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In einer Fabrik in Taiwan werden Schutzmasken verpackt. Eine Million Masken aus Taiwan gingen jetzt nach Deutschland.

© Ann Wang/Reuters

Corona-Hilfe aus Fernost: Taiwan schickt Masken, aber keiner soll es sehen

Taiwan hat eine Million Schutzmasken nach Deutschland geschickt. Eine öffentliche Übergabe wurde abgesagt - auf Drängen Pekings?

Taiwan hat das Coronavirus dank frühen Eingreifens praktisch besiegt, noch bevor es sich ausbreiten konnte – und hilft jetzt andern: An zehn europäische Länder sind bereits Schutzmasken gegangen, darunter Frankreich, die Schweiz, Italien, Polen und Tschechien. Eine Million Masken für Deutschland trafen am Gründonnerstag auf dem Frankfurter Flughafen ein.  Sie sollten am Mittwoch offiziell übergeben werden.

Nur: Richtig viel Dankbarkeit zeigt Deutschland nicht, jedenfalls nicht offen.  Die kleine Zeremonie am Lager der Logistikfirma Fiege, die im Auftrag  des Bundesgesundheitsministeriums Transport und Verteilung von Schutzkleidung für Deutschland übernahm, wurde kurz zuvor abgesagt.

Wegen der Hygienevorschriften, so teilte die Firma am Dienstagabend der Vertretung Taiwans in Berlin mit, könne man nur dem Botschafter und dessen engster Begleitung, Fahrer und Sekretärin, den Zutritt zum Gelände in der Nähe von Erfurt erlauben. 

Kein Mitglied der WHO

Vier Bundestagsabgeordnete, die sich angekündigt hatten, mussten zu Hause bleiben, auch für die Presse ist kein Platz. Taipehs Geschäftsträger in Berlin, Jhy-Wey Shieh, wollte auf Tagesspiegel-Anfrage nicht äußern. Im Kreis der ursprünglichen Gäste der Übergabe wurde Verwunderung über die kurzfristige Absage geäußert. Trotz mehrfacher Kontakte habe es „bis zum Dienstag kein Nein“ gegeben. „Dass Sicherheitsvorschriften zu beachten sein würden, war doch von vornherein klar.“

Viel spricht dafür, dass Taiwans großer Nachbar China entweder intervenierte oder die Bundesregierung schon vorsorglich Ärger vermeiden wollte. Peking betrachtet die demokratisch regierte Inselrepublik als abtrünnige Provinz und schneidet ihr internationale Aufmerksamkeit und Einfluss ab, wo immer sie kann.

So ist Taiwan nicht Mitglied der Weltgesundheitsorganisation WHO und konnte in der Pandemie dort weder seine Epidemie-Erfahrungen einbringen noch auf WHO-Daten zurückgreifen. Taipehs Berliner Diplomat Shieh darf deswegen auch nicht Botschafter heißen, sondern firmiert als „Repräsentant“ seines Landes. In keinem europäischen Land, das Atemmasken aus Taiwan geschenkt bekam, waren bisher Regierungsvertreterinnen zugegen.

FDP will Taipeh im Bundestag helfen

Die Firma Fiege aus Greven in Nordrhein-Westfalen, die im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums die Lagerung und Verteilung von Schutzkleidung für Deutschland übernahm, verwies auf Tagesspiegel-Anfrage ebenfalls auf die „aktuellen Sicherheits- und Hygienevorschriften“. Eine größere Übergabezeremonie hätte eine „Gefahr für die stabile und sichere Abwicklung“ bedeutet, sagt Firmensprecher Julian Mester. Gab es da einen Wink des Kunden? „Wir sind immer im Austausch mit dem Gesundheitsministerium.“

Der sächsische CDU-Bundestagsabgeordnete Marian Wendt, der vor Wochen die ersten Transporte italienischer Covid-Kranker nach Leipzig mitorganisierte und eigentlich in Thüringen dabeisein wollte, sagte dem Tagesspiegel: „Chinas Verhalten ist nicht nachzuvollziehen. Es muss hier um Menschenleben gehen und nicht um politisches Kalkül.“

Sein FDP-Kollege Marcus Faber erklärte, es sei „unverständlich, dass Taiwan nach wie vor nicht an der Weltgesundheitsorganisation WHO teilnehmen darf, obwohl es weltweit am vorbildlichsten mit Corona umgeht“. Seine Fraktion werde jetzt einen Antrag im Bundestag einbringen, der sich gegen die chinesische Blockade richtet.  

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