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Biden reduziert die Treibhausgase, um zu zeigen: Das kann auch China, von dort kommt der größte Ausstoß.

© REUTERS

Start des virtuellen Klimagipfels: In Asien müssen die Emissionen sinken – sonst ist die Klimarettung verloren

US-Präsident Biden will China durch eine neue Herangehensweise zur Trendwende bewegen. Zieht Europa bei der Klima-Strategie mit? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christoph von Marschall

Drei Dinge sind an Joe Bidens Klimagipfel bemerkenswert. Er kehrt nicht nur in das Pariser Klimaabkommen zurück, das Donald Trump gekündigt hatte, sondern geht weit über Barack Obamas Zusagen hinaus, wie weit die USA ihre Emissionen reduzieren.

Zweitens etabliert er einen neuen Verhandlungsprozess neben den UN-Klimakonferenzen, der hoffentlich verbindliche Ergebnisse schneller liefert.

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Drittens versucht er China durch eine neue Herangehensweise zur Trendwende zu bringen: Er droht nicht mit Sanktionen, hat aber auch kein Verständnis für Pekings Ausreden, es habe als Entwicklungsland ein Anrecht, mehr zu verschmutzen als die westlichen Industriestaaten. Biden lädt China ein, gemeinsame Führungsverantwortung mit den USA und Europa zu übernehmen.

Biden argumentiert: Nach den schädlichen Trump-Jahren gehen wir mit gutem Beispiel voran, halbieren unseren Ausstoß bis 2030 und streben die „Netto-Null“, also klimaneutrales Wirtschaften, bis 2050 an. Das könnt ihr auch, die Technik ist vorhanden, man muss bereit sein, zu investieren.

Europa hat Einwände. Wird es Biden dennoch unterstützen?

Das ist knallharter Pragmatismus. Werden die Europäer ihn dabei unterstützen?

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Sie haben berechtigte Einwände. Schadet das neue Format dem UN-Prozess? Kann man sich auf Bidens Zusagen verlassen oder werden sie, wie geschehen, nach der nächsten Präsidentenwahl wertlos? Und ist es gerecht, wenn alle die gleichen Auflagen zur Reduktion bekommen, unabhängig davon, wie viel sie seit Beginn des Industriezeitalters zu der aktuellen Klimakrise beigetragen haben?

Das Klima lässt nicht mit sich verhandeln - das gilt auch für China

Doch über all diesen Erwägungen steht ein faktischer Imperativ. Die Hauptbelastung kommt heute aus Asien. Wenn China und seine Nachbarn bis 2030 und darüber hinaus so weiter machen wie bisher, sind die gemeinsamen Klimaziele nicht zu erreichen.

Und dann kommt, warnen die Experten, die Erderwärmung um mehr als zwei Grad mit all ihren katastrophalen Folgen für Milliarden Menschen.

Sofern der Satz der „Fridays for Future“-Bewegung richtig ist – „Das Klima lässt nicht mit sich verhandeln“ –, darf er nicht nur für Europa und die USA gelten. China ist jetzt für 30 Prozent der globalen Emissionen verantwortlich, Tendenz stark steigend. Wenn dort jedes Jahr vielfach mehr Kohlekraftwerke ans Netz gehen als im Westen schließen, kann das nicht gut gehen. Deshalb sollte die Welt Biden Erfolg wünschen.

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