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Das HIMARS-System, hier zu sehen in Marokko.

© FADEL SENNA / AFP

Tag 120 des Ukraine-Kriegs: Vor diesen Herausforderungen steht die ukrainische Armee mit den neuen Waffen

Himars aus den USA in der Ukraine, Nutzung von Drohnen hat offenbar nachgelassen und weitere Entwicklungen des Tages. Der Überblick am Abend.

Nicht nur das versprochene Dutzend an Panzerhaubitzen aus Deutschland und den Niederlanden ist inzwischen in der Ukraine angekommen; auch die vier Mehrfachraketenwerfer Himars (im Bild unten) aus den USA sind mittlerweile im Land.

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Wem das zu viel Militärsprech ist: Es handelt sich dabei um die Waffen, die mittelfristig der Ukraine die Oberhand über die russischen Truppen sichern sollen. Vorausgesetzt natürlich, eine größere Zahl wird nachgeliefert. An den Himars lässt sich aber auch kurz erklären, vor welchen Herausforderungen die ukrainische Armee mit dem neuen Material aus dem Westen steht.

  • Erstens: das Training. Die Himars waren schon in Polen, dort wurden auch über mehrere Wochen die ukrainischen Soldaten trainiert, die sie nutzen. Diese Soldaten sollen ihr Wissen nun an die Kameraden weitergeben.
  • Zweitens: die Munition. Das System kann innerhalb von Sekunden sechs Raketen abschießen. Die Raketen stecken in einer Batterie, die gewechselt wird und 2,5 Tonnen wiegt. Die Trucks, die die Raketenwerfer begleiten und laden, können maximal acht der Batterien transportieren. Allein die Munition für einen Dauereinsatz an die Front zu bringen, ist eine gigantische logistische Leistung.
  • Drittens: die Wartung. Im Kriegseinsatz muss das Gerät regelmäßig gewartet werden; die Kräfte, die auf das Material wirken, sind immens. Es müssen also nicht nur die Soldaten lernen, die Systeme zu benutzen, sondern die Mechaniker müssen es auch reparieren können. Und sie brauchen die Ersatzteile. Fehlt das alles, muss das Gerät die mehr als 1000 Kilometer von der Front auf EU-Territorium zurücklegen. Dann muss es wieder an die Front gebracht werden.

Selten oder wahrscheinlich noch nie stand eine Armee vor der Aufgabe, die jetzt die Ukrainer bewältigen müssen: Mitten in einem brutalen Krieg, das gesamte Waffensystem umzustellen, ohne diese Waffen oder die Munition für die Waffen selbst produzieren zu können.

Mehr dazu, was die Himars können, lesen Sie hier: HIMARS, MARS II und M270: Ukraine bekommt die geforderten Raketenwerfer – werden sie den Krieg verändern?

DIE WICHTIGSTEN NACHRICHTEN DES TAGES IM ÜBERBLICK

  • Die Nutzung ukrainischer Drohnen hat in der Ostukraine Analysten zufolge nachgelassen. Das russische Militär habe seine Luftabwehr zuletzt massiv ausgebaut, um seine Artillerie an der Front besser zu schützen. Das trage nach Ansicht des US-Thinktanks dazu bei, dass die russische Armee im Donbass einfacher vorrücken könne, etwa nahe der Stadt Lyssytschansk. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Israels Weigerung, wegen des Ukraine-Krieges Sanktionen gegen Russland zu verhängen, kritisiert. Er könne die Haltung Israels gegenüber Russland nur schwer verstehen, sagte Selenskyj am Donnerstag in einer an Studierende der Hebräischen Universität Jerusalem gerichteten Videoansprache.
  • Russlands Präsident Wladimir Putin hat dem Westen die Schuld für globale Wirtschaftskrise gegeben und den sogenannten fünf Brics-Staaten eine neue Führungsrolle zugesprochen. Dazu gehören China, Brasilien, Indien, Russland und Südafrika.
  • Vier Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine besteht der Kreml mit Blick auf mögliche künftige Verhandlungen auf allen seinen Forderungen. „Was einen Friedensplan betrifft, so ist der möglich, nachdem Kiew alle Forderungen der russischen Seite erfüllt hat“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge. Peskow nannte die Forderungen nicht im Detail. „Die Ukraine kennt sie genau“, sagte er nur. 
  • Angesichts der russischen Blockade von Getreideexporten aus der Ukraine haben die Türkei und Großbritannien auf eine schnelle Lösung gedrängt. „Diese Getreidekrise ist dringlich und sie muss innerhalb des nächsten Monats gelöst werden. Andernfalls kann es zu verheerenden Folgen kommen“, sagte die britische Außenministerin Liz Truss am Donnerstag vor Reportern in Ankara nach einem Treffen mit ihrem türkischen Kollegen Mevlüt Çavusoglu.
  • Russland tauscht offenbar den Oberbefehlshaber für die Ukraine-Invasion aus: General Dvornikow hatte den Posten erst im April angetreten – nun ist er ihn wohl schon wieder los. Wer übernimmt, ist allerdings unklar. Mehr hier.

HINTERGRUND UND ANALYSE

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