zum Hauptinhalt
Schafe grasen neben einer Photovoltaik-Anlage.

© mauritius images / Cultura / Mischa Keijser/Cultura / Mischa Keijser

Solarparks auf Äckern: Ist Deutschlands Landwirtschaft in Gefahr?

Die Bundesregierung möchte es erleichtern, Freiflächensolaranlagen auf landwirtschaftlich genutzten Flächen zu errichten. Ob das ein Problem für die Produktion von Lebensmitteln wird, schätzen drei Experten ein.

Von
  • Bernhard Strohmayer
  • Theresa Kärtner
  • Tina Mieritz

Deutschlands Klimaziele sind gesetzlich verankert: Bis zum Jahr 2030 soll der Anteil erneuerbarer Energien am Strommix von aktuell 52 Prozent auf 80 Prozent steigen. Außerdem soll aller Strom bis 2045 treibhausgasneutral erzeugt werden. Um diese Ziele zu erreichen, muss die Photovoltaik (PV) ausgebaut werden – und die Bundesregierung sieht dies nicht nur auf Dächern und bereits versiegelten Flächen vor, sondern vermehrt auch auf landwirtschaftlich genutzten Böden.

Was für Landwirte finanziell attraktiv sein kann, ruft Kritiker auf den Plan: Ertragreiche Flächen könnten dadurch für die Landwirtschaft verloren gehen und die Nahrungsmittelsicherheit in Deutschland gefährden.

Doch ist diese Sorge berechtigt? Und gibt es andere Lösungen? In unserer Serie „3 auf 1“ haben wir drei Experten um ihre Einschätzung gebeten. Alle Teile des Formats „3 auf 1“ finden Sie hier.


Flächenkonflikte sind eine Scheindebatte

Aktuell werden 60 Prozent des Agrarlandes in Deutschland für den Anbau von Futtermitteln genutzt. Unser Fleischkonsum nimmt also mit Abstand die meisten Äcker in Anspruch. Auf 14 Prozent der Äcker wachsen „Energiepflanzen“, deren Biomasse energetisch genutzt wird. Oft handelt es sich um intensiv bewirtschaftete Maisflächen, auf denen Biodiversität keine Chance hat. Zudem ist der Stromertrag pro Fläche durch Solarparks 65-mal höher als die energetische Verwertung von Biomasse. Nur 22 Prozent der Ackerflächen werden überhaupt zur direkten Nahrungsmittelproduktion genutzt.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Solarparks werden zukünftig vielleicht ein Prozent der landwirtschaftlichen Flächen beanspruchen. Die angebliche Flächenkonkurrenz ist also eher eine Scheindebatte. Wir sollten stattdessen darüber sprechen, wie Solarparks auf Standorte in der intensiv genutzten Agrarlandschaft gelenkt werden können, damit ökologisch höherwertige Flächen von der Nutzung frei bleiben. Es wird Zeit für mehr Klima- und Naturschutz im Agrarsektor. Dazu können Solarparks einen Beitrag leisten.


Der Verlust ertragreicher Böden muss vermieden werden

Grundsätzlich gilt es, den Verlust ertragreicher landwirtschaftlicher Flächen im Sinne der Sicherung einer nachhaltigen Ernährung so weit wie möglich zu vermeiden. In Deutschland sind seit der Wende über 1,5 Millionen Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche verloren gegangen, dies entspricht fast der Fläche Schleswig-Holsteins. Daher muss nun vor allem das auf Dächern, Parkplätzen und weiteren bereits bebauten Flächen vorhandenes Potenzial genutzt werden.

Auf landwirtschaftlichen Flächen sind Freiflächen-PV-Anlagen aus Sicht des DBV nur auf sehr ertragsschwachen Standorten vertretbar. Eine Alternative stellen Agri-PV-Anlagen dar: Mit ihnen kann eine Fläche gleichzeitig für die Nahrungsmittelerzeugung und PV genutzt werden. Entscheidend für die Akzeptanz ist dabei, dass es sich vor allem um Bürgerenergieprojekte oder PV-Projekte der ansässigen Landwirte handelt, nicht um Projekte externer Investoren. So kann Teilhabe stattfinden und die Wertschöpfung in den ländlichen Regionen gehalten werden.


Konflikte um Flächen kann man mit Kompromissen lösen

Langfristig werden nur ein bis 1,5 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen für Solarparks benötigt, um die deutschen Klimaziele zu erfüllen. Das wird die Ernährungssicherheit nicht gefährden. Außerdem kann man Flächenkonflikte mit besonderen Arten von Solarparks überwinden: Bei der Agri-PV sind die Anlagen hoch aufgeständert oder schwenkbar, sodass auf den Flächen weiter klassische Landwirtschaft betrieben werden kann. Bei der extensiven Agri-PV stehen die Module der Freiflächenanlagen weiter auseinander. Solche Anlagen werden von Landwirten so gepflegt, dass sich in den Solarparks Artenvielfalt entwickelt.

Würde gesetzlich geregelt, dass solche Flächen weiter als landwirtschaftlich genutzt gelten, könnten sich starke Synergien ergeben: Der Solarausbau würde landwirtschafts- und naturverträglich. Da artenreiche Solarparks keine zusätzlichen Ausgleichsflächen benötigen, wie sie für Baumaßnahmen vorgeschrieben sind, würde dies ebenfalls Anbauflächen für Lebensmittel schonen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false