatte Russland der Türkei gegenüber einen Angriff auf die ukrainische Hafenstadt Odessa bestritten. „Die Russen haben uns mitgeteilt, dass sie absolut nichts mit diesem Angriff zu tun hätten, und dass sie diese Angelegenheit sehr genau und im Detail untersuchen“, teilt der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar mit. Der Angriff sei sehr bedauerlich.

Am Sonntag räumte Russland den Angriff schließlich ein. Mit hochpräzisen Raketen sei ein Kriegsschiff der Ukraine getroffen worden, erklärt Sprecherin Maria Sacharowa. 

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Russland hatte am Freitag in dem Abkommen zugesichert, die Schiffe über einen Seekorridor fahren zu lassen und nicht zu beschießen. Auch die beteiligten Häfen dürften nicht angegriffen werden. Jermak warf Russland „Hunger-Terror“ vor. „Die Welt muss handeln.“ Nötig seien „effektive Sanktionen gegen Russland und mehr Waffen für die Ukraine“.

Selenskyj sieht Sinn des Abkommens infrage gestellt

Der Raketenbeschuss beweise nur eins, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einem auf Telegram verbreiteten Video: „Egal was Russland sagt oder verspricht, es wird Möglichkeiten finden, es nicht umzusetzen.“ Der Angriff werfe Zweifel auf an dem Abkommen über die Ausfuhr von Millionen Tonnen Getreide aus der Ukraine, sagte der Sprecher des Außenministeriums in Kiew, Oleh Nikolenko. Mit seinen Raketen „spuckt“ der russische Präsident Wladimir Putin dem UN-Generalsekretär António Guterres und dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ins Gesicht. Die beiden hätten große Anstrengungen unternommen, um das Abkommen zu erreichen.

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Die Ukraine rufe die Vereinten Nationen und die Türkei auf, Russland zur Einhaltung des Abkommens zu drängen, sagte Nikolenko. Sollte das Abkommen nicht umgesetzt werden, trage Russland die Verantwortung für die globale Lebensmittelkrise. Rund 20 Millionen Tonnen Getreide will die Ukraine ausführen.

Baerbock nennt Raketenangriffe „feige“

Außenminister Annalena Baerbock verurteilte den russischen Angriff auf den Hafen von Odessa scharf und stellte die Glaubwürdigkeit russischer Zusagen infrage. „Die feigen Raketenangriffe auf den Hafen von Odessa zeigen, dass die Unterschrift der russischen Führung derzeit wenig zählt“, sagte Baerbock am Samstag der Nachrichtenagentur Reuters. Die Millionen von Menschen weltweit, die Russland mit seinem „Kornkrieg“ hart treffe, hofften darauf, dass sich Russland an die eigenen Zusagen halte und den Transport des Getreides über das Schwarze Meer ermögliche.

„Der Angriff zeigt uns aber auch, dass wir weiter mit Hochdruck an Alternativen arbeiten müssen“, fügte die Grünen-Politikerin in Anspielung auf den Export ukrainischen Getreides etwa über Häfen in Rumänien hinzu.

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Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) schrieb bei Twitter: „Das ist so furchtbar. Gestern so viel Hoffnung wegen des Abkommens. Heute Angriffe auf #Odesa. Gestern bin ich im #Hafen gewesen, durch die Stadt gelaufen, mit so vielen geredet, einem Hochzeitspaar gratuliert. Hoffe so sehr, es geht allen gut. Was ist die Unterschrift noch wert?“

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Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) kommentierte auf Twitter: „Gestern: Erdogan vermittelt #graindeal mit Putin. Heute: (russische) Raketen auf #Odessa. Wäre gut & wichtig, wenn Getreide übers Schwarze Meer rauskommt. Sehe es aber wie mein (ukrainischer) Amtskollege Mykola Solskyj: Brauchen permanente Alternativ-Route für ukrainisches Getreide.“

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Kritik kommt auch von den Vereinigten Staaten: Die US-Botschafterin in Kiew wertet den Angriff auf Odessa als ungeheuerlich und fordert, Russland müsse zur Rechenschaft gezogen werden. "Der Kreml fährt fort damit, Grundnahrungsmittel als Waffe einzusetzen", erklärt Bridget Brink über den Kurznachrichtendienst Twitter mit Blick auf das Abkommen zwischen Russland, der Ukraine und der Türkei, nach dem die Getreideausfuhr aus ukrainischen Schwarzmeer-Häfen wieder aufgenommen werden soll.

Im Hafen der Stadt am Schwarzen Meer ist mindestens ein deutsches Unternehmen tätig. Der „Container Terminal Odessa“ wird von der deutschen Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) betrieben und schlägt unter anderem Schüttgüter um. Zu Schüttgütern zählen neben Baustoffe wie Sand und Kies auch Lebensmittel wie Getreide, dessen Export in der Vereinbarung zwischen der Ukraine, Russland, der Türkei und den Vereinten Nationen geregelt wurde.

„Vor dem Hintergrund des Krieges in der Ukraine wurde der Terminal in Abstimmung mit den ukrainischen Behörden für den wasserseitigen Umschlag geschlossen“, heißt es auf der Internetseite der HHLA. Der Betrieb in Odessa solle „so schnell wie möglich“ wieder aufgenommen werden. „Wann das sein wird, lässt sich derzeit auf Grund der aktuellen Situation nicht abschätzen.“ Mehrheitseigner der HHLA ist die Hansestadt Hamburg. (Tsp mit dpa/Reuters/AFP)

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