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Während die Menschen in Deutschland den Sommer genießen, steigen die Infektionszahlen wieder an.

© Jens Kalaene/dpa

Steigende Infektionszahlen in Deutschland: Die Wende

Die Zahl der Neuinfektionen steigt wieder – es wird ein Wettrennen mit dem Fortschritt bei den Impfungen

Bei den Corona-Infektionen in Deutschland zeichnet sich eine Trendwende ab. Am Samstag stieg die Sieben- Tage-Inzidenz zum vierten Mal in Folge; innerhalb von sieben Tagen wurden pro 100.000 Einwohner 5,8 Neuinfektionen registriert. Auch die Zahl der Todesfälle steigt wieder. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts wurden am Freitag 35 Todesfälle innerhalb von 24 Stunden verzeichnet – vor einer Woche waren es noch 16.

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In Berlin lag die Inzidenz am Samstag bei 7,3 und damit über dem bundesweiten Durchschnitt. Eine der Berliner Corona- Ampeln sprang wegen der steigenden Inzidenz von Grün auf Orange. Damit müssen die geltenden Maßnahmen genau überprüft, aber noch nicht verschärft werden.

Virologen hatten die Entwicklung vorausgesehen

Virologen hatten die Trendwende bei den Neuinfektionen vorausgesehen, zumal der so genannte Sieben-Tage-R-Wert bereits seit Juni wieder steigt. Gegenwärtig liegt er bei 1,17. Das bedeutet, dass 100 Infizierte vor acht bis 16 Tagen rechnerisch 117 weitere Menschen ansteckten.

Justizministerin Christine Lambrecht (SPD) dämpfte Hoffnungen auf ein baldiges Ende aller Corona-Maßnahmen. Entscheidend für das Ende der Maßnahmen sei nicht, ob jeder Erwachsene ein Impfangebot erhalten habe, sagte sie der „Augsburger Allgemeinen“. Man müsse zuvor „deutlich weiter in Richtung Herdenimmunität kommen“. Außenminister Heiko Maas (SPD) hat für ein Ende der Einschränkungen im August plädiert.

Beirat in Frankreich hält Impfquote von 95 Prozent für nötig

Die Impfkampagne entwickelt sich EU-weit zu einem Wettrennen gegen eine weitere Corona-Welle. Zwar ist inzwischen genug Impfstoff vorhanden, doch sinkt die Zahl der Impfwilligen. Für Kinder unter 12 Jahren gibt es noch keinen Impfstoff, für Jugendliche zwischen 12 und 17 Jahren keine klaren Empfehlungen. Der wissenschaftliche Beirat der französischen Regierung hält inzwischen wegen der ansteckenderen Delta-Variante eine Impfquote von bis zu 95 Prozent zur Eindämmung der Pandemie für notwendig.

Erfurter Psychologin Betsch für niedrige Hürden beim Impfen

Die Erfurter Professorin und Psychologin Cornelia Betsch fordert niedrige Hürden für Impfungen. „Wir müssen mit dem Gesundheitsangebot dahin gehen, wo die Menschen sind“, sagte Betsch dem Tagesspiegel. „Man kann sich testen lassen bei dm – warum nicht auch impfen bei dm oder Aldi?“ Natürlich handele es sich um einen medizinischen Eingriff, aber es seien ja Ärzte anwesend. Oft wüssten die Menschen ohnehin, dass sie die Impfung wollen. „Sie sind nur nicht bereit, x mal auf die Terminseite zu klicken oder ständig beim Hausarzt anzurufen.“ Die Forscherin untersucht im Rahmen der Cosmo-Studie seit März 2020 Einstellungen und Verhalten in der Pandemie.

Diskotheken in den Niederlanden wieder dicht

In Großbritannien hält Premierminister Boris Johnson bislang weiter an dem Ziel fest, am 19. Juli so gut wie alle noch bestehenden Corona-Beschränkungen fallen zu lassen. Dagegen wurden in den Niederlanden Lockerungen wieder zurückgenommen. Diskotheken und Nachtclubs wurden dort am Samstag wieder geschlossen, nachdem die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von sieben Tagen um das Siebenfache gestiegen war. Im angrenzenden Nordrhein-Westfalen erlaubt die Regierung von Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) das Feiern in Clubs und Discos seit Freitag wieder.

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