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Peer Steinbrück und Sigmar Gabriel wollen mit einem Harmonie-Signal die SPD-Basis beruhigen.

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Einigkeit in der SPD: Steinbrück und Gabriel senden Harmonie-Signal

Die Ruhe nach dem Sturm: Peer Steinbrück und Sigmar Gabriel wollen mit einem Harmonie-Signal die SPD-Basis beruhigen - ob das gelingt?

Von Hans Monath

Nach dem großen Krach zwischen dem Kanzlerkandidaten und dem Parteichef der SPD widmeten sich Sigmar Gabriel und Peer Steinbrück am Montag zur Abwechslung einer Aufgabe, wie man sie von Herausforderern von Angela Merkel erwarten darf: Gemeinsam traten sie im Willy-Brandt-Haus vor die Mikrofone und attackierten die Milliardenversprechen des CDU/CSU-Wahlprogramms als angekündigten Betrug am Wähler. Merkel wolle die Bürger mit unfinanzierbaren Versprechen für dumm verkaufen, warnte Ex-Finanzminister Steinbrück. Gabriel spottete, die Versprechen der Union hätten statt in der Humboldt-Box in Berlin eigentlich in Bodenwerder vorgestellt werden müssen – wo der Lügenbaron Münchhausen lebte.

Mit seinem öffentlichen Vorwurf der Illoyalität an die Adresse Gabriels hatte Steinbrück am vorvergangenen Wochenende nicht nur den Parteichef persönlich schwer getroffen, sondern auch die eigene Partei verunsichert. Rund drei Monate vor dem Wahltermin kann Zwist an der Parteispitze wie Gift auf die Motivation der Parteibasis wirken, die stagnierende oder gar fallende Umfrageergebnisse von unter 30 Prozent beobachtet. Selbst Generalsekretärin Andrea Nahles gestand ein, der öffentliche Dissens habe in der SPD „viele irritiert“.

Noch am vergangenen Dienstag hatte Steinbrück seinen Ordnungsruf in einem Interview als notwendiges Signal verteidigt. Doch schon wenige Tage später kamen er und Gabriel offenbar zu dem Schluss, dass nach dem vom Parteichef akzeptierten Ordnungsruf („dann darf er das“) ein Signal der Harmonie nötig sei, dass die Parteibasis beruhigt. Dabei ist im historischen Gedächtnis der SPD die Inszenierung von Einigkeit zwischen Spitzenkräften, die sich misstrauen, mit Gerhard Schröder und Oskar Lafontaine verbunden. Beide ließen sich ein Jahr vor der Bundestagswahl von 1998 mit ihren Ehefrauen an der Saarschleife fotografieren. „Wenn es den Begriff Freundschaft gibt, dann würde ich ihn hier anwenden“, erklärte Schröder dazu. „Die öffentlich zelebrierte Freundschaft zwischen Lafontaine und Schröder war immer zu schön, um wahr zu sein“, schrieb der „Spiegel“ nach Lafontaines Flucht aus der Verantwortung dazu: „Sie war aber auch zu wahr, um schön enden zu können.“

Den großen Begriff „Freundschaft“ bemühten Steinbrück und Gabriel nun nicht, als sie sich am Donnerstagabend im Berliner Biergarten „Zollpackhof“ neben dem Kanzleramt trafen, sich dicht nebeneinander auf eine Bank setzten, die Biergläser hoben und um die Wette in die Kamera lachten. „Bier-Gipfel. Hier trinken Gabriel & Steinbrück auf ihre Versöhnung“, betitelte die „Bild“ die Aufnahmen, die sie am Wochenende mit einem Doppel-Interview druckte.

Steinbrück sagte darin, es habe „reinigende Gewitter“ gegeben und nahm dann das zurück, was er zuvor noch verteidigt hatte. „Das war kein persönlicher Vorwurf an Sigmar Gabriel“, meinte er, es sei ihm um einen allgemeinen „Weckruf“ an die gesamte Partei gegangen, sich hinter ihm, dem Kandidaten, zu versammeln. „So ist es“, pflichtete Gabriel ihm bei und fügte hinzu, gemessen am Dauerstreit in Merkels schwarz-gelber Koalition gehe es in der SPD-Spitze „ja schon fast sanftmütig zu“. Beide müssten ihre unterschiedlichen Begabungen „jetzt zusammenführen“, verlangte der Kandidat.

Beide Politiker dementierten auch entschieden, dass es in der Auseinandersetzung schon darum gegangen sei, für eine verloren gegebene Wahl Schuldige zu suchen. „Wenn es schiefgeht, dann sind wir alle dran“, meinte Steinbrück sibyllinisch und fügte hinzu: „Es wird aber nicht schiefgehen.“

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